Die gängige Fehlübersetzung „Du sollst nicht töten“ zeigt ebenso wie die Frage, ob es wirklich zehn Gebote (und nicht nur zehn Worte = deka logoi) sind, daß die Sache so einfach nicht ist. „ICH bin dein Gott, der dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Dienstbarkeit“, mag ein logos sein, zählt jedoch nicht als Gebot.
@Graeculus:
Das Zitierte zählt nicht zu den 10 Geboten. Es ist nur die Einleitung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote
Interessant ist die Entstehungsgeschichte.
Dass sie Gott historisch Moses persönlich nicht mitgeteilt hat, sollte klar sein.
In der dubiosen Bundeslade, die es vlt. nie gab, waren sie nicht bzw. nur
als von Menschen gemachter Fake als Teil der Identitätsstiftung des Volkes.
Gewiß nicht. Man muß dann aber schon irgendwo einen künstlichen Einscnitt vornehmen, um auf zehn Gebote zu kommen.
Der Begriff „Dekalog“ verpflichtet wegen der Bedeutung von lógos nicht zur Annahme von zehn Geboten.
Zum antike Verständnis von elegans sagt Georges b) in bezug auf Darstellung, Gedanken u. Urteil, gewählt, geschmackvoll, sein, fein gebildet richtig (korrekt), logisch richtig, aber zweifelsohne denkt der Zeitgenossebei bei drer unwillkürlich assozierten Eleganz besonders an ästhetisch ansprechende Gestaltung. Trotzdem wird man einer Feststellung wie „Wegen ihrer klaren und literarischen Eleganz sind viele Bestimmungen des Grundgesetzes zu einer Art Minimalkonsens avanciert .“, nicht unterstellen wollen, sie insinuiere, dies sei nur geschehen, weil der Blödsinn gut formuliert wäre.
Alternativ also vielleicht tam brevis et clarus, mit Rücksicht auf c. (II) übtr.: A) geistig klar, deutlich, verständlich. Logisch ist ja hier nichts anderes als ein Synonym für nachvollziehbar, einleuchtend.
Ich denke, logisch meint hier vernünftig und zweckrational, weil sie das menschl. Miteinander regeln sollen.
Ästhetik ist dabei sekundär.
Der praktische Nutzen ist das Ziel
und die Vermeidung schlimmer= gemeinschaftsschädigender Folgen.
Ich meine eher, dass es um Klischees antijuristischer Polemik geht, die Rechtsgelehrten formulieren also weitschweifig und „unlogisch“, i.e. wenig einleuchtend, schwer nachvollziehbar, voller unnötiger Komplizierung. Der Dekalog hingegen (weil digito Dei scriptus, wie es irgendwo heißt) ist kurz und jedermann auch ohne Jurastudium verständlich.
Das gewiss auch, aber für den Politiker steht das Praktisch-Nützliche im Vordergrund.
De Gaulle kommt zu dem aus dem Militär und da hat Ästhetik und Verbalakrobatik keinen Raum. Daher passt eben elegans kaum, weil ästhetisch konnotiert.
Auch in Futur formuliere Befehle bleiben schnörkellose Befehle.
„Du hast so zu handeln!“ Sonst droht die Übles oder unmittelbar die Dei ira.
„Sei also bloß gewarnt! Die Erfahrung hat uns das lange genug gelehrt.“
PS:
Das Judentum was wegen seines Legalismus auch für Jesus ein Problem:
Das Gesetz ist für den Menschen da (= soll für Humanität sorgen) und nicht umgekehrt.
In dubio pro homine et humanitate!
Die Zuschreibung an De Gaulle geht über das Ondit wohl nicht hinaus, in Druckwerken des 20. Jahrhunderts taucht sie auch noch sehr sparsam auf, explodiert dann im 21 (klassisches Alarmsignal). Sucht man sprachvergleichend nach Varianten, findet man in einer amerkanischen Zeitschrift namens The Gateway aus dem Jahre 1913 z.B.: „One reason why the laws laid down in the Ten Commandments are so simple and succinct is that they didn’t have to go through a legislature and be loaded with amendments“. Das 19. Jahrhundert fragts sich „But in a word, if the ten commandments are so simple a code that any man could make it even in the barbarous age in which Moses lived-(Mr. Ingersoll says he could write a better code) — why is it that Lycurgus and Solon, with all their Grecian wit, failed to equal it and Cicero, in his work on laws, records nothing that comes near it?“ Die Gegenwart passt dies nach Belieben an (mal sind es Juristen, dann das Parlament oder irgendwelche Kommissionen) und wertet es als Kuckuckszitat auf.
Es gibt französische Beispiele, vergleichsweise wenige scheint mir, aber auch für sie gilt das Gesagte, keinerlei Quellennachweise:
„Si les dix commandements sont si brefs c’est que Dieu n’a pas eu besoin de parlement.“
„Les dix commandements sont aussi clairs et compréhensibles parce qu’ils ont été formulés sans l’aide d’une commision d’experts.“
„Die Zehn Gebote sind für die gesamte Bevölkerung verständlich , weil an ihrer Formulierung keine Sachverständigen mitgewirkt haben.“