Trittbrettfahrer und Trittbrettfahrertum — 325 Aufrufe
Matthaeus Magirus am 18.4.25 um 15:05 Uhr (Zitieren)
Liebe Latein-Liebhaber,
was hätten die alten Römer zu bester Asterix-und-Obelix-Zeit wohl für die modernen Worte »Trittbrettfahrer« und »Trittbrettfahrertum« gesagt? Im „Lexicon recentis latinitatis“ (Hg.: Libraria Editoria Vaticana, Edition Lempertz, 1998) etc. bin ich leider nicht fündig geworden.
Mir sind bei der Suche „pedana“ und „podium“ und ein „Trittbrett“ für Figuren des gekreuzigten Jesus Christus in Kirchen als Begriff aus der Kunstgeschichte begegnet (das Wort dafür ist mir leider nicht mehr erinnerlich).
In der christlichen Kunstgeschichte existiert der Begriff suppedaneum, der das Fußbrett bezeichnet, auf dem die Füße des Gekreuzigten ruhen. Dieses Wort stammt vom lateinischen sub (unter) und pes (Fuß) ab.
Danach hast du wohl gesucht.
-> Trittbrettfahrer: z.B. qui suppedaneo utitur
Trittbrettfahrertum = suppedaneo utentes
PS:
Trittbrettfahrer = jemand, der von fremder Initiative/Vorteil profitiert, ohne selbst Aufwand oder Risiko zu übernehmen.
Also eine Art:
parasitus (klassisch: Tischschmarotzer)
comes otiosus / socius ignavus (begleitender Faulpelz, untätiger Gefährte)
utilitatis alienae captator („einer, der fremden Nutzen abfängt“)
Römerzeitliche Möglichkeiten:
1. Parasitus vehiculi / itineris
„Schmarotzer der Fahrt“
→ Stilistisch eher humorvoll-klassisch, wie ein Asterix-Römer das sagen würde.
→ Parasitus ist schon in Plautus ein komischer Typ, der immer mitessen will.
2. Comes iners oder socius inutilis
„Untätiger Begleiter“ / „nutzloser Gefährte“
→ trifft den Kern, klingt römisch – könnte ein Cato gesagt haben.
3. Utilitatis captator
„Abgreifer von Nutzen“
→ sehr elegant für gehobenes Latein, evtl. bei Cicero oder Seneca anzutreffen.
(Quelle: KI)
Nebenbei:
Der reuige Schächer, der von Jesus profitierte heißt: latro
Unus autem de his, qui pendebant, latronibus, blasphemabat eum,
dicens: Si tu es Christus, salvum fac temetipsum et nos.
Über die Sinnhaftigkeit, für die deutsche Wortbildung so typische Komposita durch Derivationsbildungen im Lateinischen nachzuahmen, das ja eine äußerst eingeschränkte Kompositionmöglichkeit aufweist, lässt sich trefflich streiten. Im konkreten Fall ist schon die Basis nicht so leicht mit Fahrzeugen in Verbindung zu bringen, vor allem aber fehlt dem Suffix die Semantik des Rechtsglieds -fahrer, die zum Gesamtsinn wesentlich beiträgt.