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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Antonomasien der Antike (2442 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 30.09.2019 um 14:54 Uhr (Zitieren)
Antonomasie: Ersetzung der Bezeichnung einer Gattung durch den Eigennamen eines ihrer typischen Vertreter.
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Judas, der Verräter
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Proteus, der Vielgestaltige
• Sappho, die Lesbierin
• Sokrates, der Weiseste
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling

Zum Zustandekommen der Liste und zu der darauf bezogenen Diskussion vgl.:
https://www.albertmartin.de/latein/forum/?view=39576#40
Re: Antonomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 30.09.2019 um 16:38 Uhr (Zitieren)
Ergänzt um:
- Xanthippe, die zänkische Ehefrau
Re: Antonomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 30.09.2019 um 18:57 Uhr (Zitieren)
Ich ergänze:
- Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 30.09.2019 um 22:43 Uhr (Zitieren)
Was den Namen dieser rhetorischen Figur angeht, so habe ich mich auf arbiter verlassen; anscheinend lautet er aber "Eponomasie".
Re: Antonomasien der Antike
Platon schrieb am 01.10.2019 um 08:28 Uhr (Zitieren)
Die Antonomasie (griechisch andere Benennung) ist ein Tropus − genauer eine Art der Metonymie −, bei der man an die Stelle eines Eigennamens eine bezeichnende Eigenschaft oder eine Apposition setzt.

Die rhetorische Figur Eponomasie ist die Ersetzung eines Begriffs durch den kennzeichnenden Eigennamen einer bekannten historischen oder literarischen Exempelfigur als Stellvertreter des Begriffs.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 01.10.2019 um 09:21 Uhr (Zitieren)
Das spricht ja eindeutig für die Eponomasie; aber arbiter hat auf die "Vossianische Antonomasie" verwiesen, die weiter unten im Wikipedia-Artikel erwähnt wird.
Re: Antonomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 01.10.2019 um 16:58 Uhr (Zitieren)
Ergänzung:
- Thomas, der Ungläubige (der religiöse Zweifler)
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 01.10.2019 um 16:59 Uhr (Zitieren)
(wieder der falsche Titel)
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 02.10.2019 um 00:03 Uhr (Zitieren)
Inzwischen gibt es aus dem Lateinforum etliche Ergänzungen dazu, weshalb ich - sozusagen fürs Archiv - die aktuellste Version hier vorstelle:
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Judas, der Verräter
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Proteus, der Vielgestaltige
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Sokrates, der Weiseste
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau

Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 02.10.2019 um 20:26 Uhr (Zitieren)
Adonis, der schöne Jüngling.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 02.10.2019 um 22:48 Uhr (Zitieren)
Auch Adonis ist ein gutes Beispiel.
Hinterher frage ich mich: Warum bin ich darauf nicht selber gekommen?
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 03.10.2019 um 00:13 Uhr (Zitieren)
Mentor, der (väterliche) Berater und Erzieher
Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebiets
Brutus, der Verräter (in besonderer Nahbeziehung)
Messalina, die promiske (Ehe)frau


Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 03.10.2019 um 00:30 Uhr (Zitieren)
Das Paar Saulus/Paulus für jemanden, der einen tiefgreifenden Wandel durchmacht (wobei sich die Richtung schon einmal umkehren kann: "Klaus Eierhoff, Vorstand beim Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann, wandelt sich vom Paulus zum Saulus des deutschen Internethandels.")
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 03.10.2019 um 00:35 Uhr (Zitieren)
Midas, einer, der alles, was er anfasst, in Gold verwandelt ("Werner Schmalenbach: ein Midas des modernen Kunstbetriebs" - FAZ vom 31.1.2012)
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 03.10.2019 um 11:59 Uhr (Zitieren)
Prometheus, der Vordenker, Feuerbringer, der eine wesentliche Neuerung einleitet (Faust ist der Prometheus der Moderne, "Ein Prometheus für Afrika: Afrika soll elektrifiziert werden – durch den deutschen Mittelstand" etc.)
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 03.10.2019 um 12:16 Uhr (Zitieren)
Narziss (Narkissos), der Selbstverliebte
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 03.10.2019 um 12:25 Uhr (Zitieren)
Zerberus (Kerberos), der grimmige Wächter ("Am Ausgang steht ein Zerberus, der mir sagt, daß das 75 Mark koste")
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 03.10.2019 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Es ist verblüffend, was da alles zusammenkommt!
Und selbst in dieser fortgeschrittenen Phase noch Beispiele, die unstrittig im Gebrauch sind. Narziß! Mentor!
Re: Antonomasien der Antike
mitleser schrieb am 04.10.2019 um 14:30 Uhr (Zitieren)
Wahrlich eine Freude, was zu dieser Fragestellung alles zu Tage tritt.Vielen Dank für die gute Zusammenstellung.

Zu ergänzen wäre evtl. noch:

David & Goliath
und natürlich Cato der ältere, von dem die ganze Überlegung ja ausging.

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 04.10.2019 um 16:11 Uhr (Zitieren)
David & Goliath sind notiert. Die aktualisierte Liste, die bald von hier bis Athen reicht:
• Adonis, der schöne Jüngling
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Brutus, der Verräter
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• David und Goliath, der Kleine gegen den Großen
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Judas, der Verräter
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwan-delt
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Sokrates, der Weiseste
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 04.10.2019 um 18:24 Uhr (Zitieren)
Ich erfahre noch:
- Sirene, die Verführerin
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 04.10.2019 um 19:22 Uhr (Zitieren)
Weiterhin:
- Scylla und Charybdis, die Alternative
- Zeus, der Chef
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 04.10.2019 um 19:31 Uhr (Zitieren)
Wobei Sirene ja eigentlich kein Eigenname ist.
Skylla und Charybdis sind auch eher der Inbegriff zweier Übel (ähnlich wie Pest und Cholera), wer zwischen ihnen wählen muss, befindet sich in einem Dilemma.

Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 04.10.2019 um 19:37 Uhr (Zitieren)
Interessant ist auch die Bedeutungsverschiebung in manchen Fällen - Midas z.B. wurde zu einem, der, was er anfasst, in Gold verwandelt, ohne das wie sein Vorbild bald zu bereuen.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 04.10.2019 um 20:40 Uhr (Zitieren)
Bloß noch von historischer Bedeutung sind

Apelles, der Maler (Künstler schlechthin). So heißt es auf dem Grabe Fra Angelicos: Non mihi sit laudi, quod eram velut alter Apelles, sed, quod lucra tuis omnia, Christe, dabam; Dürer wird als teutscher Apelles bezeichnet, eine einschlägige Publikation zur Hofkunst um 1500 trägt den Titel "Apelles am Fürstenhof") Ähnlich verhält es sich mit Phidias, dem Bildhauer - noch das 19. Jhdt. vergibt Ehrentitel wie der dänische Phidias.


Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 04.10.2019 um 20:42 Uhr (Zitieren)
Bloß noch von historischer Bedeutung sind folgende zwei Beispiele.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 04.10.2019 um 21:12 Uhr (Zitieren)
Item:

Nimrod, der Jäger. ("Ein Nimrod unserer Gegend fesselte wenigstens das „Jagdglück“ an seine Fersen, daß es den Neid seiner Jagdbrüder hervorrief ..., "Die Jagd ist jetzt in gebildeten Ländern bloße Lustpartie und Zeitvertreib, das gefällte Wild weniger Zweck als das Vergnügen, es zu fällen, wie die damit verbundene Abwechslung und Bewegung, worüber ein Nimrod nicht bloß Frau und Kind, sondern Hitze und Frost, Berg und Thal, Busch und Sumpf, ja manchmal selbst die Menschlichkeit vergißt.")
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 04.10.2019 um 23:21 Uhr (Zitieren)
Der Nimrod erscheint mir noch vertraut, wohingegen Apelles und Phidias verblichen wirken.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 05.10.2019 um 14:16 Uhr (Zitieren)
Ödipus, ein Mann, der seine Mutter sexuell begehrt und seinen Vater töten möchte.
Schon Freud schreibt über einen seiner Analysanden, den kleinen Hans: "Er ist wirklich ein kleiner Ödipus, der den Vater "weg", beseitigt haben möchte, um mit der schönen Mutter allein zu sein, bei ihr zu schlafen." Die Popularisierung des psychoanalytischen Jargons tat ein Übriges.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 05.10.2019 um 14:48 Uhr (Zitieren)
Venus, die Schöne (sexuell attraktive Frau) ("Amanda - so will ich die geile Venus nennen -/ Lag dichte neben mir zur seiten mit der brust ...", "Denken Sie sich einmal, was wir eine schöne Frau aus dem besseren Mittelstande nennen würden, ich meine, was wir drei schön nennen, keine Postkartenschönheit und keine Venus, sondern ein Inneres, das durch seine Hülle scheint ...", "Da sie aus meinen Blicken ablas, was ich dachte, sagte sie: »Ich weiß, ich bin keine Venus:« »Mir genügt eine tüchtige Sekretärin:« »Gut!« meinte sie.")
Re: Antonomasien der Antike
mitleser schrieb am 05.10.2019 um 17:26 Uhr (Zitieren)
weitere mögliche Ergänzungen:
Pygmalion, einer der etwas in dem anderen sieht; vgl: Pygmalion-Effekt
und zumindest im theologischen Kontext:
Adam (Jesus als der neue Adam)
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 05.10.2019 um 17:37 Uhr (Zitieren)
Wird eigentlich auch jemand mit der Attitüde eines Erlösers "Jesus" genannt? Kommt das vor?
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 05.10.2019 um 20:12 Uhr (Zitieren)
In spöttischer Absicht werden Bildungen wie "Reservejesus! Geh doch in die Heilsarmee! Da kannst du verdammt noch mal General werden!“, "Weißt du, wie sie mich nennen? Sie nennen mich Reservejesus. Und reaktionärer Mönch!"gebraucht. Nicht immer zielt die Eponomasie auf das Religiöse, Messianische, manchmal bleibt sie bei der durch die Kunstgeschichte geformten Vorstellung vom Aussehen des Genannten stehen: "Jesusverschnitt in Sandalen" dient dann als Charakterisierung des Erscheinungsbildes einer literarischen Figur, "Jesus für Arme" der Verunglimpfung eines Models.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 05.10.2019 um 20:35 Uhr (Zitieren)
Charon, der düstere Fährmann (der Toten).

("Ewald hatte eine Ruderstange ergriffen, blickte von Zeit zu Zeit auf die beiden Mädchen und nahm ingrimmig unserem Charon den schwersten Teil seiner Arbeit ab.", "Unser Charon kam jetzt zurück, und erst jetzt fiel mir auf, dass er Pantoffeln trug.")
Re: Antonomasien der Antike
Gast schrieb am 06.10.2019 um 07:14 Uhr (Zitieren)
Früher oft zu hören:
"Bin ich Jesus? Wächst mir Gras aus der Tasche"
Re: Antonomasien der Antike
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 06.10.2019 um 10:15 Uhr (Zitieren)
Die Venus hatten wir ja schon, ich hätte noch die Juno beizusteuern: eine stattliche Erscheinung, hochgewachsen, üppig, aber ohne Übermaß (etwa eine Jane Russell)
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 06.10.2019 um 11:17 Uhr (Zitieren)
Solon, der Gesetzgeber und Reformer.
("novus Burgundionum Solon in legibus disserendis [...] amaris","Friedrich siehts: ihn jammert des hartgedrücketen Volkes straks entwirft er, ein neuer Solon, beß're Gesetze", "Man sagte, daß Rousseau ein Solon der Corsen, die unmittelbar von ihm ein Gesetzbuch erhalten würden, werden sollte", "Gewiß, das Wesen des amerikanischen Präsidentenamts ist umstritten. Soll dieser Erste unter den Amerikanern eine repräsentative Gestalt sein, nicht besser (wenn schon nicht schlechter) als seine Mitbürger? Oder soll er ein Solon der Yankees sein, der ein primitiveres Volk im Sinne der Tugenden der Polis erzieht?")
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 06.10.2019 um 11:25 Uhr (Zitieren)
Auf die römische Antike beschränkt:

