eins vornweg: Ich habe in der Schule leider kein Latein gehabt, was ich als spracheninteressierter Mensch im Nachhinein sehr bereue.
Ich schreibe hobbymäßig Science-Fiction-Geschichten. Für die neueste habe ich mir ein ganzes Potpourri an Lebewesen auf einem Exoplaneten ausgedacht. Da die wissenschaftliche Untersuchung dieser Außerirdischen einen gewichtigen Teil der Story ausmacht, möchte ich diese Wesen gern auch nach einer fiktiven biologischen Nomenklatur benennen und bräuchte aufgrund meiner Latein-Unkenntnis dafür eure Hilfe.
Den Exoplaneten habe ich „Viator“ also Wanderer getauft.
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, gibt es dort zwei große Gruppen von Lebewesen, einerseits unbewegliche, also sessile Lebewesen und andererseits aufgrund der dortigen Begebenheiten Lebewesen, die ständig in Bewegung sein müssen, also wandern.
Die wichtigste bzw. auffälligste Lebensform dort sind die Großen Wanderer. Was heißt das auf Latein? Einfach Viator magnus oder so ähnlich?
Zudem tummeln sich dort moosartige und pilzartige Wesen, die ich in der einfachen Nennung dementsprechend also als Muscioide und Fungioide bezeichnen würde, oder spricht eurer Meinung nach etwas gegen die Bezeichnung?
Da diese auch zur wandernden Gruppe gehören, wie müsste deren Nomenklatur bzw. konkret die Endung aussehen?
Viator musci??? und Viator fungi???
Bei einer vierten Art handelt es sich um sessile Lebewesen, die nur in einem kurzen Zeitraum erblühen und Photosynthese betreiben können und ansonsten schlichtweg Steinen ähneln. Ein passender deutscher Name wäre also „fester Steinähnlicher“. Habt ihr für diese Art eine Nomenklatur-Idee? Gibt es eigentlich ein Nomen zu sessil? Dass diese Art also als Sessilus lapsi??? (bitte richtige Endung einfügen) oder sowas in der Art bezeichnet werden könnte?
Ich danke euch im Voraus vielmals für eure Antworten und Tipps. :-)
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
Vielen lieben Dank für eure schnellen und hilfreichen Antworten!
Mich wundert es ein wenig, dass du „magnus viator“ schreibst. Ich hätte gedacht, dass im Lateinischen, wie zu einem Großteil auch in den romanischen Folgesprachen, das Adjektiv hinter dem Substantiv steht. Und der Mensch ist ja auch Homo sapiens (bzw. sapiens sapiens, wir Zweimal-Klugen). Oder ist das fakultativ?
Das wäre auf jeden Fall wichtig, weil „Viator“ die Gattungsbezeichnung und das Folgewort die Artbezeichnung ist.
Wenn das nicht frei wählbar ist, wäre das leider auch bei den „Sessilis“ ein Problem, da das als Gattungsbezeichnung vorne stehen müsste, weshalb ich dazu auch nach einer Substantivform gefragt habe. Oder kann man „Sessilis“ auch als Nomen verwenden?
Wenn es euch nichts ausmacht würde ich zudem gern noch drei weitere Arten bzw. deren lateinische Bezeichnung mit euch besprechen. Allesamt „sessile“ Lebewesen:
1. eine Pflanze, die einer Koralle ähnelt: „Sessilis corallius“?
2. eine Pflanze, die einer Stange ähnelt und sich zusammenfalten kann: „Sessilis pertica complicatus“? Bzw. würde auch „Sessilis complicatus“ reichen.
3. eine Pflanze, die sich wie ein Maulwurf in die Erde verkriechen/verstecken kann: „Sessilis talpaformis abditus“? Bzw. würde auch „Sessilis abditus“ reichen.
Es handelt sich natürlich immer um meine sicherlich falsch deklinierten Vorschläge, weshalb ich mich wieder sehr über eure Hilfe freue. Danach lasse ich euch auch mit meinem fiktiven Viehzeug in Ruhe. ;-)
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
Klaus am 31.1.21 um 21:28 Uhr, überarbeitet am 31.1.21 um 21:53 Uhr (Zitieren)
Bevor hier eine Verwirrung entsteht, will ich zu dieser Frage rückfragen:
Wenn sich die Pflanze verkriechen kann, dann sollte man sie doch nicht zu den Sesshaften zählen, oder?
