„frigentque effetae in corpore vires“ ist allerdings sehr bildhaft, da erkalten die erschöpften Kräfte im Inneren des Körpers wie auch davor „sanguis hebet“(das i.c. zirkuliert). Man muss nicht „Hier irrt Götte!“(nice try, Graeculus) rufen, um die Übersetzung „bekannten Kräfte im Körper “ unbefriedigend zu finden. So oder so geht es um die Entgegensetzung „vis (corporis) <-> virtus“, also um die Körperkräfte, die im Gegensatz zur willentlichen Anstrengung des Mutigen versagen. Und der Ort des Versagens ist nicht „im Körper“ - Turnus leidet weder unter Antriebs- noch unter Altersschwäche und hat auch keinen Herzinfarkt, der Zugriff auf vorhandene Kräfte, die Ausführung nicht möglich. Die Stelle ist zudem ein Einschub, in dem V. auf eine allgemeine Erfahrung rekurriert: auf die eines durch den Schlaf außer Gefecht gesetzten Träumenden, der seine Kräfte nicht mobilisieren kann, obwohl er im Traum dieses und jenes zu tun begehrt. Auch das „corpore“ auf „notae“ hinzubiegen ist sprachlich ungelenk. Zudem sind die „notae vires“ nicht die „bekannten“ im Gegensatz zu „unbekannten“ oder gar „geheimen“ Kräften, sondern die „ganz gewöhnlichen Körperkräfte“ die nicht zu Verfügung stehen, die simpelsten Fähigkeiten : die Extremitäten, die Zunge bewegen, Laute hervorbringen usf.
Noch eine Stelle, ebenfalls
XII.Buch der Aeneis: sermonem Ausonii patrium moresque tenebunt/
utque est nomen erit; commixti
corpore tantum/
subsident Teucri...„ Auch hier ist “corpore„ nach meinem Dafürhalten ein durch das “tantum„ verstärkter
abl.lim. “nur hinsichtlich des Körpers„ sind sie “commixti„ - im Gegensatz dazu “sermonem patrium moresque tenebunt„ Es heißt also nicht wie man da und dort liest: “mit der (Volks)masse/Gesamtmasse vermischt„ oder dgl. und schon gar nicht “im Körper„. Denn von Ghettobildung ist nicht die Rede und auch nicht von Integration, sondern von einer bloß physischen Fusion bei der am Ende “...morem ritusque sacrorum/adiciam faciamque omnis uno ore Latinos./
hinc genus Ausonio mixtum quod sanguine surget/ supra homines, supra ire deos pietate videbis /nec gens ulla tuos aeque celebrabit honores.„ Eine sprachliche, kulturelle Vermischung findet im Unterschied zu der “mixtura tantum corpore" nicht statt.