Hannibal, ein unversöhnlicher Feind, ein Todfeind der Römer (novus H., Cic. Phil. 13, 25: alter H., Aur. Vict. de Caes. 37, 2: Mithridates, odio in Romanos Hannibal, Vell. 2, 18, 1. (Georges))
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 06.10.2019 um 11:50 Uhr (Zitieren)
Der Mangel an positiven, nicht auf Schönheit und sexuelle Attraktivität reduzierten Frauenfiguren ist wieder einmal ernüchternd.
Die 2009 zu filmischen Ehren (Agora - Die Säulen des Himmels) gekommene Hypatia zählt vielleicht zu den Gegenbeispielen. ("Man höre doch, daß sie mitten in dieser waffenklirrenden Zeit der Hort der Akademie sei, unter ihren Jüngern den Preis der Gelehrsamkeit verdiene und verspreche, eine Hypatia Konstantinopels zu werden.", "Do you mean a woman can only be a Hypatia in A.D. 415, when man was the ecclesiastic, the ignoramus, and the murderer?")
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 06.10.2019 um 18:01 Uhr (Zitieren)
Kein Zweifel, die Männer überwiegen.
Frauen gibt es allerdings in unserer Liste auch jenseits von Schönheit bzw. sexueller Attraktivität:

- Ariadne
- Juno
- Kassandra
- Sappho
- Sphinx
- Xanthippe

Was allerdings im Vergleich zu den Männern auffällt, ist ein Mangel an eindeutig positiv besetzten Frauenfiguren.
Ariadne steht immerhin für eine kluge Hilfsbereitschaft, Sappho für lyrische Fähigkeit.

Die bei Homer so liebenswert geschilderte Nausikaa hat es wohl nicht zur Ehre der Eponomasie gebracht, oder?
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 06.10.2019 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Es ist wohl wieder Zeit für eine aktualisierte Liste:
• Adonis, der schöne Jüngling
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Brutus, der Verräter
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• David und Goliath, der Kleine gegen den Großen
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Judas, der Verräter
• Juno, die Stattliche
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwan-delt
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Nimrod, der Jäger
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Scylla und Charybdis, die Alternative
• Sirene, die Verführerin
• Sokrates, der Weiseste
• Solon, der Gesetzgeber und Reformer
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Venus, die Schöne
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter
• Zeus, der Chef

Den Hinweis auf Hypatia fand ich interessant, doch ihr eponomastischer (sagt man so?) Charakter hat mich nicht recht überzeugt; filix hatte ihn mit einem "vielleicht" versehen.
Re: Antonomasien der Antike
Marcella schrieb am 06.10.2019 um 22:00 Uhr (Zitieren)
Hier kommt Argus, der Wachsame.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 06.10.2019 um 22:53 Uhr (Zitieren)
Argos ist noch gut, der πανόπτης.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 06.10.2019 um 23:19 Uhr (Zitieren)
Janus, der Doppelgesichtige ("Ein Janus der Musikgeschichte", "Berlin ist ein Janus«, sagte Leo. Sie schaute fragend in seine blauen Augen. Noch nie hatte sie so ein eisiges Blau gesehen. »Berlin hat zwei Seiten, es ist eine Stadt der Extreme, rückständig und fortschrittlich zugleich ...", "Das Janusgesicht der PDS")

Einige Eponomasien sind größtenteils in Komposita und/oder Redewendungen gebunden. Dass jemand als Argus oder Janus bezeichnet wird, kommt eher selten vor, die Verwendung von "mit Argusaugen beobachten" oder "Janusgesicht", "Janusköpfigkeit" hingegen ist viel häufiger der Fall.

Geht es nach der Verbreitung, hat Hypatia gewiss (noch) keine Chance auf Aufnahme in die Liste.
Bei den sich zu Sappho, die du übrigens als Lesbierin, nicht als Dichterin aufgeführt hast, einstellenden Assoziationen spielten seit der Antike ihre vermutete sexuelle Orientierung und angedichtete biographische Details eine mindestens so große Rolle wie ihr kaum greifbares Werk. Ein Beispiel aus einem Koloss:

Du – Sappho, ich – Phaon, es gilt kein Zweifel mehr,
Doch meine Sorge wiegt sehr schwer –
Du findest nie den Weg zum Meer.

(Die Brüder Karamasow. Fischer Taschenbuchverlag (2006), S. 679)
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 07.10.2019 um 12:42 Uhr (Zitieren)
Diogenes, der Zyniker, der (freiwillig sozial randständig lebende) radikale Kultur- und Gesellschaftskritiker
("C'est Diogène, mais il s'exprime quelquefois en Platon - Er ist ein Diogenes, der bisweilen platonisch sich ausdrückt" [der noch vergleichsweise freundliche Voltaire über Rousseau], " In dieser menschenleeren, geistigen Kerkerenge, in der ich hier als deutscher Diogenes einsam lebe ...", "„Ein moderner Diogenes“. Bazon Brock über Geschmack, Ironie und Guildo Horns politische Sendung.")

Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 07.10.2019 um 13:23 Uhr (Zitieren)
Leviathan, das unbezwingbare Ungeheuer.

