ich bin auf der Suche nach einer Übersicht der Sonderzeichen, die dabei helfen sollen, die lateinischen Worte richtig auszusprechen.
Einige Zeichen konnte ich mir selber erklären – ein langer Strich über dem »a« bedeutet, dass das »a« lang ausgesprochen wird etc – aber es gibt doch einige Zeichen, deren Bedeutung ich nicht verstehe:
- Akzent auf dem »i« (statt i-Punkt)
- Halbkreise
- Punkt unter »e«
und viele mehr
Wer kann mir bitte weiterhelfen?
(Ich habe im Stowasser geguckt, dort aber nichts gefunden – oder kann ich nicht gucken?
Bei der Internetrecherche landete ich auf »Metrik«-Seiten, die aber das Wissen um besagte Zeichen voraussetzen...)
Der Akut auf einem Buchstaben (beim i tritt er meist an die Stelle des i-Punktes: í) bezeichnet die Akzentstelle in einem Wort (unabhängig von der Vokallänge). Der schüsselförmige Halbkreis, Breve genannt, kennzeichnet einen kurzen Vokal, der lange Strich - er heißt Makron - zeigt einen langen Vokal an.
Was genau ist eigentlich eine »Akzentstelle«?
Damit ist doch eine Betonung gemeint – die Silbe / der Vokal wird lang(sam) oder kurz oder laut oder leise gesprochen, oder?
Der Link ist ja nur als Überleitung angezeigt.. ich kopiers:
„Heute wird bei der Wiedergabe von lateinischen Texten die Vokallänge durch Makron markiert, PRÍSCVS wird also als prīscus erscheinen, der Akut dagegen wird zur Markierung betonter Silben verwendet.“
Heißt, einen Vers »skandieren« (zum Beispiel einen Hexameter) eigentlich, dass sich dabei die Aussprache der lateinischen Worte von der »normalen«, der Prosaaussprache unterscheidet?
Beachtete der Römer im Alltag zum Beispiel auch einen Hiat, sprach er »multille« statt multum ille?
Re: Aussprache / Bedeutung von Sonderzeichen
Kuli am 24.2.16 um 16:25 Uhr, überarbeitet am 24.2.16 um 16:30 Uhr (Zitieren)
In der Schulaussprache werden die Hebungen (das, was im Vers durch Akut gekennzeichnet wird) üblicherweise durch einen Druckakzent (Iktus) hervorgehoben. (Die Vokalquantitäten werden davon aber nicht berührt.) Die Römer lasen Verse quantitierend, es gab also wahrscheinlich keinen Versakzent, der den Wortakzent der ungebundenen Rede überlagerte. Verschiedentlich wird heute versucht, das quantitierende Lesen von Versen nachzubilden. (Wilfried Stroh wäre hier bspw. zu nennen.)
Elisionen wie sie im Vers gelesen werden, kamen auch in der ungebundenen Rede vor. Der Römer sprach „multille“ bzw. hat er die Wortgrenzen irgendwie verschliffen.