Vielleicht: viator talpaformis correpens ( der sich verkriechende maulwurfartige Wanderer)
Oder lebt sie ständig unter der Erde (abditus)?
Morgen kommt sicher mehr Hilfe.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
@Klaus: Zugegeben, das Pflänzchen ist insofern beweglich, als dass es sich vertikal bewegen kann, nichtsdestotrotz bleibt es fest verwurzelt, kann sich also nicht horizontal bewegen. Also wäre „einziehend“ wohl passender als „verkriechend“. Könnt ihr mir dazu bitte die entsprechende Form von „insidere“ nennen? Oder gibt es dazu noch einen passenderen Begriff?
Nach reiflicher Überlegung, wie die Evolution auf dem Planeten vonstatten gegangen sein könnte, bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass die „Steinartigen“ und „Korallenartigen“ Unterarten einer Art sein könnten, die ich als „Schwammartige“ bezeichnen würde, da sie sich je nach Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen vollsaugen bzw. wieder entleeren können.
Analog dazu reagieren auch die „sich Zusammenfaltenden“ und die „sich Verkriechenden/Einziehenden“ auf die Witterungsverhältnisse und könnten Unterarten der Art der „Stangenförmigen“ sein.
Ich hoffe, dass sich aufgrund dieser Änderungen keine oder zumindest keine allzu großen Schwierigkeiten bei den Bezeichnungen ergeben.
Nur zur Sicherheit möchte ich noch einen kurzen Auszug zur Nomenklatur aus der Wikipedia zitieren:
„Alle Arten innerhalb einer Gattung haben stets einen zweiteiligen (binären) Namen (das Binomen), der aus dem Gattungsnamen und dem Art-Epitheton besteht. Der Gattungsname steht stets in der Singularform und das Art-Epitheton wiederholt das Geschlecht des Gattungsnamens, falls es ein Adjektiv ist.“
Dahinter folgt dann die Bezeichnung der Unterart.
Daraus folgt nun die Zusammenfassung der mit eurer tollen Hilfe zusammengestellten Nomenklatur.
Bei Letzterem müsste wie gesagt „verkriechend“ am besten durch „einziehend“ ersetzt werden. Ansonsten bin ich äußerst zufrieden mit den lateinischen Bezeichnungen, falls aus eurer Sicht nichts dagegen spricht und sie grammatikalisch korrekt sind.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
@Klaus: Zugegeben, das Pflänzchen ist insofern beweglich, als dass es sich vertikal bewegen kann, nichtsdestotrotz bleibt es fest verwurzelt, kann sich also nicht horizontal bewegen. Also wäre „einziehend“ wohl passender als „verkriechend“. Könnt ihr mir dazu bitte die entsprechende Form von „insidere“ nennen? Oder gibt es dazu noch einen passenderen Begriff?
Nach reiflicher Überlegung, wie die Evolution auf dem Planeten vonstatten gegangen sein könnte, bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass die „Steinartigen“ und „Korallenartigen“ Unterarten einer Art sein könnten, die ich als „Schwammartige“ bezeichnen würde, da sie sich je nach Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen vollsaugen bzw. wieder entleeren können.
Analog dazu reagieren auch die „sich Zusammenfaltenden“ und die „sich Verkriechenden/Einziehenden“ auf die Witterungsverhältnisse und könnten Unterarten der Art der „Stangenförmigen“ sein.
Ich hoffe, dass sich aufgrund dieser Änderungen keine oder zumindest keine allzu großen Schwierigkeiten bei den Bezeichnungen ergeben.
Nur zur Sicherheit möchte ich noch einen kurzen Auszug zur Nomenklatur aus der Wikipedia zitieren:
„Alle Arten innerhalb einer Gattung haben stets einen zweiteiligen (binären) Namen (das Binomen), der aus dem Gattungsnamen und dem Art-Epitheton besteht. Der Gattungsname steht stets in der Singularform und das Art-Epitheton wiederholt das Geschlecht des Gattungsnamens, falls es ein Adjektiv ist.“
Dahinter folgt dann die Bezeichnung der Unterart.
