Aineias Tacticus (XXXI) widmet ihnen ein ganzes Kapitel, in dem es z.B. heißt:

Was geheime Briefe betrifft, so gibt es vielerlei Arten, sie abzuschicken; es müssen aber der Absender und der Empfänger vorab miteinander übereingekommen sein. Diejenigen, die am besten verborgen bleiben, werden folgende sein; man schickt einen Brief auf folgende Art:

Man tut in Warenballen oder anderes Gepäck eine kleine Schriftrolle oder irgendeine andere Schrift von beliebigem Umfang und Alter. In dieser ist der Brief geschrieben, indem die Buchstaben der ersten, zweiten oder dritten Zeile mit Kennzeichen versehen sind, und zwar mit ganz kleinen und außer für den Empfänger nicht offenkundigen Kennzeichen. Wenn dann die kleine Schriftrolle bei dem eingetroffen ist, zu dem sie kommen muss, soll er sie ausschreiben und die bezeichneten Buchstaben aus der ersten und zweiten Zeile und ebenso die übrigen aneinander reihen; so erfährt er die Mitteilung.

Wenn jemand nur wenig schreiben will, mache man es auch folgendermaßen in dazu ähnlicher Weise: Man schreibt einen Brief über irgendetwas offen und ausführlich; in diesem Brief macht man dasselbe mit der Kennzeichnung der Buchstaben, durch die man übermitteln will, was man möchte. Die Kennzeichnungen müssen so unsichtbar wie möglich mit Punkten in weiterer Entfernung voneinander oder mit langen Strichen erfolgen. Das wird bei anderen keinen Verdacht erwecken, für den Empfänger des Briefes aber wird es verständlich sein.

Oder man schicke einen Mann mit einer Botschaft oder auch mit einem Brief über etwas anderes Offenkundiges; wenn er aber eben aufbrechen will, stecke man heimlich in das Leder seiner Sandalen in die Mitte eine kleine Schriftrolle und nähe es wieder zu; gegen den Schmutz und das Wasser aber schreibe man auf ein dünn ausgeschlagenes Zinnplättchen, damit die Buchstaben nicht vom Wasser ausgelöscht werden. Ist der Bote nun bei dem angekommen, zu dem er kommen muss, und schläft er in der Nacht, trenne man die Nähte der Sandalen auf, nehme den Brief heraus, lese ihn, schreibe einen anderen, nähe ihn heimlich ein, während er noch schläft, und schicke den Mann fort, indem man ihm offen wieder etwas aufträgt oder zu tragen gibt.
So wird weder ein anderer noch der Bote etwas merken; man muss aber die Nähte der Sandalen so unsichtbar wie möglich machen.

[i](Aineias / Aeneas Tacticus: Stadtverteidigung. Hrsg. v. Kai Brodersen. Berlin/Boston 2017, S. 147-149]