Wir gehen auf die Adventszeit zu - in den Geschäften ist längst Hochweihnachtszeit ;-)) - da fängt der eine oder andere an, Advents- und Weihnachtslieder einzuüben. Dabei mag mancher auch das schöne, alte Lied „Als ich bei meinen Schafen wacht“ singen. Darin kommt im Refrain jeder Strophe der Ausdruck „Benedicamus Domino“ vor.
Dieses heißt wohl „Lasst uns den Herrn preisen.“ Da kommt bei mir auch schon die Frage: Benedicamus ist Konjunktiv 1. Dieser wird in der Regel mit der Würdeform gebildet, also würde+Infinitiv. Wie würde denn das auf deutsch am besten heißen? „Wir würden den Herrn preisen“? Aber das passt ja nicht in den Liedtext, wo es offensichtlich eine Aufforderung zum Preisen ist. Wahrscheinlich übersetzt man am besten mit „Lasst uns den Herrn preisen.“
Was meint Ihr?
Re: Benedicamus Domino
filix am 27.11.18 um 23:51 Uhr, überarbeitet am 27.11.18 um 23:52 Uhr (Zitieren)
Die „würde“-Konstruktion ist keineswegs die reguläre Bildungsform des Konjunktivs der dt. Sprache, sie dient u.a. als Ersatzform für den Konj. II, den sie allerdings in der gesprochenen Sprache bei Vollverben (auf der Gegenwartsstufe) mehr oder minder verdrängt hat. Daher rührt deine Ansicht.
Tatsächlich kennt die dt. Sprache als Pendant der meist als Hortativ bezeichneten Funktion des lat. Konj. Präsens in der 1. Pers. Pl., der eine den Sprecher einschließende Aufforderung an eine Gruppe ausdrückt, nicht nur die Periphrase mit dem Imperativ von „lassen“ („Lasst uns gehen!“), sondern auch Sätze mit V1-Stellung, in denen die Form der 1. Pers. Pl. Präsens zum Einsatz kommt („Gehen wir!“). An „sein“, das hierbei als einziges Verb unterscheidbare Formen für Indikativ und Konjunktiv bildet, wird deutlich, dass es sich eigentlich um einen Konjunktiv I handelt („Seien wir realistisch!“), der aber sonst nicht mehr als solcher erkannt und empfunden wird.