Pluribus namque in hoc saeculo viventibus secreta conscientia manifestissime declarabat, quid propter adrogantes silere satius quam emulantibus innotescere, qui ingentem devotionem habent detrahendi. Nam dum bonis invident, suam superstitiosam indicant conscientiam.
Viator hatte mich freundlicherweise auf das ökumenische Heiligenlexikon hingewiesen. Dort wurde der Absatz folgendermaßen ediert:
Pluribus namque in hoc sæculo viuentibus secretas conscientias liquido declarabat. Quod propter arrogantes silere satius, quam æmulantibus innotescere malui, qui ingentem deuotionem habent detrahendi: nam dum bonis inuident suam superstitiosam indicant conscientiam.
Mein Versuch:
Vielen, die in diesem Zeitalter/in ihrem Alter lebten, erklärte sie offenbar das geheime Gewissen/Bewusstsein. Wer aus Überheblichkeit schneller schweigt wie aus Eifersucht kund tut, der hat eine große Hingabe sich zu entziehen. Denn während er die Guten beneidet, zeigt er sein abergläubisches Gewissen.
Wie immer mit großem Dank!
Re: Hilfe - mal wieder ;)
filix am 11.1.17 um 12:07 Uhr, überarbeitet am 11.1.17 um 12:18 Uhr (Zitieren)
Ich hätte im „Original“ (welchen Text benutzt du?) lediglich „secreta conscientiae“ und „quod“ statt „quid“ gesetzt. Das „malui“ erscheint mir eine Verschlimmbesserung.
„Sie offenbarte nämlich vielen in diesem Zeitalter Lebenden die Geheimnisse ihres Gewissens auf die deutlichste Weise. Welche Dinge es besser wäre zu verschweigen der Anmaßenden wegen als sie den Neidern kundzutun, die eine ungeheure Hingabe zur Abwertung besitzen. Denn indem sie die Guten beneiden, zeigen sie ihr abergläubisches Bewusstsein.“
Vermutlich soll das ausdrücken, dass sie in ihrer Ignoranz und Entwertung der göttlich inspirierten Geheimnisse, die die Heilige freimütig kundtut, ihren eigenen Irrglauben offenbaren.
Mit „abergläubisch“ sollte alles das gemeint sein, was nicht „christlich“ ist, da es sich um eine Heiligenvita handelt. Das „Original“ ist auch nur eine Zusammenstellung aus verschiedenen Handschriften, vermutlich aus dem 5. Jahrhundert.
Danke für eure Hilfe! Ich gebe zu, dass ich die Stelle inhaltlich noch immer nicht wirklich verstanden habe, denke aber, dass es sich dabei um irgendeine Form von religiösem Gleichnis handelt..
Ein Gleichnis liegt nicht vor. Der Hagiograph kommentiert die naive Verhaltensweise seiner Protagonistin, ihre religiösen Eingebungen und Empfindungen vorbehaltlos mit der Welt zu teilen, worauf sich nach seiner Darstellung missgünstige Neider einstellen, die sie in Misskredit bringen wollen. Die wiederum brandmarkt er als Abergläubische, da sie in diesen Angriffen nur ihren eigenen Unglauben dokumentierten.