Wie der Name sagt, erklären Adverbien ein Verb, beschreiben also eine Tätigkeit näher: Marcus läuft heute hier schnell. Adjektive beschreiben dagegen ein Nomen: Das große weiße ruhige Haus.
Berührung gibt es dort, wo sowohl einem Objekt als auch einer Tätigkeit eine bestimmte Eigenschaft zugeschrieben werden kann: schnell laufen - Marcus läuft schnell (Adverb) - Marcus ist schnell (Adjektiv) - der schnelle Marcus
Adverbien gehören zu den Partikeln, bilden also nicht unterschiedliche Formen. Allerdings sind viele von ihnen keine eigenständigen Vokabeln, sondern von Adjektiven abgeleitet, und wie diese in der Lage, Steigerungsstufen zu bilden.
Immerhin erspart die Kenntnis der Ableitungsregeln bei den sowieso meist eklig zu paukenden Adverbien eine Menge Arbeit - die adjektiv-gestützten braucht man ja dann nicht mehr extra zu lernen.
Wie üblich gibt es für die Bildung des Adverbs aus dem Adjektiv eine Normalmethode und eine Reihe von Ausnahmen. Das Verfahren ist damit grundsätzlich das gleiche wie bei der Bildung der Steigerungsformen eines Adjektivs.
Normalfall: Vom Genetiv Singular des Adjektivs im Positiv oder Superlativ wird die Genetiv-Endung (-i oder -is) abgetrennt:
laetus > laeti > laet-
laetissimus > laetissimi > laetissim-
pulcher > pulchri > pulchr-
gravis > gravis > grav-
felix > felicis > felic-
usw.
An diesen Rumpf tritt die Endung des Adverbs, nämlich -e bei Adjektiven der a/o-Deklination und bei Superlativen: laete, laetissime, pulchre und -iter bei Adjektiven der konsonantischen Deklination: graviter, feliciter
Komparative verwenden den Nom.Sg.n. des Adjektivs als Adverb: laetius, pulchrius, gravius…
Nota: Von Adjektiven abgeleitete Adverbien sind also komparierbar: Marcus celeriter/celerius/celerrime cucurrit. „Marcus lief schnell/schneller/am schnellsten“.
Die Ausnahmen sind:
a) Knapp zwei Dutzend Adjektive auf -us bilden das Adverb nicht auf -e, sondern auf -o. (Adverbien auf -o - nicht von Adjektiven abgeleitet - sind ja sonst häufig; in den vorliegenden Fällen sind offenbar die Adjektive so selten oder als Adjektiv seltsam, dass der Zusammenhang des Adverbs mit dem Adjektiv sprachlich nicht empfunden wurde.) Es handelt sich um:
b) Adjektive auf -ns bilden das Adverb auf -nter: constans > constanter.
Auch sollers (geschickt) bildet sollerter; bei audax (kühn) kommt sowohl audacter als auch audaciter vor.
c) weitere Ausnahmen:
d) Einige Adverbien bilden Komparationsreihen, obwohl sie nicht von einem Adjektiv abstammen. Das ist ein ähnlicher Fall wie bei den adjektivischen Komparativen und Superlativen ohne Adjektiv im Positiv wie proprior/proximus.
Diese Steigerungen reihen wir auch noch hier ein:
Positiv | Komparativ | Superlativ | |||
---|---|---|---|---|---|
Latein | Deutsch | Latein | Deutsch | Latein | Deutsch |
diu | lange (zeitlich) | diutius | länger | diutissime | am längsten |
saepe | oft | saepius | öfter | saepissime | sehr oft |
multum | viel(Anzahlen) | plus | mehr | plurimum | am meisten |
1)- | — | magis (Menge) | mehr | maxime | am meisten |
2)- | — | minus | weniger | minime | am wenigsten |
— | — | potius | lieber/vielmehr | potissimum | am liebsten/vorzugsweise |
nuper | neulich | — | — | nuperrime | jüngst |
satis | genug | satius | angeratener,besser | — | — |
prope | nahe | propius | näher | proxime | am nächsten |
ultro | drüben,überdies | ulterius | weiter | ultimo | zuletzt 3) |
intus | drinnen | interius | tiefer drinnen | intime | tiefstgehend/herzlichst |
supra | oben | superius | weiter oben | summum | höchstens 4) |
extra | außerhalb | exterius | weiter draußen | extremo/extremum | schließlich |
infra | unten | inferius | weiter unten | infime/ime | ganz unten |
citra | diesseits | citerius | diesseitiger | citime | am nächsten |
— | — | deterius | weniger gut | deterrime | am schlechtesten |
1) „sehr“ als Positiv heißt valde, magnopere (mit Superlativ maximopere) oder admodum: völlig
2) „wenig“ heißt meistens „non multum“, auch paulum: wenig, paulo: ein wenig
3) ultimum: zum letztenmal
4) supremum: zum letztenmal; summe: ganz besonders