Wie ich das korrekt. Die KNG-Kongruenz besteht doch hier nicht. Also kann ich es auch nicht mit dem Geist und der Vernunft der Götter übersetzen. Oder doch?
ratione = Abl. Sing. , konson. Dekl. (Dativ: rationi)
Die KNG-Frage stellt sich hier nicht, weil keine Adjektive oder Partizipien im Spiel sind.
Es geht wohl um diesen Satz:
Sunt autem alii philosophi, et hi quidem magni atque nobiles, qui deorum mente atque ratione omnem mundum administrari et regi censeant, ...
... die der Meinung sind, dass die gesamte Welt vom Geist/Willen und von der Vernunft der Götter gelenkt und beherrscht werde.
@filix: meine Antwort: nein
Ich deute den Satz so, dass ein Gott geopfert wurde ( was auch immer das bedeuten mag) und einem anderen Gott wurde ein Opfer dargebracht.
Es soll wohl ausgedrückt werden, dass zwei Göttern an einem Tag Opfer dargebracht wurden, an error?
Re: KNG-Kongruenz
filix am 16.8.17 um 23:00 Uhr, überarbeitet am 16.8.17 um 23:03 Uhr (Zitieren)
Ändert sich etwas an deiner Einschätzung? Falls nicht, woran nimmst du Anstoß?
Re: KNG-Kongruenz
Klaus am 16.8.17 um 23:22 Uhr, überarbeitet am 16.8.17 um 23:54 Uhr (Zitieren)
An meiner Einschätzung ändert sich nichts.
Ich nehme Anstoß an dem „ein und einem“. Von „opfern“ hängen zwei verschiedene Objekte in verschiedenen Casus ab. Das verwirrt.
auch die idiomatische Wendung „an ein und demselben Tag“ (u.ä.) enthält strenggenommen einen Grammatikfehler. Die Wiederholung desselben bzw. eines ähnlichen kann man als Wortspiel werten.
Salve rex, ich gehöre auch zu den Nichtfühlenden. Ich dachte mir, dass du die Lösung kennst.
Re: KNG-Kongruenz
filix am 17.8.17 um 23:10 Uhr, überarbeitet am 18.8.17 um 0:06 Uhr (Zitieren) VI
Semantische Inakzeptabilität scheint mir hier nicht das Problem zu sein. Es lassen sich leicht Kontexte ersinnen, aus denen sich vermutlich auch dem Forenproteus ein möglicher Sinn erschließt. So könnte der Satz in einer an - sagen wir - Shelley anknüpfenden theologischen Deutung der Paradoxien des Christentums („Jesus was sacrificed to the honour of that God with whom he was afterwards confounded“) oder in einer religionsethnologischen Abhandlung über die Entgrenzung des sonst limitierten Exzesses, als den man das Opfer interpretieren kann, bei dem der Gott eines Kultes in der maßlosen Befolgung seiner Riten diesen gleichsam selbst zum Opfer fällt, stehen.
Aber das war, wie gesagt, nicht der Punkt, es ging mir vielmehr um die Kasuskongruenzerwartung.
Aus heutiger theologischer Sicht ein unhaltbarer Unsinn besonders schlimmer Art.
(vgl.: Schwager, Raymund: Brauchen wir einen Sündenbock? : Gewalt und Erlösung in den biblischen Schriften. - München : Kösel, 1978)
Die z.T. absurden und grotesken Fehlinterpretationen des Kreuzestodes des Nazareners
gehören zu den traurigsten und verhängnisvollsten Kapiteln in der Geschichte des Christentums. Dass auch Shelley offenbar einer solchen aufgesessen ist, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass er Kind einer Zeit war, die noch weit von heutigen theologischen Erkenntnissen und Standards entfernt war.
Das ändert aber nichts an der völlig unsinngen Verwendung von „gleichermaßen“ in diesem Satz.
Man kann es drehen und wenden wie man will, es wird nie einen Sinn ergeben.
Semantisch ist der Satz m.E. nicht zu retten weder mit vermeintlicher theistischer noch atheistischer Schützenhilfe. Das Shelley-Zitat war also ein Schuß in den Ofen.
Für das Problem der Kasuskongruenzerwartung hätte es sicher geeignetere Sätze gegeben.
Warum man dazu ausgerechnet seltsame theologische Aussagen basteln muss,
wäre die abschließende Frage, die Proteus noch dazu hätte.
Re: KNG-Kongruenz
filix am 18.8.17 um 10:22 Uhr, überarbeitet am 18.8.17 um 10:23 Uhr (Zitieren) VI
Deine Ausführungen zur Theologie ähneln deinen „Physikvorlesungen“ - man lernt vorwiegend deine Meinungen und Empfindlichkeiten kennen.
Worin die Schwierigkeit besteht, „gleichermaßen“ i.S.v. „in gleicher Weise“ aufzufassen, verstehe ich wiederum nicht, nehme aber die Wertung (semantisch inakzeptabel, sonst aber offensichtlich keine Einwände) selbstverständlich ins Ergebnis auf.
viator am 18.8.17 um 11:39 Uhr, überarbeitet am 18.8.17 um 12:53 Uhr (Zitieren)
Warum sollte es mit „in gleicher Weise“ sinnvoller werden? Es bleibt m.E. semantisch weiter unsinnig.
Denn was heißt: einen Gott und einem Gott in gleicher Weise opfern? Wo ist da die Logik?
Das Einzige, was für mich hier einen (theologischen) Sinn ergäbe, wäre: GLEICHZEITIG
Dazu möchte ich nichts sagen, weil du mir gegenüber nicht mehr ganz unvoreingenommen bist und zudem nicht gerade zu meinen Sympathisanten im Forum zählst.
Nur eines vllt.: Ich referiere meist wissenschaftliche Erkenntnisse in Sachen Physik, keine Privatmeinungen (Quellen wurden neulich genannt) bzw. - sehr selten- Erkenntnisse und Interpretationen der heutigen Theologie, keine Privatoffenbarungen.
Wie gut du ich mit moderner Soteriologie auskennst, kann ich nicht beurteilen.
Aus einem einzigen unsinnigen oder vllt. nur misslungenen/unglücklichen Satz soll und kann man bekanntlich nicht auf die generelle Kompetenz schließen, v.a. dann nicht, wenn man einen vergleichsweise umfassend gebildeten Menschen vor sich hat.
Die Frage, wie und warum du auf diesen Satz gekommen bist, wird wohl dein Geheimnis bleiben, wie es aussieht. Das ist dein gutes Recht.
Von meiner Seite ein Nein. Was dieses Zeugma so schwer verdaulich macht, ist, denke ich, der Umstand, dass hier unpersönliche und persönliche Konstruktion zusammengespannt werden. Formulierte man stattdessen aktivisch, ergäbe sich ein (für mich) annehmbarer Satz: „So opferte man an ein und demselben Tag einen und einem Gott gleichermaßen.“