Latein Wörterbuch - Forum
Juristen — 821 Aufrufe
Jost D. am 24.7.24 um 12:32 Uhr (Zitieren)
Guten Tag,

ich hätte gern diesen ironischen Spruch auf Latein:

Die zehn Gebote sind deswegen so kurz und logisch, weil
sie ohne Mitwirkung von Juristen zustande gekommen sind.

Wäre bitte jemand so nett, ihn mir zu übersetzen?

MFG
Jost
Re: Juristen
hs35 am 24.7.24 um 13:37 Uhr (Zitieren)
Ille decalogus tanta est brevitate tantaque composita
est ratione, cum iurisconsultis non cooperantibus conscriptus sit.
Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 13:57 Uhr (Zitieren)
Sollte man dieses Lob der Kürze und einleuchtenden Einfachheit nicht auch ebenso knapp halten? :)

Decalogus tam brevis et elegans est, quia sine iuris consultis scriptus est.
Re: Juristen
Graeculus am 24.7.24 um 14:11 Uhr (Zitieren)
Die gängige Fehlübersetzung „Du sollst nicht töten“ zeigt ebenso wie die Frage, ob es wirklich zehn Gebote (und nicht nur zehn Worte = deka logoi) sind, daß die Sache so einfach nicht ist. „ICH bin dein Gott, der dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Dienstbarkeit“, mag ein logos sein, zählt jedoch nicht als Gebot.
Re: Juristen
hs35 am 24.7.24 um 15:04 Uhr (Zitieren)
Decalogus tam brevis et elegans est

elegans = logisch?? Eher weniger, oder?

@Graeculus:
Das Zitierte zählt nicht zu den 10 Geboten. Es ist nur die Einleitung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote
Interessant ist die Entstehungsgeschichte.
Dass sie Gott historisch Moses persönlich nicht mitgeteilt hat, sollte klar sein.
In der dubiosen Bundeslade, die es vlt. nie gab, waren sie nicht bzw. nur
als von Menschen gemachter Fake als Teil der Identitätsstiftung des Volkes.

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/mythos-die-groessten-raetsel-der-geschichte-die-bundeslade-100.html

Re: Juristen
Graeculus am 24.7.24 um 15:24 Uhr (Zitieren)
Das Zitierte zählt nicht zu den 10 Geboten.

Gewiß nicht. Man muß dann aber schon irgendwo einen künstlichen Einscnitt vornehmen, um auf zehn Gebote zu kommen.
Der Begriff „Dekalog“ verpflichtet wegen der Bedeutung von lógos nicht zur Annahme von zehn Geboten.
Re: Juristen
Graeculus am 24.7.24 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Zur Verdeutlichung dessen, was ich meine:
Zunächst einmal wurde in der hebräischen Bibel gar nicht von den ‚zehn Geboten‘ gesprochen, sondern von den ‚zehn Worten‘: asereth ha’dewarim – was der griechischen Übersetzung deka logoi entsprach. Auf jede der beiden Tafeln waren fünf ‚Worte‘ geschrieben.


So einfach ist das nicht mit den „Zehn Geboten“.
Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 15:48 Uhr (Zitieren)
Zum antike Verständnis von elegans sagt Georges b) in bezug auf Darstellung, Gedanken u. Urteil, gewählt, geschmackvoll, sein, fein gebildet richtig (korrekt), logisch richtig, aber zweifelsohne denkt der Zeitgenossebei bei drer unwillkürlich assozierten Eleganz besonders an ästhetisch ansprechende Gestaltung. Trotzdem wird man einer Feststellung wie „Wegen ihrer klaren und literarischen Eleganz sind viele Bestimmungen des Grundgesetzes zu einer Art Minimalkonsens avanciert .“, nicht unterstellen wollen, sie insinuiere, dies sei nur geschehen, weil der Blödsinn gut formuliert wäre.
Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 15:52 Uhr (Zitieren)
* antiken Verständnis
* der unwillkürlich assoziierten

Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 16:05 Uhr (Zitieren)
Alternativ also vielleicht tam brevis et clarus, mit Rücksicht auf c. (II) übtr.: A) geistig klar, deutlich, verständlich. Logisch ist ja hier nichts anderes als ein Synonym für nachvollziehbar, einleuchtend.
Re: Juristen
hs35 am 24.7.24 um 16:14 Uhr (Zitieren)
Ich denke, logisch meint hier vernünftig und zweckrational, weil sie das menschl. Miteinander regeln sollen.
Ästhetik ist dabei sekundär.
Der praktische Nutzen ist das Ziel
und die Vermeidung schlimmer= gemeinschaftsschädigender Folgen.
Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 16:37 Uhr (Zitieren)
Ich meine eher, dass es um Klischees antijuristischer Polemik geht, die Rechtsgelehrten formulieren also weitschweifig und „unlogisch“, i.e. wenig einleuchtend, schwer nachvollziehbar, voller unnötiger Komplizierung. Der Dekalog hingegen (weil digito Dei scriptus, wie es irgendwo heißt) ist kurz und jedermann auch ohne Jurastudium verständlich.
Re: Juristen
hs35 am 24.7.24 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Ich meine eher, dass es um Klischees antijuristischer Polemik geht,

Das gewiss auch, aber für den Politiker steht das Praktisch-Nützliche im Vordergrund.
De Gaulle kommt zu dem aus dem Militär und da hat Ästhetik und Verbalakrobatik keinen Raum. Daher passt eben elegans kaum, weil ästhetisch konnotiert.
Auch in Futur formuliere Befehle bleiben schnörkellose Befehle.
„Du hast so zu handeln!“ Sonst droht die Übles oder unmittelbar die Dei ira.
„Sei also bloß gewarnt! Die Erfahrung hat uns das lange genug gelehrt.“

PS:
Das Judentum was wegen seines Legalismus auch für Jesus ein Problem:
Das Gesetz ist für den Menschen da (= soll für Humanität sorgen) und nicht umgekehrt.
In dubio pro homine et humanitate!
Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 17:28 Uhr (Zitieren)
De Gaulle kommt zu dem aus dem Militär und da hat Ästhetik und Verbalakrobatik keinen Raum.


Die Zuschreibung an De Gaulle geht über das Ondit wohl nicht hinaus, in Druckwerken des 20. Jahrhunderts taucht sie auch noch sehr sparsam auf, explodiert dann im 21 (klassisches Alarmsignal). Sucht man sprachvergleichend nach Varianten, findet man in einer amerkanischen Zeitschrift namens The Gateway aus dem Jahre 1913 z.B.: „One reason why the laws laid down in the Ten Commandments are so simple and succinct is that they didn’t have to go through a legislature and be loaded with amendments“. Das 19. Jahrhundert fragts sich „But in a word, if the ten commandments are so simple a code that any man could make it even in the barbarous age in which Moses lived-(Mr. Ingersoll says he could write a better code) — why is it that Lycurgus and Solon, with all their Grecian wit, failed to equal it and Cicero, in his work on laws, records nothing that comes near it?“ Die Gegenwart passt dies nach Belieben an (mal sind es Juristen, dann das Parlament oder irgendwelche Kommissionen) und wertet es als Kuckuckszitat auf.
Re: Juristen
hs35 am 24.7.24 um 18:23 Uhr (Zitieren)
Gibt es kein französisches Original?

Welche Varianten hast du gefunden?
Re: Juristen
Omega am 24.7.24 um 19:17 Uhr (Zitieren)
Es gibt französische Beispiele, vergleichsweise wenige scheint mir, aber auch für sie gilt das Gesagte, keinerlei Quellennachweise:

„Si les dix commandements sont si brefs c’est que Dieu n’a pas eu besoin de parlement.“
„Les dix commandements sont aussi clairs et compréhensibles parce qu’ils ont été formulés sans l’aide d’une commision d’experts.“
„Die Zehn Gebote sind für die gesamte Bevölkerung verständlich , weil an ihrer Formulierung keine Sachverständigen mitgewirkt haben.“
Re: Juristen
hs35 am 25.7.24 um 9:02 Uhr (Zitieren)
Danke.
 
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