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Korrelativenlehre von Ramon Llull — 461 Aufrufe
Redrak am 25.11.23 um 0:01 Uhr (
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Originaltext:
Dictum est, quod bonitas est ens, ratione cuius bonum agit bonum. Bonitas autem non posset esse ratio bono, quod produceret vel ageret bonum, sine tribus correlativis, scilicet bonificativus, bonificabile, et bonificare. Sine quibus bonus non posset esse agens, bonificans ipsum bonificatum, bonificare ab utroque processum. Istis tribus correlativis existentibus distinctis, ab omni confusione remotis, in tantum, quod quodlibet eorum remaneat in suo numero et sua voce. Non quod bonificativus sit bonificatus vel bonificare, neque e converso; quia si sic, destruerentur vox et numerus eorum, et per consequens privaretur essentia relations, quia esset deformata. Ratione cuius privationis bonitas non haberet naturam, et esset vacua et otiosa, et sua definitio esset destructa; quod est impossibile. Veruntamen dici potest, quod quodlibet correlativum est tota essentia bonitatis, et ipsa est quodlibet correlativum, ut ipsa sit una esencia indivisa et incompositam in sua primitivitate, veritate et necessitate permanens.
Deutsch:
Es wurde gesagt, dass Güte eine Entität ist, aufgrund derer das Gute Gutes tut. Aber das Gute könnte kein Grund für das Gute sein, Gutes hervorzubringen oder zu bewirken, ohne drei Korrelate, nämlich das Wohltätigende, das was potentiell Wohlgetan werden kann, und das Wohltuhen. Ohne die der Handelnde nicht gut, dem Wohltäter selbst wohltätig und durch beide Prozesse wohltätig sein könnte. In diesen drei Korrelativen bestehen sie deutlich, entfernt von aller Verwirrung, sofern jedes von ihnen in seiner eigenen Zahl und seiner eigenen Stimme bleibt. Nicht dass der Wohltäter das Gutgetane oder das Wohltuhen ist und auch nicht umgekehrt; denn wenn das der Fall wäre, würden ihre Stimme und ihre Zahl zerstört werden, und folglich würde das Wesen der Beziehungen beraubt, weil es deformiert würde. Aufgrund der Entbehrung hätte das Gute keine Natur und wäre leer und nutzlos, und seine Definition würde zerstört werden; was unmöglich ist. Wahrlich, man kann sagen, dass jedes Korrelat das ganze Wesen des Guten ist und jedes Korrelat es selbst ist, so dass es ein ungeteiltes und unverbundenes Wesen ist, das in seiner Ursprünglichkeit, Wahrheit und Notwendigkeit beständig ist.
Re: Korrelativenlehre von Ramon Llull
bonitas = das Gutsein
ens = ein Seiendes, etwas
correlativus = im Zusammenhang stehend mit, in gegenseitiger Beziehung zueinander stehend mit
bonificativus = der, der das Gute bewirkt, der „Gutmacher“
bonificabilis = zum Gutem machbar, „gut-fähig“
bonificare = zu etwas Gutem machen
Istis tribus correlativis existentibus distinctis, ab omni confusione remotis:
wenn man diese drei bestehenden Mitaspekte unterschieden hat (abl. abs.) und
von jeder Vermischung getrennt hat
destrui = verlorengehen
remaneat in suo numero et sua voce: bleibt in seiner Zahl und (begrifflichen) Bedeutung
privationis bonitas = der Wegfall des Gutsein, ohne das Gutsein
deformatus: sein Wesen verloren habend
definitio esset destructa = die Definition wäre hinfällig
et ipsa est quodlibet correlativum = und sie selbst jedewedes K. ist
ut ipsa sit una esencia indivisa et incompositam in sua primitivitate, veritate et necessitate permanens. = und dass sie selbst ein einzige, unteilbares und nicht zusammengesetztes Wesen, das in seiner Ursprünglichkeit, Wahrheit und Notwendigkeit Bestand hat