Hobbes hat mit dem Titel seines staatsphilosophischen Traktats dieser Eponomasie für allerlei übermächtige Institutionen und Organisationen den Weg geebnet: "The European Central Bank: The New European Leviathan?".
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 07.10.2019 um 13:42 Uhr (Zitieren)
Atlas, der Träger einer großen Last.

Es dominiert natürlich die Bezeichnung für die Kartensammlung, aber auch unser Kopf wird von einem getragen (dem so genannten ersten Halswirbel), Heines (von Schubert vertonter) unglückselger Atlas, der die ganze Welt der Schmerzen tragen muss, fällt mir noch ein.
Re: Antonomasien der Antike
Marcella schrieb am 07.10.2019 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Tantalos und Sisyphos wollen noch auf die Liste.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 07.10.2019 um 19:42 Uhr (Zitieren)
Das stimmt - vor allem Sisyphus, der sinnlos Tätige.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 07.10.2019 um 21:43 Uhr (Zitieren)
Auch nur noch historisch:

Zoilus (seltener Aristarchus), der pedantische Kritiker.

("Er hat das Herz eines Zoilus, die Feder eines Marius, und die Zunge eines Thersites!","Ein Zoilus unter lauter Epigonen zu sein, das eben ist ein Beruf, der nicht beneidenswert.", "Daß man jeden hämischen Tadler noch jetzt einen Zoilus nennt, ist eben kein ehrenvolles Gedächtniß seines Namens." "CRITIQUE: Toujours éminent. Est censé tout connaître, tout savoir, avoir tout lu, tout vu. Quand il vous déplaît, l'appeler Aristarque, ou eunuque. (Flaubert), "Allein, weil wir an dir nicht einen Aristarchus, sondern einen Phalaris zum Kunstrichter haben, da du nicht eine Rüge einem schlechten Verse beisetztest, sondern den Dichter mit den Waffen verfolgst, so wünschte ich zu wissen, was du an dem Vers zu tadeln hast?")

Sie wurden im dt. Sprachraum vom Beckmesser abgelöst.
Re: Antonomasien der Antike
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 07.10.2019 um 23:38 Uhr (Zitieren)
Philemon und Baucis - das auch im hohen Alter noch glücklich vereinte, für einander sorgende Paar
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 08.10.2019 um 00:18 Uhr (Zitieren)
Hydra, ein sich regenerierendes Ungeheuer, ein Problem, das sich durch eine bestimmte Weise, es zu bekämpfen, immer weiter vergrößert. ("Der Terror ist eine Hydra.", " Die Hydra des Separatismus", "Die Hydra der Bürgerwehren")

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 09.10.2019 um 17:46 Uhr (Zitieren)
Hydra ist gut. Bei Philemon und Baucis fehlt es meiner Kenntnis an Fällen für die Übertragung auf einen Typus.

Die aktuell(st)e Liste:
• Adonis, der schöne Jüngling
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Argus, der Aufmerksame
• Atlas, der Träger einer schweren Last
• Brutus, der Verräter
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• David und Goliath, der Kleine gegen den Großen
• Diogenes, der randständig lebende, radikale Zivilisati-onskritiker
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Hydra, ein sich regenerierendes Ungeheuer, ein Problem, das sich durch eine bestimmte Weise, es zu bekämpfen, immer weiter vergrößert
• Janus, der Doppelgesichtige
• Judas, der Verräter
• Juno, die Stattliche
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Leviathan, das unbezwingbare System-Ungeheuer
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwan-delt
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Nimrod, der Jäger
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Scylla und Charybdis, die Alternative
• Sirene, die Verführerin
• Sisyphus, der sinnlos Arbeitende
• Sokrates, der Weiseste
• Solon, der Gesetzgeber und Reformer
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Venus, die Schöne
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter
• Zeus, der Chef

Es sind 62, falls ich richtig gezählt habe.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 09.10.2019 um 18:51 Uhr (Zitieren)
Passen zu unserem Thema hat der französische Präsident Macron gestern von der "Hydra des Islamismus" gesprochen.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 09.10.2019 um 18:52 Uhr (Zitieren)
Passen --> Passend
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 10.10.2019 um 00:39 Uhr (Zitieren)
Kastor und Pollux (die Dioskuren), das unzertrennliche (Brüder)paar. Die Eigennamen kommen vermutlich fast ausschließlich in der Wendung "wie Kastor und Pollux (sein)" vor.

("Knapp ein Jahr nach ihrer überraschenden Wahlniederlage gegen Donald Trump ist die linkere der beiden grossen US-Parteien, die unzertrennlich wie Kastor und Pollux das hiesige Politsystem dominieren, immer noch auf der Suche nach einer glaubwürdigen Zukunft.", "Während Vittorini und Pavese als die Dioskuren des literarischen Antifaschismus gerne zusammen genannt werden, nimmt sich Landolfi als Solitär aus.")
Re: Antonomasien der Antike
Platon schrieb am 10.10.2019 um 09:42 Uhr (Zitieren)
"Deutsche Unternehmen sind in schweres Fahrwasser geraten. Einerseits macht ihnen eine irrlichternde Politik des engen Verbündeten und drittgrößten Handelspartner USA zu schaffen, wo Präsident Donald Trump der hiesigen Autoindustrie Strafzölle androht. Andererseits machen ihnen massive Restriktionen beim größten hiesigen Handelspartner China Sorgen. Wie zwischen den antiken Meeresungeheuern Skylla und Charybdis versucht die Industrie zwischen diesen Fährnissen hindurchzusegeln."

"Wir haben nur die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub.“.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 10.10.2019 um 12:17 Uhr (Zitieren)
Salomo(n), der weise Herrscher (Anführer).

