filix am 22.8.20 um 14:42 Uhr, überarbeitet am 22.8.20 um 14:43 Uhr (Zitieren)
Die antike Nutzung von Prozentzahlen war sehr beschränkt, die Stellen in der Lit. beziehen sich ausschließlich auf (monatliche) Zinssätze (weshalb Übersetzer ohne Erklärung schon einmal aus „binae centesimae“ 24 Prozent, i.e. p.a., machen). Die Neuzeit hat Ausdrucksweisen wie „per centum“, „pro centum“, „ex centum“ oder auch „novem ex decem (sc. hominibus)“ hervorgebracht. In der lat. Wikipedia beispielsweise finden sich alle diese Möglichkeiten in unterschiedlicher Ausprägung.
Re: 90%
Klaus am 22.8.20 um 14:59 Uhr, überarbeitet am 22.8.20 um 15:00 Uhr (Zitieren)
Danke filix, dann wage ich diesen Vorschlag:
Novem ex decem hominibus huius orbis terrarum gauderent, si tam misere se haberent quam nos.
Ich glaube, das einfache nos macht den Satz zumindest missverständlich.
Re: 90%
Klaus am 22.8.20 um 15:14 Uhr, überarbeitet am 22.8.20 um 15:44 Uhr (Zitieren)
quam Theodisci
Re: 90%
filix am 22.8.20 um 15:44 Uhr, überarbeitet am 22.8.20 um 16:05 Uhr (Zitieren)
Die Beispiele dort - „tres (sc. quartae) partes = 3/4“ und „sex (sc. septimae) partes = 6/7“ - werfen m.E. die Frage auf, ob „novem partes“ ohne zugesetzte Ordinalzahl umstandslos als „novem decimae partes“ = 9/10 (wörtlich: neun zehnte Teile) verstanden wird.
Re: 90%
filix am 22.8.20 um 16:03 Uhr, überarbeitet am 22.8.20 um 16:06 Uhr (Zitieren)
„per“ in der Bedeutung von „pro“ findet sich schon in der Spätantike, gewiss im Mlat. In der Neuzeit mehren sich dann Formulierungen wie „ad rationem decem per centum“. Vgl. auch die (umgangssprachliche) Vertauschung im Süden des dt. Sprachgebiets, die zu „Unter diesen Kindern befanden sich 36 Perzent mit blauen, 30 Perzent mit grauen und 34 Perzent mit braunen Augen.“ führt.
Ob umstandslos, bleibe dahingestellt, aber verstanden wurde das in spätrepublikanischer Zeit wohl schon (multae novem partis detraxit, Nep. Tim. 4, 1).
Nein, im deutschen Satz ist gapping des Prädikats ohne Mehrdeutigkeit möglich, da die unpers. Konstr. im übergeordneten Satz keine andere Position des „uns“ im Vergleichssatz zulässt, als das „ihnen“ im übergeordneten Satz einnimmt.
Es gilt offensichtlich, dass eine Kardinalzahl allein in Verbindung mit „partes“ einen Komplementbruch ausdrückt: n/(n+1), i.e. „tres partes“ = 3/(3+1) = 3/4, „novem partes“ = 9/(9+1) = 9/10 usf.