Latein Wörterbuch - Forum
Aenigma XII (Vellicatio) — 2391 Aufrufe
filix am 31.12.12 um 14:41 Uhr (Zitieren) V
»Enimvero animus suus illius linguae genere, quod proprium erat saeculi, quod professores offirmato animo etiamnunc magnum vocant, minime incitabatur. llla lingua restricta, accerima norma directis ac paene immobilibus figuris plena, quibus ulla mollitudo syntactica deerat ... illa lingua coloribus subtilitateque carens et in suturis suis detrita, cuius asper sed expressarum imaginum uber modus antiquus dicendi tenuatus erat, nihil poterat nisi vagos locos communes et infacetias populares volvere, qui assidue repetebantur ab oratoribus poetisque. Tantus erat eius taedium afferens cognitionis et scientiae cupiditatis defectus, ut in linguarum studiis ad saeculi Ludovici XIV regis genus progredi necesse esset, ut et iudicio ac voluntate sic debilata et quamvis grandiloqua tamen languens dubiaque lingua inveniretur.«

Quis in talibus verbis vellicat?
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Bibulus am 1.1.13 um 15:35 Uhr (Zitieren) V
Ich muß ehrlich zugeben, daß ich den Sinn des Textes nicht verstehe.
(In der Silvester-Bowle war doch keine Abbeize drin?)
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Teutonius am 1.1.13 um 16:05 Uhr (Zitieren) V
Das gleiche hätte er über Ovid sagen können! XD
Nur statt Ludwig eben Odysseus oder Äneas! ;-)
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Bibulus am 1.1.13 um 16:19 Uhr (Zitieren) V
ja, aber es geht doch um das Zeitalter Ludwig XIV....
Und in diesem wurde u.a. die Académie française geschaffen
zur „Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache“.
Bezieht sich der Text darauf?
Aber wer ist gemeint?
Wer wird da geschmäht?
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
filix am 1.1.13 um 16:23 Uhr (Zitieren) IV
Indicium primum: Sententiae ex quodam libro excerpetae et in Latinum convertae sunt (» ... «)
Indicium alterum: Verum - item poeta saecula percurrens eodem capite illius libri Ciceronem, Caesarem, Catullum, Ovidium, Vergilium et alios vellicat.
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Bibulus am 1.1.13 um 16:50 Uhr (Zitieren) V
kleine Korrektur meinerseits:
excerpetae
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Bibulus am 1.1.13 um 16:53 Uhr (Zitieren) IV
excerptae

Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Teutonius am 1.1.13 um 17:14 Uhr (Zitieren) III
Timeo ne, sine ulterioribus informationibus, progredi non possim(us)? Estne auctor francogallus? Quod de aetate Ludovici XIV mentionem fecit?
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
filix am 1.1.13 um 17:29 Uhr (Zitieren) VI
Francogallus est. Addam: item poeta - ut melius dicam: persona principalis libri - saecula ...
Indicium tertium: Quidam poeta Lutetiae in monumento osculis perfundo sepultus
in praeclaro opere suo abscondite scribens de quodam libro venefico librum inveniendum significavisse putatur
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Bibulus am 1.1.13 um 17:55 Uhr (Zitieren) IV
Marquis de Sade?
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
filix am 1.1.13 um 18:50 Uhr (Zitieren) IV
Non est - auctore libri inveniendo nato Marchio de Sade plus quam XXX annos mortuus
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Kuli am 1.1.13 um 19:14 Uhr (Zitieren) IV
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
filix am 1.1.13 um 20:54 Uhr (Zitieren) V
Tibi , Kuli iterum - nescio quoties - gratulor. Ut longus sim:

Es handelt sich um einen Ausschnitt aus Joris-Karl Huysmans Buch „À rebours“ - „Gegen den Strich“, genauer gesagt um das dritte Kapitel, in welchem der Protagonist Jean Floressas Des Esseintes eine vernichtende Tour de Force durch einige Jahrhunderte lateinischer Literatur unternimmt. Die zitierte Abrechnung gilt dem lateinischen Stil der Klassik, der mit dem frz. der Epoche Ludwig des XIV. verglichen wird.

Die berüchtigte implizite Empfehlung des Werks stammt von Oscar Wilde, der es in seinem „The Picture of Dorian Gray“ als Gift bezeichnet ohne es beim Titel zu nennen: „It was a poisonous book. The heavy odour of incense seemed to cling about its pages and to trouble the brain“.
(Wer den [Cimetière du] Père-Lachaise durchwandert hat, kennt vermutlich die Wildes Grabstelle zierende Sphinx, die bis zum Einschreiten der Friedhofsverwaltung, die das Monument verglasen ließ, von aberhunderten lippenstiftroten Kussmündern übersät war.)

Während Vergil und „seine sauber gewaschenen und herausgeputzten Schäfer, die sich gegenseitig eimerweise sentenziöse und eiskalte Verse über dem Kopf ausleeren, sein Orpheus, den er mit einer tränenüberströmten Nachtigall vergleicht, sein Aristäus, der wegen Bienen flennt[...] und sein Äneas, diese unentschlossene und fließende, wie aus einem Schattenspiel stammende Gestalt mit hölzernen Gebärden [Des Esseintes] erbittern“, „die Redseligkeit, die langatmigen Metaphern und verworrenen Abschweifungen Ciceros [...]“ und „die Verweise, die er großsprecherisch erteilte, die Flut von abgedroschenen, patriotischen Lobliedern, die Emphase seiner feierlichen Ansprachen, die Schwergewichtigkeit seines fleischigen, reichen, doch eher schmalzigen und des Marks und der Knochen entbehrenden Stils...ihn kaum verführen“, finden nur wenige Gnade: „Der Autor, den er wirklich liebte und der ihn auf immer die spektakuläre Gewandtheit des Lukanus aus seinem Lesestoff verbannen ließ, hieß Petronius. Hier war er, der scharfsinnige Beobachter, der feine Analytiker, der wunderbare Maler;ruhig, unvoreingenommen und ohne Haß beschrieb er den Alltag in Rom, schilderte er in den munteren kleinen Kapiteln des “Satyricon„ die Sitten.“
Petronius wird dabei in seiner Fähigkeit, der Vielfalt der Idiome gerecht zu werden und das wirkliche Leben einer Epoche zu zeichnen , gleichsam zum antiken Vorboten des modernen realistischen Romans, wobei die Schilderung dessen, was man gerne als Dekadenz bezeichnet, das Gravitationszentrum der Milieustudie bildet - so zwar, dass sich in ihm der Scheideweg, an dem Huysmans Roman steht, spiegelt: von Zola weg geht der Weg in die Richtung einer amoralischen Studie der Gegenwart in einer „wie vom Goldschmied bearbeiteten Sprache“.

Des Esseintes' unerbittlicher Rundgang endet schließlich im 10 Jahrhundert. „Tatsächlich waren nämlich die Kuriosität und komplizierte Naivität der christlichen Sprache zugrunde gegangen. Der Redeschwall der Philosophen und Scholasten, die Wortklauberei des Mittelalters sollten bald die Herrschaft ausüben.“
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Bibulus am 2.1.13 um 10:32 Uhr (Zitieren) IV
Joris-Karl Huysmans?
Habe ich nie gelesen.
(Man kann nicht alles,
mein Tag hat auch nur 24 Stunden)
B-)
Re: Aenigma XII (Vellicatio)
Kuli am 2.1.13 um 17:14 Uhr (Zitieren) IV
Die Mundorgel würde dir wahrscheinlich gefallen.
 
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