Latein Wörterbuch - Forum
Kühe muhen - vaccae ...? — 1552 Aufrufe
John am 24.10.12 um 13:12 Uhr (Zitieren) II
Hallo liebe Lateiner, unter die nun auch ich gegangen bin. Wir haben gerade ein mittelschweres Problem, was unsere Übersetzung vom Deutschen ins Lateinische angeht. Unser Satz lautet:

„Die Kühe selber muhten nur träge.“

Unsere Übertragung:

„Vaccae ipsae solum ignave ...“

Hier gibt es nun Vorschläge wie latrare oder clamare, aber irgendwie wird das dem Muh-Laut nicht gerecht. :)

Ich wäre dankbar für Tipps
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
gast am 24.10.12 um 13:29 Uhr (Zitieren) II
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
John am 24.10.12 um 13:34 Uhr (Zitieren) II
Traumhaft - vielen Dank!
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
hanni am 24.10.12 um 13:37 Uhr (Zitieren) II
nur: non ... nisi

Vaccae non mugiebant nisi ignavae

Ich denke, das prädikative „ignavae“ ist zu verwenden.
Die Kühe sind „träge“, nicht das Muhen.
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
John am 24.10.12 um 13:46 Uhr (Zitieren) II
Ginge „Vaccae ipsae ignavae modo mugiebant.“?
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
hanni am 24.10.12 um 14:00 Uhr (Zitieren) II
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
John am 24.10.12 um 14:07 Uhr (Zitieren) II
Dankeschön.
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
Clavileo am 24.10.12 um 20:11 Uhr (Zitieren) I
Das Muhen ist doch träge, nicht die Kühe!? Sonst hieße es ja „Die trägen Kühe muhten“ ...

Eine Kuh macht muh,
viele Kühe machen ... :-)
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
ralph am 24.10.12 um 20:21 Uhr (Zitieren) II
Sie muhten in diesem Zustand :
Vgl. Hier unter 2.
http://members.aon.at/latein/Praedikativum.htm
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
Clavileo am 24.10.12 um 20:48 Uhr (Zitieren) II
Ich kapiers immernoch ned... Da steht doch zum Prädikativum:

„...ist eine Ergänzung des Prädikats, die nicht die Art und Weise der Tätigkeit oder des Vorgangs bezeichnet, sondern eine Eigenschaft oder einen Zustand des Subjekts oder Objekts und wird mit diesem übereingestimmt.“

Aber das ist es doch gerade NICHT, was ich suche, oder?
Ich will die Art und Weise des VORGANGS „muhen“ und nicht die Eigenschaft der Kühe (träg) angeben...!?
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
gast am 24.10.12 um 21:23 Uhr (Zitieren) II
Die Kuh ist doch träge, wenn sie muht,oder ?
Du scheinst an die Stilfigur „Enallage“ zu denken, bei der
„falsch“ bezogen wird.
2. Adjektiva, die
a) einen geistigen oder leiblichen Zustand bezeichnen.

adversus: ungünstig, von vorne
aegrotus: krank
alacer: lebhaft, energisch
assiduus: ständig
beatus: glücklich
compertus: gedrängt
ebrius: betrunken
improvisus: unvermutet
imprudens: ahnungslos
inanis: mit leeren Händen
incolumis: unversehrt, mit heiler Haut
inermis: unbewaffnet
innocens: unschuldig
inopinans: ahnungslos, unvermutet
inscius: unwissend
insons: unschuldig
invitus: widerwillig, gegen den Willen
iratus: zornig
laetus: froh
libens: willig
maestus: traurig
miser: unglücklich
mortuus: tot, nach dem Tod
nescius: ohne Wissen
nocens: schuldig
nudus: nackt, ungeschützt
praeceps: kopfüber
prosper: günstig
salvus: wohlbehalten
sciens: wissentlich
sobrius: nüchtern
tacitus: schweigend
timidus: ängstlich
tranquillus: ruhig
trepidus: verwirrt
tristis: traurig vivus: lebend, bei Lebzeiten

Fällt für dich „ignavus“ nicht auch darunter?

