Latein Wörterbuch - Forum
Zur Kontrolle — 862 Aufrufe
R. Garber am 12.3.25 um 16:06 Uhr (Zitieren)
Hallo,

Ich habe mir eine KI-Übersetzung für diese Sätze erstellen lassen.
Nun hätte ich gerne eine Vergleichsübersetzung, weil ich glaube,
Fehler erkannt zu haben.
Das sind die zu übersetzenden Sätze:

Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann,
was einem anderen nicht schadet.

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, nichts zu verlieren zu haben.

Es ist besser, für das gehaßt zu werden, was man ist,
anstatt für das geliebt zu werden, was man nicht ist.

Danke für die Mühe. Schöne Vorosterzeit dem ganzen Forum!

Gruß

Ronald
Re: Zur Kontrolle
Graeculus am 12.3.25 um 18:03 Uhr (Zitieren)
Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann,
was einem anderen nicht schadet.

Darüber solltest Du mal nachdenken. Das würde ja bedeuten, daß Du niemandem einen Wunsch abschlagen darfst, wenn diese negative Antwort ihm schadet: Liebe mich (denn ich liebe dich)! Spende mir eine Niere (denn ich brauche eine)! Gib mir Geld (denn ich brauche ein neues Auto)!

Die klassische Formulierung (Rousseau, Kant) lautet vielmehr: Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was man jedem anderen in gleicher Weise zubilligen kann.

Auch der, der Deine Liebe fordert, will nicht, daß jeder andere von ihm Liebe fordern darf.
Ebenso bei der Organspende oder dem Geld.
Re: Zur Kontrolle
Graeculus am 12.3.25 um 18:12 Uhr (Zitieren)
Selbstverständlich gehört es zu unserer Freiheit, bestimmte Entscheidungen („Ich möchte deine Liebe nicht!“ - „Ich möchte dir keine Niere spenden!“) auch dann zu treffen, wenn sie anderen schaden - dann nämlich, wenn er kein Recht darauf hat.

Das Kriterium der Freiheit ist also nicht der Schaden, sondern das Recht.
Allenfalls kann man freundlicherweise bemüht sein, den Schaden zu minimieren.
Re: Zur Kontrolle
SPAULUS am 13.3.25 um 5:44 Uhr (Zitieren)
Röm 13, 8-10 Die Liebe schuldet ihr einander immer.
Re: Zur Kontrolle
hs35 am 13.3.25 um 8:27 Uhr (Zitieren)
Das Kriterium der Freiheit ist also nicht der Schaden, sondern das Recht.

Und das ist Konvention.

Le cœur a ses raisons que la raison ignore.

„Ich möchte deine Liebe nicht!“

Kommt auf die konkrete Form an?
Welcher (seelisch gesunde) Mensch will nicht geliebt werden?
Re: Zur Kontrolle
hs35 am 13.3.25 um 10:26 Uhr (Zitieren)
Libertas eo continetur, ut omnia agas liceat,
quae nulli sint damno.


Libertas nihil est nisi vox alia, qua dicimus nobis nihil esse, quod amittamus.

Ob id aliis odio esse, quod sumus, quam ob id amari, quod non sumus, praestat.
Re: Zur Kontrolle
Graeculus am 14.3.25 um 11:27 Uhr (Zitieren)
Ich weiß nicht, warum man hier Paulus zitieren sollte. Wenn ein Mann eine Frau liebt und ihr einen Antrag macht, dann hat sie das Recht, „nein“ zu sagen - selbst dann, wenn ihn diese Absage schwer kränkt, ihm also schadet.

Ob dieses Recht eine Konvention ist oder ein ius naturale, lasse ich einmal dahingestellt.

