Latein Wörterbuch - Forum
gefährliche Liebe — 1355 Aufrufe
Svenja Demandt am 10.3.25 um 10:40 Uhr (Zitieren)
Guten Tag,

Wie lautet die Übersetzung dieses Satzes ins Lateinische?
Kann mir jemand bitte eine Möglichkeit dazu aufzeigen?

Die Liebe bringt auf Ideen und in Gefahren.

Vielen Dank für die Mühe.
Eine angenehme Woche wünscht allen

Svenja
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 10.3.25 um 13:06 Uhr (Zitieren)
Amor quidem cogitationes novas nostras
in mentes infert, sed affert et pericula.
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 10.3.25 um 13:25 Uhr (Zitieren)
oder:
Amor inspirat mentem
pericula secum ferens.
Re: gefährliche Liebe
Omega am 10.3.25 um 13:41 Uhr (Zitieren)
Weder, dass die beiden Phraseme ein Verb teilen, noch die negative Konnotation, die das zweite dem ersten im Nachhinein verleiht (wonach die Ideen riskant oder dumm sind), kann so in die Übersetzung gerettet werden. Das Bonmot verliert also weitgehend seinen Witz.
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 10.3.25 um 15:24 Uhr (Zitieren)
noch die negative Konnotation, die das zweite dem ersten im Nachhinein verleiht (wonach die Ideen riskant oder dumm sind),

Das kann man mMn auch anders sehen ohne Kontext.
Gedanken, die der Liebe entspringen, sind nicht per se gefährlich oder dumm.
Re: gefährliche Liebe
Omega am 10.3.25 um 17:17 Uhr (Zitieren)
Von per se war auch nicht die Rede, sondern von dem Wechselspiel der über das Zeugma eng verknüpften Phraseme, in dem das zweite der zunächst neutralen Inspiration die zu dummen oder riskante Ideen an die Seite stellt oder besser eine im Deutschen in der Wendung durchaus typische Charakterisierung der Ideen nahelegt (nicht von ungefähr verbucht der Threadtitel die Angelegenheit unter gefährliche Liebe). Der von der Standardformulierung abweichende Plural Gefahren verstärkt das weiter.
Eine Paraphrase wie „Liebe inspiriert und bringt in Gefahr(en)“ eliminiert den Witz des Bonmots, der sich auch im Lateinischen meines Erachtens so nicht nachbilden lässt.
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 10.3.25 um 17:50 Uhr (Zitieren)
Mit afferre vlt. ? Amor affert A et B
Das Zeugma kann man auch als bloßes Wortspiel betrachten wie bei:
Ich heiße Müller und Sie alle herzlich willkommen. (So ähnlich bei Heinz Erhardt).
Re: gefährliche Liebe
Omega am 10.3.25 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Dass dass Zeugma, der abweichende Plural usf. hier nur zufälliges rhetorisches Beiwerk wären, finde ich aus genannten Gründen nicht überzeugend. Vielleicht cogitationes inducit et in pericula deducit.
Re: gefährliche Liebe
Omega am 10.3.25 um 18:34 Uhr (Zitieren)
*in cogitationes inducit et in pericula deducit
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 10.3.25 um 18:46 Uhr (Zitieren)
Was spricht gegen afferre?
Re: gefährliche Liebe
Omega am 10.3.25 um 20:32 Uhr (Zitieren)
Dass cogitationes afferre im Sinne von (jemanden) auf (nicht näher bestimmte) Ideen bringen gebraucht wurde, sehe ich nicht, als geläufige Wendung wohl nicht einmal im Neulateinischen. Folgt man den Wörterbüchern, ließe sich das Zeugma noch am ehesten mit ad cogitationes et in pericula deducit nachahmen.
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 11.3.25 um 7:56 Uhr, überarbeitet am 11.3.25 um 7:59 Uhr (Zitieren)
Im Georges lese ich unter afferre:

übtr.: A) im allg., herbei-, bei-, mitbringen, bei etw. zeigen, aufzuweisen haben, an sich haben

3) jmdm. etw. beibringen, herbeiführen = hervorbringen, hervorrufen, eintragen, veranlassen, bewirken, verursachen, machen, geben, für jmd. mit sich führen od. bringen, nach sich ziehen

Geht das nicht auch in die Richtung, die hier zutrifft?

