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Hilfe bei Pomponius Mela — 900 Aufrufe
Morus am 29.6.20 um 21:55 Uhr (Zitieren)
Zitat von user555 am 29.6.20, 17:31Hallo :)
Ich bräuchte bei folgendem Satz aus „De chorographia 1“ von Pomponius Mela ein wenig Hilfe.

Ipsi vetustissimi, ut praedicant, hominum trecentos et triginta reges ante Amasim, et supra tredecim milium annorum aetates certis annalibus referunt.

Meine Idee wäre: Die Ägypter selbst sind, wie sie behaupten, die ältesten Menschen wenn sie Chroniken von 330 Königen vor Amasis und Geschichten von über 13.000 Jahren aufzählen.
Ich glaube allerdings wirklich nicht, dass davon irgendetwas richtig ist...

Dankeschön im Voraus :)


Sie selbst als die ältesten unter den Menschen, wie sie sich rühmen, berichten von 330 Königen vor Amasis und über Zeiten von 13000 Jahre hinweg in zuverlässigen Annalen.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Graeculus am 29.6.20 um 23:19 Uhr (Zitieren) I
Das „certis annalibus“ übersetzt Kai Brodersen mit „in gewissen Jahrbüchern“. Für die Deutung als „zuverlässig“ sehe ich im Kontext all dieser unwahrscheinlichen Angaben keinen Anhaltspunkt.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
N.N. am 30.6.20 um 8:18 Uhr (Zitieren)
„Zuverlässig“ in der Sicht Melas?
Die Bedeutung „gewiss = bestimmt, aber nicht zu nennen“ hat certus nicht.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Klaus am 30.6.20 um 8:26 Uhr (Zitieren)
certus: 2) der innern Beschaffenheit nach feststehend, gewiß, sicher, fest, zuverlässig, a) v. Lebl
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/certus?hl=certus
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Graeculus am 30.6.20 um 9:26 Uhr (Zitieren) I
An Klaus:
Schau Dir doch mal an:
1. das ganze Bedeutungsspektrum von „certus“, u.a.: „zuweilen auch, wie das deutsche gewiss, von Gegenständen, deren Vorhandensein bloß als bestimmt angegeben, deren Beschaffenheit aber nicht näher bezeichnet wird oder nicht in Betracht kommt, certi homines“,
2. den Kontext der Stelle, um die es hier geht und der es sehr unwahrscheinlich macht, daß Pomponius von der Wahrheit dieser Berichte überzeugt ist.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Klaus am 30.6.20 um 9:43 Uhr, überarbeitet am 30.6.20 um 9:45 Uhr (Zitieren)
@Graeculus: Ja, certus hat wohl ein großes Bedeutungsspektrum. Vielleicht sagt Morus, von dem die Übersetzung „zuverlässig“ stammt, noch etwas dazu.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Morus am 30.6.20 um 12:41 Uhr (Zitieren) I
„Zuverlässig“ ist hier sicher keine passende Übersetzung. Ich denke aber, dass ausgesagt werden soll, dass die Jahrbücher mit genauen Daten, nicht mit ungefähren Angaben operieren. Ich würde meine Übersetzung also zu „in exakten Annalen“ verändern.

Die Übersetzung „in gewissen Jahrbüchern“ (dem ein lateinisches quibusdam annalibus entspräche) halte ich - dem Georges zum Trotz - für irreführend.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
arbiter am 30.6.20 um 13:13 Uhr (Zitieren)
Graeculus hat recht.
Bevor sich der versammelte Laienchor mit Brodersen anlegt, sollte er doch mindestens den ganzen Georges-Artikel lesen (ja, ich weiß, Zumutung).
Merke: Aus dem hohlen Bauch heraus Übersetzungen erfinden, die einem irgendwie passend erscheinen, ist keine zugelassene Methode.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Morus am 30.6.20 um 14:04 Uhr (Zitieren)
Ich fasse den Content des letzten Beiträgers zusammen: „Ich - Experte. Alle anderen - ahnungslos.“ Zur Sache selbst leider keine Einlassungen. Schade.
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Graeculus am 30.6.20 um 14:31 Uhr (Zitieren)
Helfen mag bei der Meinungsbildung der komplette Abschnitt im Original und in der Brodersen-Übersetzung:
ipsi vetustissimi ut praedicant hominum trecentos et triginta reges ante Amasiam, et supra tredecim milium annorum aetates certis annalibus referunt mandatumque litteris servant, dum Aegypti<i> sunt, quater cursos suos vertisse sidera ac solem bis iam occidisse unde nunc oritur.

Sie selbst sind, wie sie behaupten, die ältesten unter den Menschen; dreihundertdreißig Könige vor Amasis und ein Alter von über dreizehntausend Jahren zählen sie in gewissen Jahrbüchern auf und bewahren in schriftlicher Überlieferung, daß, seit es Ägypter gibt, die Sterne schon viermal ihre Bahnen geändert hätten und die Sonne schon zweimal da untergegangen sei, wo sie jetzt aufgeht.

(Pomponius Mela: Kreuzfahrt durch die alte Welt. Hrsg. v. Kai Brodersen. Darmstadt 1994, S. 60 f.)
Re: Hilfe bei Pomponius Mela
Graeculus am 30.6.20 um 15:12 Uhr (Zitieren)
Im Umfeld der Stelle:

- I 55: in quodam lacu: in einem gewissen See
- I 58: bos niger certis maculis insignis: [Apis ist] ein schwarzer Stier durch gewisse Flecken ausgezeichnet

I 58 und so auch I 59 könnte man wohl übersetzen durch „bestimmte“, d.h. es existieren dazu genaue Angaben.
 
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