Es passt schon der Ausdruck „neglere“, der nach dem Infinitiv verlangt, nicht, gesetzt die Vorlage drückt aus, dass er den Termin des Kampfes verpasst oder sich das Schauspiel entgehen lässt, nicht aber es aus Geringschätzung außer Acht lässt, weil er beispielsweise in der Loge mit anderen Dingen beschäftigt ist.
Cicero schreibt in Pro Cluentio (eine Diffamierung mit einer anderen bekämpfend): „postea autem quam appropinquare huius iudicium ei nuntiatum est, confestim huc advolavit [...] aut ne forte mater hoc sibi optatissimum spectaculum huius sordium atque luctus et tanti squaloris amitteret. “, welches man freier durchaus mit „Nachher aber, als ihr mitgeteilt wurde, dass dessen Prozess bevorstünde, eilte sie stracks hierher [...] um als Mutter ja nicht das von ihr so sehr ersehnte Schauspiel [wörtlich: dessen schmutziger Kleider (als Zeichen des Angeklagten) ebenso wie Trauerhaltung und der so großen Armseligkeit der Lage zu versäumen], diesen ihn Sack und Asche und einer so elenden Lage zu sehen, zu versäumen.“ übersetzen kann.
Soweit ich weiß, nimmt „amittere“ anders als „neglegere“ keinen Infinitiv zu sich;
die Stelle macht zudem deutlich, dass das Sehen im „spectaculum“ steckt; also etwas wie „spectaculum gladiatoris amisit“, das ja auch heißt „er versäumte den Anblick des Gladiators“; vor allem ist die Vorlage schlechtes Dt., denn es sollte wenigstens heißen „...den Gladiator kämpfen zu sehen“ oder dergleichen - so wie der Satz oben steht, bedeutet er ja, dass das Schauspiel darin besteht, den Gladiator zu sehen.
Ja, über das gequälte Deutsch könnte ich mich auch jedesmal aufregen. Die Dozenten quälen die Texte solange hin und her, um uns in eine Richtung beim Übersetzen zu drängen.
Auch ein schönes Beispiel:
„Doch jetzt erst, wie glaubt ihr, dass die Reise dieser Frau nach Rom verlaufen ist?“