Ich habe eine Inschrift als Quelle für eine Hausarbeit und würde gerne eine ordnungsgemäße Übersetzung beilegen. Daher wollte ich ein paar Lateiner mal über meine bisherige Übersetzung schauen lassen.
Text der Inschrift:
Virtute clementia memorando pie-
tate omnes antecedenti domino nostro Flavio Clau-
dio Constantino iuniori
Augusto
Lucius Papinius Pacatianus Flavius Ablabius
caius Annius Tiberianus Nes-
torius Timonianus viri cla-
rissimi praefecti praetorio
Übersetzungsvorschlag:
Kraft der Gnade gedenken wir alle mit Ehrfurcht unserem vorausgehenden Herren Flavius Claudius Konstantin Augustus dem Jüngerem; Lucius Papinius Pacatianus, Flavius Ablabius, Caius Annius Tiberianus, Nestorius Timonianus, hochangesehene Männer der Prätorianerpräfektur.
Gemeint ist Konstantin II. der älteste Sohn Konstantin des Großen aus dessen Ehe mit Fausta. Interessant ist natürlich der Zusammenhang am Anfang und am Ende, da mittig nur die Namen der Präfekten stehen. Was haltet ihr von der Übersetzung?
Nein, leider gibt es keine weitere Zeile. Die Inschrift ist entweder beendet oder im Weiteren verloren. Da die Edition keine Bruchlinie vermerkt haben, ist die Inschrift vermutlich bewusst so beendet worden.
Virtute clementia memorando pie-
tate omnes antecedenti domino nostro Flavio Clau-
dio Constantino iuniori
Augusto
Lucius Papinius Pacatianus Flavius Ablabius
caius Annius Tiberianus Nes-
torius Timonianus viri cla-
rissimi praefecti praetorio
Dem aufgrund seiner Tapferkeit, Milde und Frömmigkeit
erwähnenswerten (erweisen wir) alle unserem vorher genannten
Herrn und Erhabenen F.A. C. , dem Jüngeren
(wir) L. Gaius A. T. N. T. die berühmtesten Männer des Prätorianerpräfekten
viri clarissimi praefecti praetorio: Das sind Titel der Spätantike und beide im Nominativ --> viri clarissimi und praefecti praetorio.
Man kann diese Titel übersetzen, doch ist das m.W. unüblich, d.h. in aller Regel wird vor allem der vir clarissimus so wiedergegeben.
Viri clarissimi drückt aus, dass die Herren aus den Reihen der Senatoren kamen, die erst in der Spätantike den Posten des Prätorianerprefekten bekleideten.
Das gibt die Herkunft an; in der Spätantike - ab der konstantinischen Reichsreform - waren die praefecti praetorio allerdings Zivilbeamte ohne militärische Funktion.
Ich wiederhole:
Objekt: Satzteil, der inhaltlich eine Ergänzung zum Prädikat darstellt und in verschiedenen Fällen (Akkusativ, Dativ, Genitiv) auftreten kann.
Ein Genitivattribut ist ein Substantiv (Nomen), das im Genitiv (wessen?) steht und ein anderes Nomen genauer definiert. Das Genitivattribut steht rechts von diesem Nomen.
In der Ausgangsfrage - erinnert sich noch jemand an sie? - geht es um die Spätantike, und da habe ich den Titel „praefectus praetorii“ noch nie gehört. Und auch in der zur Debatte stehenden Inschrift heißt es „praefectus praetorio“.
Meine Frage ist:
Gibt es solche Dative auch nach „normalen“ Substantiven, nicht nur nach Verbalsubstantiven.
Ich erinnere auch an PPAs wie amans patriae, officii neglegens, laboris fugiens,
wo statt des Akk. der Gen. verwendet wird.
Oder an Substantive mit Präpositionalattributen wie servus a manu/ pedibus u.ä.
Soweit ich das sehe, stammen alle Belege aus der Zeit vor der konstantinischen Reichsreform - außer den Digesten des Iustinian, der aber vermutlich ältere Gesetzestexte versammelt. Es macht auf mich den Eindruck, daß die Version mit Dativ die „übriggebliebene“ ist.