("Voltaire schrieb zwar von einem nordischen Salomon; aber nach allen Richtungen der Windrose sollt' es Salomons geben, östliche Salomons – nordöstliche – nord-nordöstliche – westliche, südwestliche; welche, wie der morgenländische, die Bedingung Platons für Länderglück, daß die Regenten Philosophen sein sollten, erfüllten." (Jean Paul),
"Friedrich Wilhelm IV. möge uns ein Salomo sein!","Und auf globaler Ebene gibt es keinen Salomo der Kulturen, dessen Weisheit alle und alles verstehen und den Weg aus der kulturellen Wüste in das gelobte Land der ausgesöhnten Weltkulturen weisen könnte.")
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 11.10.2019 um 02:14 Uhr (Zitieren)
Auch noch kaum in Gebrauch:

Penelope, die treue Ehefrau.

("non te Penelopen difficilem procis Tyrrhenus genuit parens - nicht als den Freiern gegenüber spröde Penelope zeugte dich der etruskische Vater" (Horaz), "Er hat eine Ninon, eine Kleopatra gesucht und keine Penelope, eine Cocotte auf mondänem Hintergrund und keine Schäferin in ländlichem Frieden.", "Penelopen sind selten, aber Penelopen sind unersetzlich. Sie können stricken und nähen, sie können braten und einen Haushalt führen ...")
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 14.10.2019 um 13:41 Uhr (Zitieren)
Methusalem, ein sehr alter Mensch.
Re: Antonomasien der Antike
Gast schrieb am 14.10.2019 um 14:07 Uhr (Zitieren)
Titan = ein Gigant, Riese
(Poptitan D. Bohlen)
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 14.10.2019 um 19:04 Uhr (Zitieren)
Methusalem ist gut - aber der Titan ist schon in der Antike ein Typus, kein Individuum. Oder?
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 15.10.2019 um 01:50 Uhr (Zitieren)
Mit Atlas und Prometheus sind zwei zu den Titanen zählende Individuen auf der Liste, die Sirene, die ja, wie schon erwähnt, auch kein Eigenname im engeren Sinn ist (wie z.B. Ligeia oder Parthenope) wurde allerdings auch aufgenommen. Das Kriterium des unstrittigen Gebrauchs in der Gegenwart fand zudem keine konsequente Anwendung (Aristides, Ephialtes, Nimrod, Sappho, Thersites ... haben ihre eponomastische Glanzzeit doch hinter sich).
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 15.10.2019 um 15:16 Uhr (Zitieren)
Ich gebe zu, daß ich nicht konsequent vorgegangen bin bei meiner Auswahl der Vorschläge für die (persönliche) Liste.

Von den Titanen sind in der Tat zwei Individuen dabei, die auch eponomastisch funktionieren.
Die Sirenen sind kein Eigenname, aber Ligeia und Parthenope funktionieren nicht.

Nimrod und Sappho empfinde ich als gerade noch nachvollziehbar, während Aristides, Ephialtes und Thersites gewiß ihre "eponomastische Glanzzeit" deutlich hinter sich haben.

Möglicherweise gilt das sogar für mehr als die Hälfte der Beispiele aus der Antike.
Sollte man heute eine Umfrage unter Jugendlichen nach Atlas machen, so ahne ich das Ergebnis - in einer Zeit, in der selbst "Homer" reflexhaft ausgesprochen wird wie "Homer Simpson".
Re: Antonomasien der Antike
mitleser schrieb am 16.10.2019 um 19:21 Uhr (Zitieren)
nicht mehr aus der Antike, aber dennoch passend: Adam Riese, der Rechenkünstler
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 20.10.2019 um 18:00 Uhr (Zitieren)
Die Eponomasien aus nachantiker Zeit sind ein großes, neues Faß.
Sicher gehört da Adam Riese hinein.

Kennt man noch den Quisling?
Re: Antonomasien der Antike
Marcella schrieb am 20.10.2019 um 18:08 Uhr (Zitieren)
Ein Nachruf auf Ted Kennedy stellte die Titelfrage:
Lion of the Senate oder Quisling of the Senate?
Re: Antonomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 21.10.2019 um 12:44 Uhr (Zitieren)
Die aktuellste Liste:
• Adonis, der schöne Jüngling
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Argus, der Aufmerksame
• Atlas, der Träger einer schweren Last
• Brutus, der Verräter
• Caesar, Καῖσαρ, Kaiser
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• David und Goliath, der Kleine gegen den Großen
• Diogenes, der randständig lebende, radikale Zivilisati-onskritiker
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Hydra, ein sich regenerierendes Ungeheuer, ein Problem, das sich durch eine bestimmte Weise, es zu bekämpfen, immer weiter vergrößert
• Janus, der Doppelgesichtige
• Judas, der Verräter
• Juno, die Stattliche
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Leviathan, das unbezwingbare System-Ungeheuer
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Methusalem, ein sehr alter Mann
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwandelt
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Nikolaus, der Kinderprüfer
• Nimrod, der Jäger
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Penelope, die treue Ehefrau
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Salomon, der weise Herrscher
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Scylla und Charybdis, die Alternative
• Sirene, die Verführerin
• Sisyphus, der sinnlos Arbeitende
• Sokrates, der Weiseste
• Solon, der Gesetzgeber und Reformer
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Venus, die Schöne
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter
• Zeus, der Chef

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2019 um 15:37 Uhr (Zitieren)
Nun, da das Thema durch ist, ändere ich nochmal den Titel.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 25.10.2019 um 01:25 Uhr (Zitieren)
Eine der meistinterpretierten Frauenfiguren der Antike (von Hegel bis Judith Butler, von Goethe bis Derrida reichen die Deutungen) fehlt noch. Das macht die Formulierung dessen, was sie als Inbegriff verkörpert, nicht leichter:


Antigone, eine Frau, die sich aus moralischen Prinzipien der Macht widersetzt.


