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oratio obliqua, consecutio temporum und Rechtschreibfehler — 373 Aufrufe
Ich starte direkt mit dem lateinischen Satz:
Tantum esse nomen atque opinionem eius exercitus Ariovisto pulso et hoc novissimo
proelio facto etiam ad ultimas Germanorum nationes, ut(i) opinione amicitiae populi
Romani tuti esse possent.
Als ich diesen Satz zum ersten Mal gesehen hatte, habe ich mich gefragt, warum da ein esse als Prädikat steht. Nun weiß ich es liegt daran, dass dieser Satz immer noch Teil einer indirekten Rede ist. (Das ist halt das Problem wenn man immer nur mit Beispielsätzen arbeitet, die aus 5 Wörtern bestehen, dass sich eine indirekte Rede aber auch über 5 Sätze erstrecken kann lernte ich nun.)
Der Anfang der indirekten Rede zu dem obigen Satz liegt hier:
Ubii autem, qui uni ex Transrhenanis ad Caesarem legatos miserant, amicitiam fecerant, obsides dederant, magnopere orabant, ut sibi auxilium ferret, quod graviter a Suebis premerentur; vel, si id facere occupationibus rei publicae prohiberetur, exercitum modo Rhenum transportaret: id sibi ad praesens auxilium spemque reliqui temporis satis futurum.
Danach folgt der tantum esse Satz. Es stammt aus dem IV Buch De bello Gallico. Es ist eine leicht veränderte Version.
Im Original steht:
[Ubii autem, qui uni ex Transrhenanis ad Caesarem legatos miserant, amicitiam fecerant, obsides dederant, magnopere orabant ut sibi auxilium ferret, quod graviter ab Suebis premerentur; vel si id facere occupationibus rei publicae prohiberetur, exercitum modo Rhenum transportaret; id sibi <ad> auxilium spemque reliqui temporis satis futurum. tantum esse nomen apud eos atque opinionem exercitus Romani Ariovisto pulso et hoc novissimo proelio facto etiam ad ultimas Germanorum nationes, uti opinione et amicitia populi Romani tuti esse possint]
Ich frage mich warum dort „possint“, ein Konjunktiv Präsens steht, wenn das die indirekte Rede einleitende Verb „orbanat“ doch im Imperfekt steht.
Müsste es nicht der consecutio temporum gehorchen? Also wie bei der Version, die oben steht, im Konjunktiv Imperfekt stehen -> „possent“?
Und eine Frage, die ich mir gestern Abend noch gestellt hatte, die wahrscheinlich eher für Geschichtswissenschaftler ist, wie schafften es die Römer ohne Rechtschreibfehler zu schreiben? Oder hat man deren Rechtschreibfehler bei der digitalisierten Version einfach automatisch verbessert.
Ich vermute einfach mal, dass „possint“ statt „possent“ ein kleiner Fehler von Cäsar ist. Sowas kann ja schnell mal passieren. Oder gibt es eine Erklärung dafür, dass possint hier sich nicht an die consecutio temporum hält? Gilt vllt.:
„Ego sum rex Romanus et supra grammaticam.“
oder doch „Caesar non supra grammaticos.“
Re: oratio obliqua, consecutio temporum und Rechtschreibfehler
Der UT-Satz hängt von esse ab.
possent würde stehen, wenn statt esse der Inf. Perf. fuisse stünde.
Bei Gleichzeitigkeit zum Präsens (Haupttempus) steht der Konj. Präsens im Nebensatz.
esse ist Infin. Präs.