Dritte Möglichkeit: Das Buch sagt nicht die Wahrheit über seinen Verlagsort. Köln wurde keineswegs selten als fiktiver Druckort angegeben. (Man denke auch an den angeblichen Verlag
Pierre Marteau, Cologne bzw.
Peter Hammer.)
Das bei Moritz Georg Weidmann nachgedruckte Werk war durch königliches Privileg in Frankreich vor Nachdruck geschützt. Wenn wir Weidmanns Edition mit der Ausgabe von 1628 vergleichen, dann fällt auf, dass jene* die Gültigkeit des Privilegs mit Sechsjahresfrist (
intra sexennium) angibt, während diese** von sechzig Jahren (
intra sexcennium) spricht. Das kann ein Versehen sein, schließlich geht es nur um
einen Buchstaben, kann aber auch absichtliche Täuschung des Zensors zum Hintergrund haben. Freilich wären 1688 auch die 60 Jahre seit Erscheinen der Erstausgabe verflossen, nur wissen wir ja auch hinsichtlich des Erscheinungsjahrs nicht, ob es wahrheitsgemäß angegeben wurde.
Der
Geschichte des Deutschen Buchhandels von Kapp-Goldfriedrich entnehmen wir außerdem, dass in Sachsen am 27. Februar 1686 eine Vorschrift erlassen worden war, die den Nachdruck auch unprivilegierter Bücher untersagte (Bd. 2, S. 189 ff.). Weidmann selbst äußert sich zu den damaligen Zensurbestimmungen folgendermaßen: „Wenn so scharf auf die Censur, da das Buch an einem andern Orte gedruckt wäre, gedrungen werden sollte, sagte Moritz Georg Weidmann 1688, so würden die Leipziger Buchführer ihre Nahrung ganz verlieren, weil anderswo leichter zum Druck zu gelangen wäre und doch hernach alles in Leipzig eingeführt würde.“***
* https://books.google.de/books?id=hZ4-AAAAcAAJ&hl=de&pg=PP15
** https://books.google.de/books?id=ieVBAQAAMAAJ&hl=de&pg=PP16
*** https://archive.org/stream/geschichtedesdeu02kappuoft#page/196/mode/1up[/sub]