("Carola Rackete: Eine Antigone unserer Zeit.", "Eine Antigone der Kostensenkung.", "Dass sich heute, gegen diesen Feind mit seinem alles durchdringenden Machtapparat eine Antigone erheben könnte, hielt sie für ausgeschlossen.","Dieses Mal geht es mir vor allem um Fatima, die Tochter des Propheten Mohammed, die für mich eine Art Antigone, eine Symbolfigur der Freiheit der Frauen im Islam ist.", "Giovanna, eine kämpferische 60-jährige Sozialarbeiterin, die Tag für Tag an der Front gegen die um sich greifende Kriminalität kämpft, steht wie eine Antigone der Gegenwart vor einem moralischen Dilemma, das ihre Arbeit und ihr Leben zu zerstören droht.")
Re: Antonomasien der Antike
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 25.10.2019 um 14:32 Uhr (Zitieren)
Noch etwas Biblisches (allerdings in einem Kompositum):

Der Uriasbrief: sprichwörtlich für eine Nachricht, die dem Überbringer Unheil bringt.
Re: Vossianische Antonomasien/ Eponomasien der Antike
filix schrieb am 03.11.2019 um 13:08 Uhr (Zitieren)
Die Seite https://vossanto.weltliteratur.net/ bietet eine Zusammenstellung automatisch aus großen Zeitungskorpora ausgelesener Vossianischer Antonomasien/Eponomasien aller Epochen einschließlich statistischer Auswertungen von Teilergebnissen.
Re: Antonomasien der Antike
Marcella schrieb am 12.11.2019 um 21:48 Uhr (Zitieren)
Hinterhergetrödelt: Megaira,die/ eine Megäre.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 12.11.2019 um 23:41 Uhr (Zitieren)
Das ist ein gutes Beispiel!
Re: Antonomasien der Antike
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 13.11.2019 um 10:23 Uhr (Zitieren)
Noch ein biblisches Kompositum:

Der Judaslohn: mit Blut behaftete Entlohnung eines Verräters
Re: Antonomasien der Antike
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 13.11.2019 um 10:25 Uhr (Zitieren)
Noch ein Kompositum:

Das Gorgonenhaupt: apotropäisches Schreckensbildnis
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 14.11.2019 um 00:24 Uhr (Zitieren)
Die Komposita eröffnen ein neues Feld. Den Judas und den Herkules haben wir schon, aber als Judaslohn und als Herkules-Aufgabe noch nicht.
Die Gorgo kommt separat wohl gar nicht vor.

Hier nochmals der aktuelle Stand:
• Adonis, der schöne Jüngling
• Antigone, eine Frau, die sich aus moralischen Prinzipien der Macht widersetzt
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Argus, der Aufmerksame
• Atlas, der Träger einer schweren Last
• Brutus, der Verräter
• Caesar, Καῖσαρ
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• David und Goliath, der Kleine gegen den Großen
• Diogenes, der randständig lebende, radikale Zivilisati-onskritiker
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Hydra, ein sich regenerierendes Ungeheuer, ein Problem, das sich durch eine bestimmte Weise, es zu bekämpfen, immer weiter vergrößert
• Janus, der Doppelgesichtige
• Judas, der Verräter
• Juno, die Stattliche
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Leviathan, das unbezwingbare System-Ungeheuer
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Megaira, die/eine Megäre
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Methusalem, ein sehr alter Mann
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwandelt
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Nikolaus, der Kinderprüfer
• Nimrod, der Jäger
• Odysseus, der Listenreiche
• Orpheus, der Sänger
• Penelope, die treue Ehefrau
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Salomon, der weise Herrscher
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Scylla und Charybdis, die Alternative
• Sirene, die Verführerin
• Sisyphus, der sinnlos Arbeitende
• Sokrates, der Weiseste
• Solon, der Gesetzgeber und Reformer
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Venus, die Schöne
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter
• Zeus, der Chef

Re: Antonomasien der Antike
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 14.11.2019 um 12:02 Uhr (Zitieren)
Pylades, der Freund auf Gedeih und Verderb

Vielleicht nicht mehr so gängig, aber immer noch in Gebrauch (vgl. z. B.: P. Jost: Der Meister und sein Pylades. Der Briefwechsel zwischen Richard Wagner und Charles Nuitter, in: Neue Zürcher Zeitung, Internationale Ausgabe, Nr. 172, 27./28. Juli 2002, S. 51–52)

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 22.11.2019 um 12:25 Uhr (Zitieren)
Weitere Vorschläge eines Bekannten:

- Orcus, der Herr des Totenreichs
- Sibylle, die Rätselhafte
- Dioskuren, das eng verbundene Brüderpaar

Als "Familien"namen:

- die Furien
- die Grazien
- die Musen

Re: Antonomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 09.01.2020 um 18:50 Uhr (Zitieren)
- Sybariten, die Prasser
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 09.01.2020 um 18:51 Uhr (Zitieren)
(wieder der falsche Begriff im Titel)
Re: Eponomasien der Antike
filix schrieb am 12.01.2020 um 02:52 Uhr (Zitieren)
Wo Sybariten sind, dürfen Sodomiten und Vandalen nicht fehlen.
Re: Antonomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 12.01.2020 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Stimmt.

