Lateinische Zitate klingen ja immer gut, oft ergibt es sich allerdings, dass Worte ohne ihren Kontext zitiert werden und somit eine andere Aussage bekommen als vom Autor gedacht.
Ein paar Beispiele:
1.) mens sana in corpore sano, normalerweise heißt es optandum est...: es wäre zu wünschen, dass...
2.) cicero sagt in de oratore (1,1,47) in eos fallit ... dicendo homines, ut dicant, efficere solere;
oft wird aber nur zitiert: durch Reden lernt man reden
3.) Caesars veni vidi vici lässt Caesar als schnellen und guten Feldherr erscheinen. Dabei sagte er es laut Sueton eher entäuschend, darüber, dass es so leicht war.
Habt ihr noch mehr solcher Zitate?
Re: Zitat oder kein Zitat?
Kuli am 21.2.14 um 18:51 Uhr, überarbeitet am 21.2.14 um 21:37 Uhr (Zitieren)
Zu 3: Bei Sueton werden die Worte nicht als Ausspruch eines Enttäuschten, sondern als Aufschrift auf einem dem Triumphator vorangetragenen Schild dargestellt.
Nach Plutarch (der wohl ältesten Quelle) sollen sie in einem Brief Cäsars an seine Freunde gestanden haben. Auch hier nichts von Enttäuschung.
Gern verdreht wird Senecas Non vitae, sed scholae discimus (epist. 106, 12).
Und Horazens Beatus ille, qui procul negotiis (epod. 2, 1) mag zwar der Auffassung des Dichters entsprechen, in den Mund gelegt wird es im Gedicht jedoch einem Geldverleiher, der sich nach kurzer Träumerei vom Landleben wieder seinen Geschäften zuwendet.
hmm, danke für den Hinweis zu Caesar, mein Lateinlehrer hatte das damals anders erzählt. Ich hätte es selbst noch einmal nachlesen sollen...
Re: Zitat oder kein Zitat?
filix am 22.2.14 um 18:00 Uhr, überarbeitet am 22.2.14 um 18:01 Uhr (Zitieren)
Klausens Irritation über die Genitivbildung auf -ens bei Eigennamen, die im Nominativ auf -s, -ss, -ß, -z, -tz, oder -x enden, wird heute vermutlich von den meisten geteilt - die häufige Nutzung in der Gegenwart beschränkt sich auf wenige Fälle: Marxens Werke zum Beispiel.
Zum eigentlichen Thema: „veritas filia temporis <est>“ - „Die Wahrheit <ist> eine Tochter der Zeit“, das auf Aulus Gellius zurückgeht, hat eine lange Interpretationstradition zwischen Relativismus („Es gibt keine ewigen Wahrheiten“) und „Am Ende kommt die Wahrheit ans Licht.“ Im Kontext der Stelle in den Noctes Atticae XII, 11 ist die Formulierung klar in letzterem Sinne zu verstehen.