Re: Kühe muhen - vaccae ...?
filix am 24.10.12 um 23:36 Uhr (Zitieren) II
Die mit der Liste verknüpfte Regel sagt keineswegs, dass alle genannten Adjektive als Prädikativa unter Ausschluss entsprechender Adverbien fungieren. Das wird z.B. schon an „timidus“ vs. „timide“ deutlich. Darum heißt es im Neuen Menge beispielsweise auch: „Bei einigen Adjektiven, die einen geistigen oder seelischen Zustand be­zeichnen, setzt das Deutsche ein Adverb oder eine adverbiale Bestimmung, während das Lateinische häufig das genauere Prädikativum verwendet.“ (unser Kandidat ist nicht in der Liste) und ergänzt dann: „Zwischen dem prädikativen Gebrauch eines Adjektivs und dem zu­ gehörigen Adverb gibt es oft Bedeutungsunterschiede; Prädikativum und Ad­verb können bei diesen Wörtern nicht gegeneinander ausgetauscht werden. So bedeutet sciens (selten prudens) ‚mit Vorbedacht, wissentlich‘, scienter und prudenter aber ‚mit Einsicht, klug, mit Sachkenntnis‘...“

Im gegebenen Fall ist also zu fragen, ob a) ein entsprechendes Adverb gebildet wird - allerdings: „ignave“/„ignaviter“, sowie b) wie es sich auf der Bedeutungsebene vom prädikativ gebrauchten Adjektiv unterscheidet und ob es nicht durchaus eine nähere Charakterisierung der Art und Weise der Handlung zu bezeichnen vermag, die sich von der mittelbaren Beschreibung des physischen oder psychischen Zustandes des Agenten klar unterscheidet.
Wer müde lächelt, ist nicht notwendigerweise müde (wobei im Dt. dem keine augenfällige grammatische Differenz entspricht) und ob die Kühe träge („ignave“), i.e. ohne rechte Lust und Energie, nicht gerade fremdenverkehrstauglich, muhen statt sich die Seele aus dem Leib zu brüllen, ohne deswegen müde, erschöpft, träge („ignavus“; hier vielleicht besser „fessus“; cf. Horaz:carm III,13 - „tu frigus amabile fessis vomere tauris praebes“ - „Du gewährst angenehme Kühle den von der Pflugschar ermatteten Stieren“ ) zu sein, oder einfach nicht mehr können, lässt sich durch die grammatische Regel nicht entscheiden.
Noch eine Stelle für die Verwendung von „ignave“.: wenn Cicero in den Tusc.Disp.II.,55: schreibt „Sed hoc idem in dolore maxime est providendum, ne quid abiecte, ne quid timide, ne quid ignave, ne quid serviliter muliebriterve faciamus, in primisque refutetur ac reiiciatur Philocteteus ille clamor.“ dann will er nicht sagen, dass man nicht irgendetwas unter Schmerzen unterlassen soll, weil man träge, matt, erschöpft ist, sondern dass man dem Schmerz keinen Ausdruck von Schwäche und Trägheit in der Handlung selbst verleihen soll: „Aber darauf muss man beim Schmerz am meisten achten: dass wir nicht irgendetwas nachlässig (abiecte), nicht irgendetwas ängstlich (timide), nicht irgendetwas träge/ohne Energie (ignave), nicht irgendetwas nach Sklavenart (serviliter) oder wie Weiber (muliebriter) tun, und vor allem soll ein Geschrei nach der Art jenes Philoktet unterdrückt und abgelehnt werden.“
Re: Kühe muhen - vaccae ...?
paeda am 25.10.12 um 10:15 Uhr (Zitieren) II
Hochinteressant die Diskurse, ein jäher Gegensatz zum heute oft so oberflächlich verwendeten Sprachgebrauch!

Im vorliegenden Fall der Kühe kann man aber getrost bewusstes Muhen außer Acht lassen, meine ich. Ein Zusammenhang zwischen dem Ausdruck des Muhens und der Verfassung der Kühe besteht gewiss!

 
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