Wie ich erfahren habe, sammelt inzwischen schon eine Gruppe von Altphilologen in Düsseldorf, von der ich (u.a.) die Sybariten übernommen habe.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 12.01.2020 um 18:50 Uhr (Zitieren)
Ob der Webmaster sich mal erbarmt und endlich die Korrekturfunktion einrichtet?
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 12.01.2020 um 18:52 Uhr (Zitieren)
Die aktuelle Liste:
• Adonis, der schöne Jüngling
• Antigone, eine Frau, die sich aus moralischen Prinzipien der Macht widersetzt
• Ariadne, die Spinnerin des Leitfadens
• Aristides, der Gerechte
• Argus, der Aufmerksame
• Atlas, der Träger einer schweren Last
• Brutus, der Verräter
• Caesar, Καῖσαρ
• Caligula, der wahnsinnige Caesar („Cäsarenwahnsinn“)
• Cato Uticensis, der unbeugsame Republikaner
• Cicero, der Redner
• Circe, die Unwiderstehliche (die Zauberin)
• David und Goliath, der Kleine gegen den Großen
• Diogenes, der randständig lebende, radikale Zivilisati-onskritiker
• Dioskuren, das Brüderpaar
• Drakon, der Strenge
• Ephialtes, der Verräter
• Epikur, der Genießer
• Q. Fabius Maximus Cunctator, der Zauderer
• Furien, die besinnungslos Wütenden
• Grazien, die Schönheiten
• Helena, die Schönste
• Heraklit, der „Dunkle“ (der schwer Verständliche)
• Herkules, der Starke
• Hermaphrodit, der Zweigeschlechtliche
• Herostrat, der Verbrecher aus Geltungsdrang
• Hiob, der Dulder
• Hippokrates, der Arzt
• Homer, der vorbildhafte Lehrer einer ganzen Kultur
• Hydra, ein sich regenerierendes Ungeheuer, ein Problem, das sich durch eine bestimmte Weise, es zu bekämpfen, immer weiter vergrößert
• Janus, der Doppelgesichtige
• Judas, der Verräter
• Juno, die Stattliche
• Kassandra, die Unglücksseherin
• Krösus, der Reiche
• Leonidas, der Kämpfer gegen eine Übermacht
• Leviathan, das unbezwingbare System-Ungeheuer
• Lucullus, der Feinschmecker
• Lukrez, der Religionskritiker
• Maecenas, der Mäzen
• Marc Aurel, der gute Herrscher
• Megaira, die/eine Megäre
• Mentor, der väterliche Berater und Erzieher
• Messalina, die promiske Ehefrau
• Methusalem, ein sehr alter Mann
• Midas, der alles, was er anfaßt, in Gold (Wert) verwan-delt
• Musen, die Inspirierenden
• Narziß, der Selbstverliebte
• Nero, das „Tier“ der Apokalypse und der Prototyp des Christenverfolgers / der Brandstifter
• Nestor, der Altmeister, altersweise Vertreter eines Fachgebietes
• Nikolaus, der Kinderprüfer
• Nimrod, der Jäger
• Odysseus, der Listenreiche
• Orcus, der Herr des Totenreichs, der Tod
• Orpheus, der Sänger
• Penelope, die treue Ehefrau
• Prometheus, der Vordenker, der eine neue Entwicklung einleitet
• Proteus, der Vielgestaltige
• Salomon, der weise Herrscher
• Samson, der Starke
• Sappho, die Lesbierin
• Saulus / Paulus, der Bekehrte
• Skylla und Charybdis, die unerfreuliche Alternative
• Sibylle, die Rätselhafte
• Sirene, die Verführerin
• Sisyphos, der sinnlos Arbeitende
• Sodomiten, die Unzüchtigen
• Sokrates, der Weiseste
• Solon, der Gesetzgeber und Reformer
• Sphinx, die Rätselgeberin
• Stentor, der Lautsprecher
• Sybariten, die Prasser
• Thersites, der angeberische Feigling
• Thomas, der Ungläubige (der religiöse Skeptiker)
• Thusnelda, die wenig geschätzte Frau
• Vandalen, die sinnlosen Zerstörer
• Venus, die Schöne
• Xanthippe, die zänkische Ehefrau
• Zerberus, der grimmige Wächter
• Zeus, der Chef

Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 12.01.2020 um 20:08 Uhr (Zitieren)
Auf diese Korrekturfunktion werden wir noch lange warten. Wenn ich nicht irre, wurde auch der aus dem frequentierteren Lateinforum hierher führende Link entfernt, sodass sich der Charakter einer Nebenstrecke weiter verstärkt.

Unter welchem Aspekt erforschen die Düsseldorfer Altphilologen dieses Phänomen?
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 12.01.2020 um 23:55 Uhr (Zitieren)
Die erforschen nicht, die sammeln einfach aus Spaß, so wie wir. Nur daß sie dabei Altbier trinken.

***

Zu Korrekturfunktion:
Das war Albert Martins Mail an mich vom 18.9.2019:
Hallo Herr Weimer

Entschuldigen Sie die späte Antwort. Zur Zeit bin ich leider stark im Arbeitsstress und komme kaum zu meinem Webhobby. Ich versuche die Funktion einzubauen, wenn ich wieder etwas mehr Zeit finde.

Freundliche Grüsse
Albert Martin
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 13.01.2020 um 01:02 Uhr (Zitieren)
Gedopt auch noch.


***


Benjamin, der Jüngste einer Familie oder Gemeinschaft. Nach dem jüngsten Sohn des Erzvaters Jakob in der Genesis.
("Mit seinen achtzehn Jahren war Torsten unser Benjamin. Er vermied es, mit der übrigen Band mehr zu tun zu haben als unbedingt nötig.")

Daedalus, der geniale Erfinder (Baumeister oder überhaupt Künstler).
("λογοδαίδαλος (Platon: Phaidros 266e)";
"an alchemist of appearance, a savant of surface, a Daedalus of décor", "In den Widmungen wird Hasemann als zweiter Daedalus gepriesen, der einem Architas gleiche.")


Philister, ein engstirniger Mensch bzw. Spießbürger.
("Es gibt mir keine schärfere Probe der Philisterei, als das Nichtverstehen, nicht Bewundern der unbegreiflich reichen und vollkommenen Erfindung und der äußerst kunstreichen Ausführung in Herrn von Schelmuffskys Reise zu Wasser und zu Lande. Wer dies Buch liest, ohne auf irgend eine Art hingerissen zu werden, ist ein Philister, und kommt sicher selbst drin vor." (Brentano))

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 13.01.2020 um 01:09 Uhr (Zitieren)
Gebucht.
Dann nehmen wir doch noch hinzu:

- Pharisäer, der Selbstgerechte
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 13.01.2020 um 01:10 Uhr (Zitieren)
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 13.01.2020 um 01:51 Uhr (Zitieren)
Hunne, ein wilder, gewalttätiger bzw. unkultivierter Mensch.

