Hallo, ich möchte ein Schwert anfertigen lassen, das auf der Klinge einen lateinischen Schriftzug tragen soll. Da das Ganze recht teuer wird suche ich Rat, für eine korrekte Übersetzung.
Der Satz ist so gestellt, als hätte das Schwert ein Eigenleben und würde zu einem sprechen.
„Wenn du, der Träger von mir (dem Schwert), mich einsetzt, werde ich über die Rechtmäßigkeit des Einsatzes urteilen, und dir Glück oder Verderben bringen.“
Das ist die BEDEUTUNG des Satzes, die eigentliche Inschrift soll aber kürzer sein.
Daher habe ich an so etwas in der art gedacht:
„Führe mich und werde (von mir) gerichtet/geurteilt.“
oder
„Führe mich und ich werde (von mir) richten/urteilen.“
Ich selbst weiß leider GAR NICHTS über Latein aber ein Verwandter hat sich mal daran versucht, mit folgendem Ergebnis:
„me duce et iudica“
Allerdings war er sich nicht so sicher ob man das so sagt, und bei einem Schwert das einen hohen dreistelligen Betrag kostet, sollte man sich sicher sein.
Ich weiß nicht ob mir jemand helfen kann,
aber ich bin für jede Hilfe höchst dankbar.
Man kann dann nur hoffen, dass das Schwert nicht nur über Stärke verfügt, sondern auch über Einsicht,
Maß und Gerechtigkeit.
Sonst unbedingt einschmelzen!
Re: Übersetzung für die Inschrift eines Schwertes [...]
@gladiator Erst mal vielen Dank für die Übersetzungen.
Ich habe von einigen Inschriften den Eindruck bekommen, dass man vielleicht statt V ein U benutzt hätte. Ich bin mir da aber nicht so sicher. Weiß jemand das vielleicht genauer?
@esox Ich bin mir sicher dass ein solches Schwert dem Ritter oder Graf der es benutzt hätte genau wie angekündigt Glück oder Verderben abhängig von der Rechtmäßigkeit seiner Handlung gebracht hätte. Aber nicht wegen irgendeiner Magie oder so etwas. Ich denke Psychologie und Aberglaube hätten dem Ritter jeweils Unsicherheit oder Selbstvertrauen gebracht, und somit hätte die „Magie des Schwertes“ funktioniert. Nicht immer 100% aber sicher mindestens ein bisschen.
filix am 2.10.18 um 15:05 Uhr, überarbeitet am 2.10.18 um 15:06 Uhr (Zitieren) III
Davon abgesehen geht mit der Wahl des Dat. auct. meist eine Bedeutungsverschiebung einher, die nicht die Urheberrolle betont, sondern in Richtung Dat. commodi tendiert. „mihi iudicatum est“ heißt z.B. nicht „es ist von mir gerichtet worden“, sondern „es ist für mich ausgemacht/beschlossen“.
Also das Schwert soll in die Zeit um 1270 a.d. herum passen, Weiß jemand ob man bei der Inschrift deswegen etwas besonderes beachten muss?
Re: Übersetzung für die Inschrift eines Schwertes
filix am 2.10.18 um 17:26 Uhr, überarbeitet am 2.10.18 um 17:27 Uhr (Zitieren)
Einen Überblick über historische Klingeninschriften findest du z.B. hier http://schwertfechten.ch/klingeninschriften/
Siehe auch die am Ende angeführte Literatur. Wegelis Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen aus 1904 steht als Digitalisat im Netz: https://tinyurl.com/ybb3r5nb
Typische Beispiele für moralisch-religiöse Inschriften, zu denen man deine zählen kann, sind dort auf S. 33 aufgeführt.
@filix Also ich habe gerade die von dir empfohlenen Texte gelesen und ich denke ich werde MIHIQVE IVDICABERIS auf die eine Seite der Klinge gravieren lassen.
Allerdings überlege ich auf die andere Seite der Klinge auch etwas gravieren zu lassen:
im Recht/gut ODER im Unrecht/böse - Glück ODER Verderben
also quasi eine Zuordnung von Nutzung und „Wirkung“
Aber ich bin mir nicht so sicher ob das die eleganteste Art ist um das rüberzubringen.
Vielleicht hat ja jemand hier eine Idee wie man diesen Sachverhalt elegant in Latein ausdrücken kann?
Dass MIHIQVE IVDICABERIS nicht bedeutet, was zu sagen du beabsichtigst, sollte eigentlich klar geworden sein. Bei näherer Betrachtung ist auch das „-que“ fragwürdig.
Re: Übersetzung für die Inschrift eines Schwertes
Klaus am 2.10.18 um 21:27 Uhr, überarbeitet am 2.10.18 um 21:38 Uhr (Zitieren)
@vielfraß
Um das nochmal klarzustellen: lass besser die Finger von gladiators Übersetzung „VTERE ME MIHIQVE IVDICABERIS“. Er hat es sicher gut gemeint, aber wie das halt so ist: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
@filix
Wie meinst du das? Werden die beiden Pronomen durch -que zusammengezogen und zu utere gestellt?
In der Dichtung kommt der dat. auct. öfter auch im Präsens vor. Auch in der Prosa gibt es dafür Belege.
Re: Übersetzung für die Inschrift eines Schwertes
filix am 3.10.18 um 11:26 Uhr, überarbeitet am 3.10.18 um 11:36 Uhr (Zitieren) I
So weit waren wir schon - zu zeigen wäre, dass er bei persönlichem Passiv und bei „iudicare“ vorkommt, ohne dass sich die Bedeutung verschiebt, wie das bei „mihi iudicatum est“ (das Cicero im genannten Sinn gebraucht) der Fall ist.
Was das „-que“ angeht, das nebenbei seltener Sätze verbindet als „et“ oder „atque“, halte ich das „und“ in der Vorlage „Führe mich und ich werde richten“ für ein Spezifikum der dt. Sprache bei der syndetischen Verknüpfung von Sätzen mit konditionalen Imperativen. In MBS § 568,3 heißt es dazu:
Re: Übersetzung für die Inschrift eines Schwertes
filix am 3.10.18 um 12:38 Uhr, überarbeitet am 3.10.18 um 12:39 Uhr (Zitieren)
Mangelhaft ist eigentlich schon die dt. Vorlage mit zwei Imperativen, deren zweiter ein passiver ist. „und werde (von mir) gerichtet“ dürften nur wenige Sprachteilnehmer für akzeptabel halten. Das gilt entsprechend für die lat. Version.