ich habe diese Inschriften auf einem Grabsturz auf einem alten jüdischen Friedhof gelesen. Verstehe ich sie richtig als:
a. Wörtlich: Gott [ist] unser einziger Richter.
b. Semantisch: Allein Gott kann uns richten?
Re: DEVS SOLVMMODO IVDICARE NOSTER
Marcus studiosus am 11.11.13 um 23:39 Uhr (Zitieren) I
@Marcus: Nein, abgesehen von den Namen nichts, und genau genommen standen die auch nicht auf dem besagten Treppensturz, sondern auf der Grabplatte.
@Maike: jaja, das habe ich mir auch gedacht, da die meisten anderen Gräber hebräische Inschriften trugen. Eben deshalb meine Frage, ob ich den Sinn richtig verstanden habe.
Nach Marcus´ Übersetzung ja, wenn auch weniger ausgeprägt.
Jetzt würde mich schon interessieren, ob Jonathans Vorschlag ( Infinitiv= Imperativ) oder meiner: iudicare= Nom. des Gerundiums= Das Richten= der Richter grammatikalisch (Spätlatein) möglich ist, oder ob hier ein Fehler vorliegen muss.
vielleichte eine direkte Herübersetzung von etwas Hebräischem ohne vertiefte Lateinkenntnisse, oder einem geläufigen jüdischem Spruch entnommen, das müsste nun einer wissen.
Aber für mich liest es sich wie
DEVS SOLVMMODO IVDICARE NOSTER POTEST
Ich habe da schon noch eine Frage zu, denn das „vermag“ verändert den Satzsinn ganz gewaltig (zumindest für mein, nicht Muttersprachliches Empfinden). Das schiebt ja die alleinige Kompetenz, das ausschließliche Recht und die Möglichkeit überhaupt ein Urteil zu fällen zu dem jüdischen Gott. Oder nicht? MeineFrage dazu ist, ob ist da nicht ein wenig viel Interpretation?
Marcus studiosus am 16.11.13 um 13:01 Uhr (Zitieren) I
Eine weitere Möglichkeit, welche plausibel scheint, ist der gewollte Einsatz eines historischen Infinitivs, denn schließlich ist die Entscheidung Gottes über den Verstorbenen, um den es hier geht, bereits gefallen.
c) Historischer Infinitiv In lebhafter Schilderung vergangener Zustände oder Vorgänge steht statt des Imperfekts der historische Infinitiv:
Cotidie Caesar Haeduos frumentum flagitare; Täglich forderte Caesar von den Haeduern Getreide.
Diem ex die ducere Haedui. Von einem Tag zum anderen hielten ihn die Haeduer hin.
Das ist hier wohl nicht der Fall.
Re: DEVS SOLVMMODO IVDICARE NOSTER
Lateinhelfer am 16.11.13 um 13:49 Uhr (Zitieren) I
Die Tendenz geht dahin, dass „potest“ fehlt.
Das Wichtigste ist aber, dass der Wortlaut der Inschrift auch wirklich so richtig ist. Ein Bild dazu dürfte Klarheit geben.
Re: DEVS SOLVMMODO IVDICARE NOSTER
Marcus studiosus am 16.11.13 um 14:02 Uhr (Zitieren) I
Wer weiß, wie lebhaft der Schreiber die religiöse Vorstellung deutet und dieser Infinitiv beabsichtigt war, und / oder, ob er sich denn bewusst war, als er dies verfasste, dass der historische Infinitiv lebhaftes wiedergibt.
Dafür scheint er ungefähr zu wissen, was ein Hyperbaton ist. Die interessanteste, von Maike angeschnittene Frage bleibt aber doch die, was solches - ob Ellipse oder fehlerhaft - auf einem jüdischen Friedhof zu suchen hat? Grabsturz klingt nach der Grabarchitektur der letzten 200 Jahre, nun findet man zwar selten auf solcher ein unverfängliches R.I.P. als Anpassung an den Zeitgeschmack, aber auf einer typischen Mazewa wäre der Spruch reichlich ungewöhnlich bis provokant.
….besonders faszinierend ist die fortschreitende Assimilation jüdischen Bevölkerung an den Grabsteinen zu beobachten. Die alten tragen nur hebräische Inschriften, dann kommen gemischte Inschriften und später dann nur noch lateinische uns Vornamen wie Benedikt u.Ä.
Gaudeo carbones ferventes nunc fervere desituras esse Klausique nates combustum non iri. :))
Tamen incendium plene exstinctum non videtur Klauso vulnera lingere debente. LOL