Daraus folgt nun die Zusammenfassung der mit eurer tollen Hilfe zusammengestellten Nomenklatur.
Bei Letzterem müsste wie gesagt „verkriechend“ am besten durch „einziehend“ ersetzt werden. Ansonsten bin ich äußerst zufrieden mit den lateinischen Bezeichnungen, falls aus eurer Sicht nichts dagegen spricht und sie grammatikalisch korrekt sind.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
@Klaus: Zugegeben, das Pflänzchen ist insofern beweglich, als dass es sich vertikal bewegen kann, nichtsdestotrotz bleibt es fest verwurzelt, kann sich also nicht horizontal bewegen. Also wäre „einziehend“ wohl passender als „verkriechend“. Könnt ihr mir dazu bitte die entsprechende Form von „insidere“ nennen? Oder gibt es dazu noch einen passenderen Begriff?
Nach reiflicher Überlegung, wie die Evolution auf dem Planeten vonstatten gegangen sein könnte, bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass die „Steinartigen“ und „Korallenartigen“ Unterarten einer Art sein könnten, die ich als „Schwammartige“ bezeichnen würde, da sie sich je nach Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen vollsaugen bzw. wieder entleeren können.
Analog dazu reagieren auch die „sich Zusammenfaltenden“ und die „sich Verkriechenden/Einziehenden“ auf die Witterungsverhältnisse und könnten Unterarten der Art der „Stangenförmigen“ sein.
Ich hoffe, dass sich aufgrund dieser Änderungen keine oder zumindest keine allzu großen Schwierigkeiten bei den Bezeichnungen ergeben.
Nur zur Sicherheit möchte ich noch einen kurzen Auszug zur Nomenklatur aus der Wikipedia zitieren:
„Alle Arten innerhalb einer Gattung haben stets einen zweiteiligen (binären) Namen (das Binomen), der aus dem Gattungsnamen und dem Art-Epitheton besteht. Der Gattungsname steht stets in der Singularform und das Art-Epitheton wiederholt das Geschlecht des Gattungsnamens, falls es ein Adjektiv ist.“
Dahinter folgt dann die Bezeichnung der Unterart.
Daraus folgt nun die Zusammenfassung der mit eurer tollen Hilfe zusammengestellten Nomenklatur.
Bei Letzterem müsste wie gesagt „verkriechend“ am besten durch „einziehend“ ersetzt werden. Ansonsten bin ich äußerst zufrieden mit den lateinischen Bezeichnungen, falls aus eurer Sicht nichts dagegen spricht und sie grammatikalisch korrekt sind.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
Ich bitte vielmals um Verzeihung für den Dreifach-Post. Mein Browser hatte sich aufgehängt und nachdem ich zweimal aktualisiert hatte, wurde dabei jedes Mal ein eigener Beitrag erstellt. Leider kann ich sie nicht selbst löschen.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
„Faltbar“ an sich ist zwar nicht verkehrt, lässt aber wohl eher vermuten, dass das Wesen die Fähigkeit nicht von sich aus besitzt, sondern eine äußere Einwirkung dazu nötig ist.
Das „se/sich“ stellt mich leider nicht richtig zufrieden, zumindest ist mir eine solche Form bei der Namensgebung realer Lebewesen nicht bekannt. Gibt es da womöglich eine elegantere Lösung, um es doch bei einem Wort zu belassen?
Und nochmal die Frage zu dem Wesen, das sich in der Erde verstecken, bzw. „einziehen“ kann. Mir scheint es, dass dabei sowohl „incidere“ als auch „insidere“ passend wäre, klingt ja nicht für umsonst auch fast gleich. ;-) Was haltet ihr für passender?
Also einfach „Sessilis perticaformis incidens bzw. insidens“?
Oder doch einfach „Sessilis perticaformis talpiformis“, der Maulwurf-Vergleich ist ja auch ganz putzig. :-)
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
1. Zu dem von dir gewünschten faltbaren Wesen: Wenn sich das Wesen selbst zusammenfaltet, dann ist „complicabilis“ sicher nicht richtig, denn eine äußere Kraft wäre da notwendig. Was meinst du zu dem Kompromiss „flexibilis“, dem deutschen Wort „flexibel“ entsprechend?