Dieser Spruch, so populär er sein mag, ist falsch.
Re: Zur Kontrolle
hs35 am 14.3.25 um 16:14 Uhr (Zitieren)
Ich weiß nicht, warum man hier Paulus zitieren sollte. Wenn ein Mann eine Frau liebt und ihr einen Antrag macht, dann hat sie das Recht, „nein“ zu sagen - selbst dann, wenn ihn diese Absage schwer kränkt, ihm also schadet
.

Es gibt auch Liebe nicht nur zwischen Mann und Frau und in anderen Erwachsenenbeziehungen.
Das man mit einem Korb rechnen ist, ist nichts Besonderes in diesem Problemfeld.
Ist Kränkung ein Schaden? Welcher? Geht sie nicht vorüber, wenn man die Regeln
der Regel akzeptiert?

Wer leiht jemandem Geld für einen Autokauf? Worin liegt der Schaden?
Es kann auch Vorteile haben.
Warum soll ich eine Nieren- OP riskieren, wenn ich mich selber damit gefährde?
Das ist mMn sicher hier nicht inkludiert.

Es gibt das ius naturale auf Liebe, das man spürt ohne juristische Aspekte:
Sehr viele lieblos erzogenene Kinder sind potentielle seelische gestörte Erwachsene.

Du hast zwei merkwürdige Beispiele gewählt.
Wer würde an solche konstruierten Fälle denken, wenn er den Satz hört?

Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was man jedem anderen in gleicher Weise zubilligen kann.

Das findet sich schon im Doppelgebot/Goldenen Regel weit vor Kant und Rousseau.
Die beiden Herren sagen nicht Neues, unterschätzen aber vlt. den Aspekt der Selbstliebe als Grundbedingung der Caritas.
Bei einigen Philosophen habe ich den Eindruck, dass sie damit ihre persönlichen Probleme
hatten, die sie zu Zynikern oder Misanthropen werden ließ und Verzweiflern an der Menschheit.
Doch das führt vom Thema weg.
Re: Zur Kontrolle
Graeculus am 14.3.25 um 16:52 Uhr (Zitieren)
Der Satz ist ganz allgemein formuliert
Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann,
was einem anderen nicht schadet.

und wird daher widerlegt durch Gegenbeispiele. Das ist Logik.

Worin der Schaden besteht, daß Liebe nicht erwidert, einem Menschen mit Niereninsuffizienz eine Niere nicht gespendet oder ein benötigtes Auto nicht finanziert wird, brauche ich wohl nicht zu erläutern.

Ob es zynisch, misanthropisch oder einfach realistisch ist, darauf hinzuweisen, daß nicht der mögliche Schaden, sondern der Rechtsanspruch des Gegenüber das Kriterium darstellt, durch welches unsere Freiheit eingeschränkt wird, dürfte sich dann entscheiden, wenn jemand dich mit ungerechtfertigten Ansprüchen konfrontiert. Sagst du dann „nein“, auch wenn ihm dies schadet?

Übrigens haben sich meine Gedanken nicht an dich gerichtet, sondern an den Fragesteller, dem es nicht schaden wird, wenn er sich ein paar Gedanken macht, bevor er sich in ein Tattoo-Studio begibt.
Re: Zur Kontrolle
hs35 am 14.3.25 um 18:41 Uhr (Zitieren)
Ich würde das ALLES nicht ganz so streng in solchen Kontexten sehen und die Realität im Auge haben.
Diese Schäden gehören zum Lebensrisiko, das immer besteht.

Sagst du dann „nein“, auch wenn ihm dies schadet?

Ja. Es ist in dieser Welt unmöglich, jedweden Schaden zu vermeiden.

Die Frage ist:
Warum soll ICH meine spenden? Vlt. gibt es geeignetere Spender.
Ich muss doch nicht mein eigenes Leben gefährden.
Welcher Christ würde für einen Freund auch in den Tod gehen (Joh-Evangelium)?