ad cogitationes et in pericula

Gibt es für so etwas im Lat. Belege?
So ein zeugmatischer Präpositionswechsel ist mir noch nie begegnet.
Re: gefährliche Liebe
Omega am 11.3.25 um 17:24 Uhr (Zitieren)
Dass bei einem Prädikat unterschiedliche Präpositionen stehen, ist zunächst nicht ungewöhnlich (quidam dicunt ut in coitu et sub terra sit luna [Plinius maior ], in montis patrios et ad incunabula nostra pergam [Cicero]). Die für eine bestimmte Art des Zeugmas typische Sinnwidrigkeit , die entsteht, weil ein Verb zwei voneinander mehr oder minder deutlich abweichende Bedeutungen abdecken muss (Er schlug die Scheibe und den Weg nach Hause ein) ist kein grammatisches, sondern ein semantisch-stilistisches Phänomen, dem an sich keine Grenzen gesetzt sind. Diesen Aspekt finde ich allerdings sowohl in der deutschen Vorlage als auch bei dem Übersetzungsvorschlägen relativ schwach ausgeprägt.

cogitationes afferre geht wohl in die Richtung, aber m.E. eben nicht als verfestigte Wendung, die noch dazu offen lässt, um welche Ideen es sich genau handelt, wie das im Dt. jemanden auf eine Idee bringen tut.
Re: gefährliche Liebe
Omega am 11.3.25 um 17:39 Uhr (Zitieren)
*den Übersetzungsvorschlägen
Re: gefährliche Liebe
hs35 am 12.3.25 um 11:31 Uhr (Zitieren)
in montis patrios et ad incunabula nostra pergam [Cicero]).

Hier würde ich einwenden, dass es nur verschiedene Richtungspräpositionen für
dieselbe Bedeutung von pergere in beiden Fällen sind.
Bei afferre hingegen geht es um Bedeutungsnuancen.

Hier 2 Interpretationen:

Dieser Satz spielt mit einer interessanten sprachlichen Konstruktion und enthält eine tiefgründige Aussage über die Natur der Liebe.
„Die Liebe bringt auf Ideen und in Gefahren“ verwendet eine Parallelität mit den Präpositionen „auf“ und „in“, wobei das Verb „bringen“ für beide gilt. Der Satz beschreibt zwei gegensätzliche Aspekte der Liebe:

„Die Liebe bringt auf Ideen“ - Dies suggeriert, dass Liebe kreatives Potenzial freisetzt und zu Inspiration führt. Menschen tun aus Liebe Dinge, die sie sonst nicht tun würden, sei es künstlerische Schöpfungen, romantische Gesten oder innovative Lösungen für Probleme.
„Die Liebe bringt in Gefahren“ - Gleichzeitig weist dieser Teil darauf hin, dass Liebe uns verletzlich macht und zu riskanten Situationen führen kann. Man nimmt aus Liebe Risiken auf sich, handelt manchmal unvernünftig oder setzt sich emotionalen oder sogar physischen Gefahren aus.

Diese Dualität zeigt die Janusköpfigkeit der Liebe - sie ist sowohl schöpferisch als auch potenziell zerstörerisch, sowohl bereichernd als auch riskant. Die bewusst komprimierte Formulierung verstärkt die Aussage, dass diese beiden Aspekte untrennbar miteinander verbunden sind.


Die Aussage „Die Liebe bringt auf Ideen und in Gefahren“ kann auf mehrere Weisen interpretiert werden, und sie spielt mit der Ambivalenz der Liebe. Hier sind einige mögliche Deutungen:

Kreativität durch Liebe: Liebe inspiriert Menschen, auf neue Ideen zu kommen. Wenn jemand verliebt ist, kann die Leidenschaft und das starke emotionale Erleben den Geist öffnen und zu ungewöhnlichen, manchmal genialen Gedanken führen. Es weckt die Kreativität und den Wunsch, etwas Besonderes zu tun oder neue Wege zu gehen.

Risikobereitschaft durch Liebe: Liebe kann Menschen dazu bringen, Risiken einzugehen, die sie sonst nicht wagen würden. Man ist bereit, sich in gefährliche oder unsichere Situationen zu begeben, um die Liebe zu schützen, zu gewinnen oder aufrechtzuerhalten. In der Liebe handelt man oft impulsiv und ohne Rücksicht auf mögliche negative Folgen.

Liebe als doppelschneidiges Schwert: Die Aussage betont auch, dass Liebe sowohl positive als auch negative Seiten haben kann. Sie kann zu wunderbaren Erlebnissen, Ideen und Handlungen führen, aber sie birgt auch Risiken und Gefahren, sei es emotional, sozial oder sogar physisch.

Insgesamt zeigt dieser Satz die Kraft der Liebe, sowohl in ihrer kreativen und beflügelnden als auch in ihrer riskanten und potenziell gefährlichen Dimension.


Es dürften auch noch andere möglich sein?
Wie wäre deine in expliziter Form?
Re: gefährliche Liebe
Omega am 12.3.25 um 12:47 Uhr (Zitieren)
Hier würde ich einwenden, dass es nur verschiedene Richtungspräpositionen für
dieselbe Bedeutung von pergere in beiden Fällen sind.
Bei afferre hingegen geht es um Bedeutungsnuancen.


