Das Wort „Prinz“ kommt direkt aus dem Lateinischen, nämlich von „princeps“. Es heißt dann: Fürst.
Wenn man - wie in späteren Adelszeiten - mit „Prinz“ den Sohn eines Königs meint: „filius principis“.
das Prinzip der direkten Thronfolge und damit die
vorausgehende Festlegung auf einen Nachfolger
mit einer Eigenbezeichnung ist eigentlich eine
Erfindung der frühen Neuzeit und in christlichen
Reichen.
(Im osmanischen Reich gab es das Gesetz,
daß sich die Söhne des Sultans gegenseitig umbringen sollten und der Überlebende
die Nachfolge antreten kann.
Dabei war es völlig unerheblich,
wer die Mütter der vielen Söhne eines Sultans waren)
ja, aber das waren „Ernennungen“ durch den Augustus und kein Automatismen per Geburt!
und ein „Prinz“ ist ja nur durch Geburt ein Prinz
(bis auf die eine Ausnahme in der Neuzeit
->
Jean-Baptiste Jules Bernadotte wurde vom schwedischen König 1810 adoptiert und
war von da an „Prinz von Schweden“)
@Graeculus,
gestern oder vorgestern habe ich mal geschrieben,
wer Langeweile und viel Zeit hat,
kann ja mal den Stammbaum der julisch-claudischen Dynastie
aufbröseln..
Wer noch mehr Langeweile, noch mehr Lust und noch mehr Zeit hat,
kann sich ja mal an des Prinzip der Tetrachie wagen....
Die vorausgehenden Festlegungen auf einen Nachfolger in der Antike waren Ernennungen durch den Kaiser/princeps, die den leiblichen Sohn betreffen konnten oder einen anderen. Das stimmt.
Erstes Beispiel schon: Augustus --> Tiberius; wobei ich sicher bin, dass Augustus liebend gerne seinen Sohn genommen hätte, wenn er nicht nur die Julia gehabt hätte. Die wurde dann aber in entsprechende Ehe- und Nachwuchs-Projekte gedrängt.
Im Studium habe ich gelernt, dass selbst die Adoptivkaiser (klassische Beispiele für Deine These) zu Adoptivkaisern wurden, weil sie - von Traian bis Antoninus Pius - keine leiblichen Söhne hatten. Der erste, der dann wieder einen „echten“ Sohn hatte (Marc Aurel), hat den auch prompt zum Nachfolger bestimmt: Commodus.
Die „Stimme des Blutes“ (oder wie man das nennen soll) ist jedenfalls keine Erfindung späterer Zeiten.
a) Commodus -> schlimmer Mißgriff...
b) Stimme des Blutes, ja,
aber der Herrscher mußte auch die Macht haben,
seinen Kandidaten, sprich Sohn, durchsetzen zu können!
Absolutismus im Sinne Louis XIV. war ja nicht die Regel!
Die „staatstragenden“ Gruppen hatten immer ein Wörtchen mitzureden.
es zählte mehr die Sippe als die direkte, kleinere Familie
siehe z.B. das Prinzip des „Seniorats“ bei slawischen Völkern (Kgr. Polen!)
Nicht umsonst ist z.B. das „salische Gesetz“
(lex salica) immer umstritten gewesen und
so „berühmt“, weil es einen Großteil der
„Erbberechtigten“ vom Erbe,
bzw. von einem angemessenen Anteil
ausschliesst!
Ich habe gerade überlegt, wie das in früheren Dynastien, etwa bei den Ägyptern oder Persern war mit der Nachfolge des Sohnes. Aber ich denke, ohne Monogamie, also wenn der Herrscher x Frauen in seinem Harem hat, ist die Stimme des Blutes naturgemäß eine vielstimmige, auch disharmonische.
Und was das Historisieren angeht:
- die neuen Forumregeln!
Es muss also nicht die Sprache sein.
Verzeih einem alten Geschichtslehrer ...
Da gibt es auf der Stammtafel dieses Links so einen merkwürdigen Pfeil zwischen Germanicus und Julia Livilla, dessen beide Spitzen sich in der Nähe von Drusus (filius juvenis), dem Sohn des Kaisers Tiberius treffen. Das muss/soll wohl heißen, dass Germanicus der Sohn des Drusus (Bruder des Tiberius) war. Irritierend mit der doppelten Pfeilrichtung.
Aber Du siehst, was ich für einen julisch-claudischen Durchblick habe!