("Werner ist darin ein wahrer Hunne — auf einige Foltergrade mehr oder weniger, auf das Todtschlagen mit Keulen, das Zerren bei den Haaren, das Verbrennen in den Flammen, das Sieden in großen Kesseln u. dgl. kommt es ihm weiter nicht an", "Perpetua: Du Hunne, du Barbar! Noch einmal: Küß mich und -"; "Was ist ein Hunne?» «Ein tapferer, wilder Mann. Einer, der nicht gleich bei jedem Furz heult. Dein Großvater war ein Hunne.")

Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 13.01.2020 um 13:29 Uhr (Zitieren)
So hat man französischer- und britischerseits im Ersten Weltkrieg die Deutschen genannt.
Verstehen wird man das wohl auch heute noch, wenn jemand als Hunne bezeichnet wird.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 13.01.2020 um 14:05 Uhr (Zitieren)
Das hat sich lange gehalten, noch in den 90ern vernahm man im House of Commons solche Dialoge: "Tim Devlin: I am worried that people like my hon. Friend who talk of Huns and Frenchmen carving up Europe want to invoke again the old nationalisms and to cause again the old problems which the EC is designed to prevent -- Second Deputy Chairman: Order. I hope that the hon. Gentleman will not go down that road; it is not strictly relevant to the amendments -- Mr. Marlow: Some of my best friends are Huns, Dame Janet. ..."

Neuerdings ist die Schmähung auf konkurrierende Fußballmannschaften übergegangen: https://www.welt.de/sport/fussball/internationale-ligen/article186298640/Celtic-gegen-Rangers-Ich-arbeite-mit-Katholiken-Aber-dann-kommt-der-Hass-auf.html

Krethi und Plethi sollten auch in die Liste.
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 13.01.2020 um 14:20 Uhr (Zitieren)
Auch wenn deren hervorstechende Eigenschaft ist, keine besonderen zu haben, sondern allerlei Leute, das gemeine Volk, kurz Hinz und Kunz zu bezeichnen.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 13.01.2020 um 14:42 Uhr (Zitieren)
Ich habe sie in die Liste aufgenommen. Nur mußte ich nachschauen, wer Krethi und Plethi eigentlich waren. Kreter und Philister im Heere König Davids, aha.
Re: Eponomasien der Antike
Γραικίσκος schrieb am 16.01.2020 um 14:31 Uhr (Zitieren)
Hier noch etliche Ergänzungsvorschläge:

- Apoll, der strahlende Liebling der Musen und anderer weiblicher Wesen
- Asklepios(jünger), der Heilende
- Bacchus, der weinselige Lüstling
- Diadoche, der Nachfolger
- Epigone, der minderwertige Nachfolger
- Hermes, der Bote
- Ikarus, der Flieger
- Kain, der Brudermörder
- Kentaur, das Doppelwesen
- Kyklop, das mißgestaltete Ungeheuer
- Lazarus, der Aufersteher [Ein lange in der Versenkung verschwundener Politiker wurde als "das größte Comeback seit Lazarus" bezeichnet.]
- Luzifer, der Teuflische
- Minotaurus, das mißgestaltete Ungeheuer
- Oedipus, der Mutterliebende
- Pyrrhus, der siegreiche Verlierer
- Pegasus, der Inspirationsgehilfe
- Satan, der Teuflische
- Spartaner, der Harte und Genügsame ["ein Spartaner des Schmerzes"]

Re: Antonomasien der Antike
mitleser schrieb am 19.02.2020 um 18:59 Uhr (Zitieren)
Heute zufällig gelesen und recherchiert:

"Das ist mir Hekuba" -> Das ist mir gleichgültig, stammt wohl aus Ilias 6,449ff; bzw. Shakespeares Hamlet 2,2: What's Hecuba to him, or he to Hecuba...
Re: Eponomasien der Antike
Γραικύλος schrieb am 20.02.2020 um 00:17 Uhr (Zitieren)
An dieser Stelle sagt Hektor, nichts (nicht Priamos, nicht Hekuba, nicht seine Brüder) kümmerten ihn so sehr wie das, was mit seiner Frau passieren werde, wenn Troja untergeht - wobei er den Untergang seiner Heimatstadt voraussieht.

So gesehen könnte man auch sagen: "Das ist mir Priamos."
Re: Eponomasien der Antike
Γραικύλος schrieb am 12.04.2020 um 13:32 Uhr (Zitieren)
- Prokrustes, der die Leute zurechtstutzt (antik: Hammer, neuzeitlich: Bett)
Re: Eponomasien der Antike
Γραικύλος schrieb am 16.03.2021 um 23:01 Uhr (Zitieren)
- Zoilus, der schmähsüchtige Kritiker
Re: Antonomasien der Antike
filix schrieb am 31.03.2023 um 13:49 Uhr (Zitieren)
Das Englische kennt das bis heute gebräuchliche to hector somebody = to talk and behave towards someone in a loud and unpleasantly forceful way, especially in order to get them to act or think as you want, to bully. So titelte The Herald etwas 2013 Boris Johnson tells pro-Union parties: stop hectoring Scots.

Die Wahrnehmung von Hektor als bully geht offenbar bis auf das 17. Jhdt. zurück:

1650s, from slang hector (n.) "a blustering, turbulent, pervicacious, noisy fellow" [Johnson], 1650s, from Hector of the "Iliad," in reference to his encouragement of his fellow Trojans to keep up the fight. Earlier in English the name was used generically for "a valiant warrior" (late 14c.)


 
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