Gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass Substantive Geschlechter zugewiesen bekommen, die meistens nicht passen? Weil maskuline und feminine Wörter in der Regel für unbelebte Objekte und Abstrakta stehen, die gar kein Geschlecht haben.
Das macht nicht nur Latein so, sondern dieses System findet sich in sehr vielen Sprachen. Manche verfügen über kein Neutrum, sodass die Geschlechter zwangsläufig nicht immer passen können.
Nicht passen? Dahinter steckt die Idee, man sollte das grammatische mit dem sexuellen Geschlecht in Einklang bringen. Das ist 1. eine sehr neue Idee, von der ich 2. nicht weiß, wie man sie umsetzen sollte. Welches sexuelle Geschlecht haben denn Bäume, Gestirne oder Bücher? Oder wären das dann automatisch Neutra?
Außerdem ist das doch von Sprache zu Sprache unterschiedlich. Vgl. luna/der Mond und sol/die Sonne.
Sprache ist unlogisch. Falls jemand dir etwas anderes sagt, lach ihn aus. Sprache kommt ohne Geschlecht ebenso gut aus (siehe das Baskische) wie mit einem, zweien oder dreien. Das Schwedische kennt das Neutrum und Utrum und kommt auch zurecht.
Bezüglich der Geschlechterwahl beim Substantiv kann man selten eine Logik erkennen (ausgenommen beim natürlichen Geschlecht eines solchen). Es gibt ja abgespacte Sachen, wie dass ein Substantiv im Singular ein anderes Geschlecht hat als im Plural - so einige klassische lateinische Neutra heute im Italienischen (das Ei: l’uovo (m), le uova (f)). Dann gibt es darunter auch Fälle, in denen die Diminutivform des Plurals ein anderes Geschlecht hat (der Finger: il dito (Sg., m), le dita (Pl., f), aber i ditini (Dim., Pl. m!). Es gibt dahinter keine Logik, die ich kennte.
Darüber geht der B/R (für das Altgriechische) davon aus, dass es am „Früchtetragen“ liegen könne (s. am Anfang der Deklinationen).
Das Genus-System entwickelte sich bereits in der Indoeuropäischen Ursprache, von der u.a. Latein und Deutsch abstammen. Es hatte anfangs reingarnichts mit echten Geschlechtern zu tun und seine drei Kategorien sind nicht gleichzeitig entstanden.
Es gibt sehr wohl eine Logik hinter der Kategorisierung. Und zwar enthält das Neutrum Handlungen, sowie deren Abläufe, Folgen und Resultate, während das Femininum für Abstraktes und Abgeleitetes steht. Das Maskulinum ist für den ganzen Rest.
Und was ist der Grund dafür, dass gerade Geschlecht x dafür zuständig war und kein anderes? Sprache ist nicht logisch.
Warum gehen in manchen Sprachen grammatische Geschlechter verloren? Was ist mit den aufgeführten Fällen im Italienischen? Was ist mit den Einwänden von Graeculus? Ich sehe da wenig bis keine „logische“ Erklärung, weil es wohl auch keine gibt. Jedenfalls keine, von der wir wissen könnten.
Ne, alles ist besser als an chronischer Online-Identitätsstörung zu leiden. Darüber hinaus bist Du auch noch zu blöd, das richtige Partizip Perfekt von „googeln“ abzuschreiben.
Ich möchte noch kurz eine weitere Perspektive einbringen, nämlich die der Nützlichkeit im Sprachgebrauch, die völlig unabhängig davon ist, welches Nomen nun welches Genus hat. Ein Punkt ist die Disambiguierung, wie z.B. in „der Schild“ und „das Schild“: obwohl sonst nicht unterscheidbar, lässt sich mit Genus ein Bedeutungsunterschied machen.
Wichtig sind aber auch Pronomen, die es einem dann erlauben sehr kurz und eindeutig auf verschiedene Diskursreferenten zu referenzieren, wie z.B. im folgenden (etwas konstruierten) Kontext: Maria wollte Hans noch ein Buch und die neue Zeitung ausleihen. Sind diese vier Referenten den Beteiligten klar, kann man sehr kurz und knapp fragen: „Hat sie es ihm schon ausgeliehen?“. Dank Genus ist klar, dass nicht die Zeitung gemeint sein kann. Welches Nomen hier welches Genus hat, ist egal für das Gelingen der Kommunikation. Die Hauptsache ist, alle Beteiligten sind sich einig.