ich bräuchte eine genaue Analyse von Ciceros Rede „In Catilinam“ (1,1). Wie gewohnt zuerst meine Vorschläge:
Patere tua consilia non sentis, constrictam iam horum omnium scientia teneri coniurationem tuam non vides? Quid proxima, quid superiore nocte egeris, ubi fueris, quos convocaveris, quid consili ceperis, quem nostrum ignorare arbitraris?
Fühlst du nicht (Verba sentiendi „sentis“ leitet den Aci ein), dass deine Absichten offenliegen, siehst du nicht (videre leitet Aci ein), dass deine Verschwörung (wird zum Subjekt im dt. dass Satz) durch die Mitwissenschaft aller (scientia: Ablativus modi oder instrumenti?) (horum:die hier sind?) in Fesseln gehalten wird. (constrictam bezieht sich auf coniurationem). Jetzt kommen indirekte Fragen abhängig von ignorare, ich würde das „quem“ als Subjektsakkusativ auffassen und das „nostrum“ als Genitiv Plural: Glaubst du das, das (quem) was du in der letzten Nacht (Ablativus temporis) getan hast (jetzt Konjuktiv wegen der indirekten Frage), wo du gewesen bist, welche (Mitverschwörer) du zusammengerufen hast, was des Planes (genitiv?) du gefasst hast, den Unsrigen (sieht jetzt mehr aus wie ein Dativ) unbekannst ist.
Insbesondere "das quem, nostrum, consili bereiten mir etwas Probleme, bzw wie genau ich hier eine indirekte Frage erklären kann. Über Hilfe würde ich mich freuen. Danke!
Re: Analyse In Catilinam 1,1
gastmitkleinemg am 18.4.16 um 17:27 Uhr (Zitieren)
i
Das ist richtig.
Es liegt ein mit einem AcI verschränkter direkt. FS vor:
Von wem von uns glaubst du, dass er nicht weiß, was du ...
korrekt. aller Männer hier bzw. aller Männer, die anwesend sind.entdeckt /überführt und constrictam, gehemmt („zusammengezogen“) istIst Subjektsakkusativ, aber hier steht nicht quid, sondern quem.Partitiver Genetiv, wörtl.: was an Plan/des Planes Du gefasst hast, also welchen Plan.superior nox - vorletzte Nacht, proxima - letzte NachtNein, steht nirgendwo. Quem hängt von arbitraris ab, AcI. Quem ignorare arbitraris, muss im Deutschen anders wiedergegeben. Wem von uns, glaubst du, ist unbekannt bzw. wer von uns, glaubst du, weiß nicht, dass oder auch wer von uns weiß deiner Meinung nach nicht, dass
Noch eine Bestätigung schulischer Tauglichkeit hiermit
Didaktische Überlegung:
Das lateinische Original zeigt eine Überlappung/Verschränkung: Fragesatz (quis) und AcI (quem ignorare), abhängig von „arbitraris“
Eine „normale“, dem Schüler naheliegende Übersetzung, wackelt hin und her, weil er an die erste Stelle ein Fragepronomen und ein „dass“ setzen müsste und möchte. Das beißt sich aber. Daher werden ihm gängiger Weise zwei Rezepte vorgeschlagen.
Das „Von-Rezept“
Eine Formel wie
„Von + Fragepronomen + Verb des Glaubens“ +
(Von wem glaubst du, dass er nicht weiß..)
löst die Überlappung auf, indem zwei getrennte Stellen für das Pronomen und das deutsche „dass“ eingerichtet werden.
Die gewisse Holprigkeit bei
"Von wem von uns glaubst du, dass er ...
ist einmal den zweimaligen „von“ geschuldet, dann auch der Verbindung „glauben von jemandem“.
Beides lässt sich so mildern: von wem unserer Gruppe meinst du...
Bei wem unserer Gruppe vermutest du, dass er
Das Isolierungs-Rezept
Die zweite Variante - von Ailourofilos vorgeschlagen - begegnet dem Überlappungsproblem anders.
Das finite Verb wird im Satz isoliert und freigestellt. So verlangt es nicht mehr eine Anbindung seiner Aktanten.
Man erkennt z.B., dass in unserem Catilina-Beispiel das Freiburger Vorgehen an seine Grenzen stößt: Die Behandlung von „quem“ als Relativer Satzanschluss und demonstrative Umformung und freie Verschiebung des so entstandenen Demonstrativpronomens ist kaum möglich. Klar: Wir haben bei Ciceros Catilinapassage ja kein Relativpronomen.
Man sieht: Der Catilina-Satz ist gar nicht leicht in seiner Struktur aufzuhellen und zu behandeln, wenn man verkopft den eierköpfigen Modus tractandi wählt ....
Die Schultauglichkeit wurde ja nie infrage gestellt, aber die doppelte von-Konstruktion ist mea sententia grausig. Gratias sescentas tibi, obscure.
Re: Analyse In Catilinam 1,1
filix am 19.4.16 um 1:57 Uhr, überarbeitet am 19.4.16 um 2:05 Uhr (Zitieren) II
Der Übersetzungsvorschlag von Dizzel hat den anderen immerhin voraus, dass er wenigstens versucht, sich dem über die Satzstellung vermittelten dramaturgischen Aufbau der Bloßstellung zu nähern, während Didaktiker und Ästheten sofort mit der Pointe herausplatzen.
Quid proxima, quid superiore nocte egeris, ubi fueris, quos convocaveris, quid consili ceperis, quem nostrum ignorare arbitraris?
Was Du in der letzten, was Du in der vorigen Nacht getrieben hast,
wo Du gewesen bist, welche Leute Du zusammengetrommelt hast,
was Du für einen Plan ausgeheckt hast,
wer von uns, glaubst Du, weiß das nicht?
Hier im Thread gibt es einen „Aua“-Kommentar. Und der löste heftige Empörung aus.
Inzwischen bereinigt.
Der Hinweis auf eine calmierende Erörterung des „vitium cordi“-Problems schien da passend, auch wenn das in einen anderen thread weist und (jetzt) ein wenig verwirrend wirkt.
Obscure, Du hast seine Frage nicht verstanden. Die Antwort lautet: Über deinem Namen findet sich eine Zeile (unter Titel:), da kann man bei jedem Post reinschreiben, was man will. Zumindest glaube und teste ich das nun einmal.
Re: Analyse In Catilinam 1,1
gastmitkleinemg am 19.4.16 um 15:20 Uhr (Zitieren)
@Willimox : Der Grund meiner Frage war der, dass ich bei meiner Heimkehr den Thread „Analyse In Catilinam1,1“ nicht mehr fand und dachte.„Jetzt hat der Administrator den ganzen Beitrag gelöscht-Ende.“Aber ich sehe, es geht munter weiter.
Ich warte immer noch auf eine Erklärung von dir, wieso das ein Mischfall sein soll bzw. wo hier überhaupt ein Realis stehen soll. Vielleicht kann uns das unser „Altsprachenpfleger“ mal erläutern:
„Et si licuisset, facere non debuisti.“ gast am 13.4.16 um 16:44 Uhr (Zitieren)
Der Lateiner verwendet in diesem Beispiel den so genannten Realis.
Re: Analyse In Catilinam 1,1
gastmitkleinemg am 19.4.16 um 18:11 Uhr (Zitieren)
Da kannst du noch lange warten. Streng gefälligst dein Hirn an, vllt. kommst du irgendwann von selbst auf die Antwort. Wer richtig lesen und denken kann, ist klar im Vorteil.
Stichwort: Form <->Inhalt