;-)
.. und schon wieder zu spät!
Ich habe mit großem Genuss diesen Thread gelesen!
@ Bibulus
Ein aufwendiges Abendkleid hat noch ein ganz anderes Schnittmuster! der julisch-claudische Stammbaum ist ein durchschnittliches Abendkleid! Aber auch die sind schon sehr aufwendig, da hast du recht!!!
@bibulus und graeculus:
Ich habe mit Genuss diesen Thread gerade gelesen und viele neue Aspekte, an die ich gar nicht gedacht haette, gewonnen. So etwas zu lesen ist mal etwas Anderes ! Das ist auch der Grund, warum ich so gerne in dieses Forum gehe. Man lernt jeden Tag dazu! Aber jetzt begebe ich mich auch zur Ruhe......
Auch mir hat das großen spaß gemacht, weshalb ich nochmal darüber nachgedacht habe - mit folgendem Resultat:
Folgende römischen Kaiser bis 300 u.Z. hatten leibliche Söhne, die ihre Nachfolger geworden sind:
• Claudius --> Britannicus (bald ermordet von Nero, dem Sohn von Claudius’ zweiter Frau, Agrippina d.J.)
• Vespasian --> erst Titus, nach dessen Tod Domitian
• Marc Aurel --> Commodus
• Septimius Severus --> Caracalla (zunächst mit dem zweiten Sohn Geta als Mitkaiser)
• Gordian I. --> Gordian II. --> Gordian III.
• Valerian --> Gallienus
Das sind nicht sehr viele bei ca. 50 Kaisern, was zunächst dafür spricht, daß es ein eingespieltes Verfahren zugunsten der leiblichen Söhne als Nachfolger nicht gab.
Auf der anderen Seite kann man fragen, welche römischen Kaiser überhaupt 1. eines natürlichen Todes gestorben sind, 2. zu diesem Zeitpunkt einen leiblichen Sohn hatten, der dann 3. nicht Kaiser geworden ist.
Da fällt mir kein einziger ein. Das spricht nun dafür, daß es andere Faktoren waren (irreguläre Nachfolge im Zusammenhang mit Ermordung, Kinderlosigkeit bzw. vorzeitig verstorbener Sohn), welche die Etablierung eines solchen an sich irgendwie natürlichen Prinzips verhindert haben.
Von 27 v.Chr.(Octavian erhält den Namen „Augustus“)
bis 476 n.Chr.(Romulus Augustulus wird abgesetzt),
also in einem Zeitraum von rund 500 Jahren,
regierten 81 Kaiser und 34 Gegenkaiser.
46 rechtmäßige Kaiser wurden ermordet,
5 fielen im Kampf.
Nur 30 starben eines natürlichen Todes.
(also war das ein ziemlich lebensgefährlicher Job...)
Von den 34 Gegenkaisern wurden 29 ermordet.
Nur 26 Kaiser regierten länger als 10 Jahre.
(Augustus, der erste Kaiser, regierte am längsten!)
Nur fünfmal, siehe den Beitrag von Graeculus,
folgte der Sohn dem Vater.
@Graeculus,
:-)
ich habe sowohl das i-net als auch meine schlauen Bücher bemüht und schlicht und einfach gezählt.
(meine Recherche erhebt natürlich keinen Anspruch
auf wissenschaftliche Vollständigkeit oder Richtigkeit)
noch ein Nachtrag:
eine dynastische Tendenz kann man eigentlich nur
bei der julisch-claudischen und der constantinischen Familie sehen (jeweils 5 Generationen)
Wenn man von einer Dynastie ab fünf Generationen spricht, hast Du recht. Bei den Severern waren es ja ja nur viereinhalb Kaiser (inkl. Geta) in drei Generationen.
Re: Prinz
Lateinhelfer am 20.12.08 um 22:20 Uhr (Zitieren) II
@bibulus:
Ein ganz schönes Buch (habe ich geschenkt bekommen) ist „DAS ANTIKE ROM von der Republik zum Kaiserreich“ vom „Parragon Verlag“. Da ist alles dargestellt, auch sämtliche Kaiser usw. Sehr schönes Buch!
@lateinhelfer,
wie immer, wenn man die wikipedia nutzen will,
Details am besten an Hand einer zweiten Quelle nachprüfen!
Die wikipedia ist wohl im allgemeinen gut, aber sicher ist sicher...
;-)