Was das Auto angeht: Wozu braucht er es? Warum geht er nicht zur Bank?
Es könnte einen Unfall haben und mir dann vorwerfen, ich sei schuld, weil es ohne
Auto nicht passiert wäre.
Der Sachverhalt ist vielschichtig und von der konkreten Situation abhängig.
Pauschal kann man m.E. dazu nichts sagen. Zudem müsste man Schaden genau definieren.
Hier können sehr subjekte Aspekte im Spiel sein wie beim Auto?
Braucht er es wirklich?

An welche konkreten Schäden denkst du? Die genannte Kränkung sehe ich nicht als Schaden, sondern eine Erfahrung, die zum Leben gehört, das nunmal nicht immer völlig logisch ist, eher das Gegenteil, wenn man den status rerum et generis humani betrachtet.
Wieviel % der Menschen handeln immer logisch oder vernünftig?
Ich wette, eine deutliche Minderheit aus verschiedenen Gründen, meist irrationalen.
Davon lebt auch die Wirtschaft, die Medizin und nicht zuletzt die Religionen.

Zum Thema Rechtsanspruch:
Was hilft er, wenn nicht realisierbar? (Kita-Plätze, wo Kitas oder Personal fehlen).
Rechtssprüche sind an der Realität zu messen.
Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren.
Wie leben in eine Gesellschaft voller Ansprüche: Jeder will, fordert, ...
Wenige fragem: Um woher soll das Geld kommen?
Politik als die Kunst des Möglichen ist eben keine Rundumversicherung für Vollkasko-
Mentalitäten.
Ohne Moos nix los und die Bergpredigt ist für die Politik kein realistischer Maßstab in einer
kontingenten, unvollkommenen Welt voller Einzelegoismen und -interessen.
Da bleiben Enttäuchungen, Benachteiligungen, Ungerechtigkeiten und auch massive Schäden nicht aus.
Schwacher Trost: Wir müssen alle irgenwann an irgendetwas sterben - der eine früher, der andere später. That’s life and will be life for ever!
Vlt. gibt es die Apokatastasis und das Happy End?
Desperate wishful thinking and hoping? Viel scheint dafür zu sprechen und die
Antworten ´der Religionen landen auf dem Brandopferaltar der Naturwissenschaften,
die immer mehr aufdecken, woher und warum die Welt so ist wie sie ist, wo sie doch so schön sein könnte, IF (sang einst Telly Savalas alias Lt. Theo Kojak, dem es auch nicht wirklich gelang , die Welt besser zu machen, geschweige denn zu ERLÖSEN,
was immer das konkret heißen soll,)
Es könnte etwas mit Liebe zu tun haben, einer caritas sui generis, über die man nur
spekulieren kann, wie es Karl Rahner mit diesem Satz tut:

„Der Mensch kommt nur wirklich in echtem Selbstvollzug zu sich, wenn er
sich radikal an den anderen wegwagt. Tut er dies, ergreift er (unthematisch oder
explizit) das, was mit Gott als Horizont, Garant und Radikalität solcher
Liebe gemeint ist, der sich in Selbstmitteilung (existenziell und geschicht-
lich) zum Raum der Möglichkeit solcher Liebe macht. Diese Liebe ist intim
und gesellschaftlich gemeint und ist in der radikalen Einheit dieser beiden
Momente Grund und Wesen der Kirche."

Ich gehe davon aus, dass du, Graeculus, mit diesen Satz wenig bis nichts anfangen kannst.
Mir sagt er viel, auch wenn mir die darin enthaltene Utopie schwer zu schaffen macht.
Zumindest gibt er ein Richtung an, in die christliche Theologie denken muss,
wenn sie nicht im Ritualismus und Sakramentalismus auf-und darin untergehen will.
Credo, quia absurdum! Vel quia plenum spei cuiusdam??
Man springe oder springe nicht mit Kierkegaard.
Mit dem Sprung ist es freilich nicht getan, mit ihm ginge es erst richtig los.
Fragt sich nur: Mit was konkret?

Schöne Wochenende, pagane confitens et artis logicae peritissime!
 
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