Allerdings, diese über ein Wort ausgedrückten Nuancen, die je nach Ausprägung verschiedene Grade von Irritation erzeugen, worin der Reiz des rhetorischen Mittels liegt, sind jedoch, wie oben ausgeführt, kein grammatisches, sondern ein semantisch-stilistisches Phänomen, dem an sich keine Grenzen gesetzt sind (der Nutzer muss lediglich mit seiner Wirkung auf die Beurteilung des Textes leben, der bei übermäßigem Gebrauch schnell albern wirkt). Was sollte hier ein Beleg also beweisen?


Ein Übersetzer soll in meinen Augen in der Übersetzung nicht irgendeine Interpretation durchsetzen wollen, sondern die Vorlage sprachlich möglichst genau übertragen, das heißt auch ihre rhetorischen Qualitäten und Ambivalenzen, die die Interpretation mit beeinflussen. Es ist offensichtlich, dass eine Paraphrase wie „Liebe inspiriert, bringt aber auch in Gefahr“ sich zwar mit den von der KI vorgeschlagenen Deutungen in Einklang bringen lässt, aber nicht beanspruchen kann, was sprachlich in der analysierten Struktur der zeugmatisch verknüpften Phraseme vor sich geht, wirklich einzuholen. Entsprechend witzlos wirkt sie und würde es schwer haben, Aufnahme in eine Sammlung mehr oder minder denkwürdiger Zitate zu finden. Das Original entstammt übrigens einer Erzählung Heinrich Manns.

Re: gefährliche Liebe
hs35 am 12.3.25 um 13:55 Uhr (Zitieren)
Danke.
Ich habe die Stelle gefunden. Sie steht ganz am Anfang.
https://www.projekt-gutenberg.org/mannh/6novelle/chap004.html

Heinrich Manns „Eine Liebesgeschichte“ ist eine Novelle, die das Verhältnis zwischen dem wohlhabenden, gebildeten Protagonisten Arnold und der einfachen, aber schönen Lina schildert.
Arnold, ein Intellektueller aus gutem Hause, lernt die hübsche Arbeiterin Lina kennen. Er ist fasziniert von ihrer natürlichen Schönheit und Unschuld. Obwohl sie aus völlig verschiedenen gesellschaftlichen Schichten stammen, beginnen sie eine Affäre. Arnold sieht in Lina zunächst hauptsächlich ein Objekt seiner Begierde und seiner ästhetischen Bewunderung.
Im Verlauf der Beziehung wächst jedoch Arnolds Unsicherheit. Er beginnt zu zweifeln, ob Lina ihn wirklich liebt oder nur wegen seines Reichtums und Status mit ihm zusammen ist. Diese Zweifel nagen an ihm und vergiften allmählich die Beziehung. Gleichzeitig hat Lina mit der Verachtung ihrer Umgebung zu kämpfen, da ihre Verbindung mit Arnold als unpassend angesehen wird.
Die Geschichte endet tragisch mit dem Zerbrechen der Beziehung, nachdem die gesellschaftlichen Unterschiede und Arnolds Misstrauen unüberwindbare Hindernisse geschaffen haben.
Interpretation
Die Novelle ist ein typisches Werk des literarischen Realismus mit naturalistischen Elementen, in dem Heinrich Mann scharfe gesellschaftliche Kritik übt:

Klassenkritik: Die Geschichte veranschaulicht die rigiden Klassenunterschiede im wilhelminischen Deutschland. Die Beziehung zwischen Arnold und Lina ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, nicht wegen mangelnder Gefühle, sondern wegen der unüberwindbaren gesellschaftlichen Barrieren.
Kritik am Bildungsbürgertum: Arnold repräsentiert das Bildungsbürgertum, das sich zwar intellektuell und liberal gibt, aber in seinen sozialen Vorurteilen gefangen bleibt. Seine Unfähigkeit, Lina als gleichwertige Partnerin anzusehen, offenbart die Scheinheiligkeit seiner Klasse.
Macht und Abhängigkeit: Die Beziehung spiegelt ungleiche Machtverhältnisse wider - Arnold hat die wirtschaftliche und gesellschaftliche Macht, während Lina in einer abhängigen Position ist.
Psychologische Tiefe: Mann zeigt eindrucksvoll, wie gesellschaftliche Strukturen das Innenleben der Charaktere prägen. Arnolds Misstrauen und Linas Selbstzweifel sind direkte Folgen ihrer gesellschaftlichen Prägung.

Die Geschichte kann auch als Allegorie auf die gesellschaftlichen Verhältnisse im Deutschen Kaiserreich gelesen werden, wo der Schein des Fortschritts und der Modernität die tiefen sozialen Ungerechtigkeiten und Klassenunterschiede verdeckte.
Die Liebesgeschichte wird so zum Mikrokosmos, in dem Heinrich Mann die sozialen Spannungen und Widersprüche seiner Zeit verdichtet darstellt und kritisiert.
 
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