„carpere“ hat zunächst die Grundbedeutung „pflücken“, „genießen“,
erst in deren Folge eben dann „nützen“,
„uti“ -> „gebrauchen“, „ausnützen“, „anwenden“ etc.
Wenn man das aus Sicht des Segelsportes sieht und da komme ich her, dann finde ich „Genieße / Pflücke/ Nutze die Winde!“ ja noch durchaus treffend! Wäre dann „carpe ventos“ richtig?! Mehrzahl Wind, Akkusativ = ventos?
„carpere“ in Verbindung mit ventus/ventum/ventos scheint nicht üblich zu sein.
Wind, I) eig.: ventus. – W. u. Wetter, venti tempestatesque; venti atque imbres (Winde u. Regen); imber ac ventus (Regen u. Wind): in W. u. Wetter, auch sub divo (unter freiem [2710] Himmel, z.B. nutriri). – auf guten, günstigen, frischen W. warten, ventum exspectare: guten (günstigen) W. haben, mit gutem (günstigem) W. segeln, secundos od. prosperos ventos habere (absol. od. zu etw., ad etc., z.B. ad traiciendum); secundo vento cursum tenere: ungünstigen W. haben, adverso vento navigare: adversis ventis uti: guten, günstigen W. bekommen, idoneum ventum nancisci: gegen den W. steuern, in adversum ventum tendere: mit halbem W. segeln, ventum obliquum captare; obliquare sinus velorum in ventum: der W. geht, weht, ventus flat: der W. wird stärker, wird frisch, ventus increbrescit: der W. legt sich. ventus cadit: der W. geht nicht mehr. hat sich gelegt, ventus cecĭdit od. consedit od. recessit: der W. geht, bläst in den Rücken, ich habe den W., im Rücken, tergum afflat ventus: durch widrige Winde aufgehalten werden, contrariis ventis retineri. – Sprichw., etwas in den W. schlagen, alqd neglegere (nicht beachten); alqd contemnere (geringschätzend verschmähen ): in den Wind reden, verba dare ventis od. in ventos: die Warnungen werden in den W. gesprochen sein, abibunt in vanum monentium verba. – II) uneig.: a) fortgehende Blähung: ventus. flatus (im allg.). – crepitus ventris (hörbarer). – einen W. streichen lassen, flatum ventris emittere: einen hörbaren, crepitum ventris reddere. – b) leere Worte ohne Wahrheit: verba vana od. inania. – das ist W., verba istaec sunt.
„Nautae timebant ut secundis ventis uti non possent.“
sinnvoller wäre es gewesen, bei carpere nachzuschlagen - dort finden sich 2 einschlägige Stellen bei Ovid:
aera carpere (fast dasselbe wie Sailingtoms´ favorisierte Version) und
mare carpere - immerhin von der Sache her verwandt
Danke, Lateinhelfer!
carpere in den Bedeutungen durchfliegen, durchfahren , durchstreifen; zurücklegen habe ich auch irgendwo gefunden,
@arbiter
Aera carpebat tenerum stridentibus alis....
Auch hier ist diese Bedeutung zu Grunde zu legen: er durchflog/durchstreifte die Luft..
@Sailingtom
Ondit weiß offenbar nicht, was eine Metapher ist bzw. wie sie funktioniert; carpe ventos ist wesentlich pfiffiger und wird von jedem - außer Ondit - verstanden
Lies dir mal den Stowasser und den Georges durch und du wirst erkennen, dass man „ventos carpere“ auch als Metapher nicht im Sinne von "die Winde nutzen(ventos uti) verstehen kann.
Ovid: mare carpere--> durchfahren
aera carpere--> die Luft durchfliegen
wie ich bereits Gelegenheit hatte zu bemerken, ondit:
mare carpere heißt zunächst: das Meer pflücken; da jeder merkt, dass das nicht wörtlich gemeint sein kann, kommt man dann zu dem (für meinen Geschmack etwas zu prosaischen) Vorschlag „durchfahren“, der zwar das real Gemeinte wiedergibt, aber keineswegs eine adäquate Übersetzung ist.
Im übrigen bin ich seit ca. einem halben Jahrhundert darüber hinaus, den Stowasser zu benutzen; ich erinnere mich aber noch gut an das besonders von gedankenarmen Schülern gern benutzte „Argument“: „steht aber so in meinem Wörterbuch/meiner Grammatik/meiner Übersetzung!“
carpere--> pflücken, Stück für Stück genießen,
diese Ausdrücke kann ich nicht auf „ventos“ beziehen, auch nicht als Metapher.
Versuche mal einen klassischen Beleg für „ventos carpere“ zu finden. Dein Hinweis auf Ovid war ja nicht besonders „pfiffig“.
Ich weiß, es fällt dir sehr schwer, den geistigen Abstand zwischen dir und mir und allen, die nicht deiner Meinung sind, nicht zu betonen.
Hallo möchte mir einen spruch zum gedenken an meine oma tattowieren lassen und finde die lateinische sprache schöner...kann die sprüche aber leider nicht selbst korrekt übersetzen und bitte um hilfe:
Wer im Herzen seiner Lieben lebt,ist nicht tot,er ist nur fern.
Begrenzt ist das Leben,doch unendlich die erinnerung.
Die Zeit heilt nicht alle wunden,sie lehrt uns nur mit dem Unbegreiflichem zu leben.
Nichts ist mehr ohne dich, so wie es war, doch du lebst weiter in unseren Herzen.
Was bleibt, ist die Erinnerung an Liebe und Geborgenheit.
Vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit meiner Fragestellung, wobei ich keinen Streit zwischen ONDIT und arbiter vom Zaun brechen wollte. Ich werde wohl „carpe ventos“ verwenden. Es soll der Name einer Segelyacht werden, mit der ich im übertragenen Sinne die „Winde pflücken“ möchte, also tatsächlich metaphorisch gemeint! Mir ist aber durchaus bewußt geworden, dass diese Übersetzung keinem „examen Latinum“ standhalten wird. Ich werde damit leben können! Viele Grüße und nochmals herzlichen Dank
@Sailingtom
Damit kein Missverständnis entsteht:
Ich habe meine guten Wünsche für dich zum Ausdruck gebracht.
SEMPER VENTI SECUNDI TIBI!
--> Die Winde sollen dir immer günstig sein.
VENTOS SECUNDOS SEMPER HABEAS
--> Du mögest immer günstige Winde haben.