Sessilis perticaformis flexibilis https://www.navigium.de/latein-woerterbuch.html?form=flexibilis&wb=gross
Martin Walter hat ja schon mal Wikipedia konsultiert - dort wird aber deutlich, dass der Gattungsname ein Name sein muss und kein eine Eigenschaft bezeichnendes Attribut.
Sessilis und viator kommen also allenfalls an zweiter Stelle als Art-Epitheton in Frage.
Zudem ist sessilis als Kennzeichnung von Pflanzen überflüssig. Für nicht ortsfeste wird der Zusatz migratorius verwendet.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
von Pflanzen habe ich die ganze Zeit der Einfachheit halber geschrieben. Da es sich um fiktive Wesen auf einem fiktiven Planeten handelt, haben sie freilich eine andere Evolution durchlaufen und können somit gar nicht deckungsgleich mit irdischen Pflanzen sein und theoretisch auch nicht als solche bezeichnet werden. Mit denen haben sie aber gemein, dass sie Photosynthese betreiben.
Dass es ein Name sein muss, widerspricht ja nicht dem, dass sich der Name auf eine Eigenschaft der Wesen beziehen kann, die dann im Art-Epitheton mit einer weiteren Eigenschaft präzisiert wird. Eine Gattung ist fest verwurzelt, die andere wandert (und muss sich sogar bewegen, aber der Grund dafür würde jetzt zu weit führen). Dementsprechend migrieren sie natürlich auch. Viator ist mir aber optisch wie semantisch lieber als Migratorius.
Aus meiner Sicht spricht also nichts dagegen und ich würde gern bei den Gattungsnamen bleiben. Mal davon abgesehen, dass ich euch auch schnellstmöglich mit dem Thema in Ruhe lassen möchte. ;-)
Bleibt trotzdem noch die Benennung der letzten beiden Biester.
1. Flexibel ist das Wesen zwar definitiv, das ist aber leider ziemlich unpräzise. Ich hätte schon gern etwas à la „zusammenziehen, zusammenfalten, verdünnen, schlank machen“.
2. Mit der Maulwurf-Idee war ich wohl doch zu einfältig und hatte gehofft, dass -formis sich nicht nur auf die äußere Form, sondern auch im übertragenen Sinne nach der Art, wie ein Wesen sich verhält, genutzt werden kann. Also weg mit Maulwurf. Incidens und insidens passen also leider auch nicht. Aber irgendetwas nach dem Motto „verstecken, verkriechen, einziehen, zurückziehen“ muss doch machbar sein.
Darf ich für die Bezeichnung der beiden Wesen noch ein allerletztes Mal um eure Vorschläge bitten?
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
Klaus am 5.2.21 um 21:00 Uhr, überarbeitet am 5.2.21 um 21:05 Uhr (Zitieren)
Statt viator wäre auch vians/viantes möglich.
tenuescere bzw. macrescere (dünn, schwach werden) tenuescens/-ntes - macrescens/-ntes wäre sprachlich korrekt.
Du scheinst dich darauf zu verlassen, dass deine zukünftigen Leser weder von Botanik noch von Zoologie Ahnung haben.
Re: Bitte um Hilfe für fiktive biologische Nomenklatur
Super, nochmals vielen lieben Dank für eure Hilfe.
Latitans passt perfekt. Auch deine Vorschläge passen alle sehr gut, arbiter. Wobei bei letzterem natürlich auch die negative Bedeutung „demütigen“ enthalten ist. Ich lasse mir alle drei nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen und entscheide mich dann für einen.
Damit bin ich nun wirklich vollkommen zufrieden und dankbar für eure Vorschläge und Unterstützung. :-)
@arbiter: Auch wenn das nicht mehr Thema dieses Forums ist, würde ich mich freuen, wenn du mir bezüglich deines letzten Satzes bitte noch genauer erklärst, was du damit meinst. Rein auf die Namensgebung bezogen? Was ich dann allerdings nicht so sehen würde, wie ich bereits im letzten Kommentar schrieb. Oder meinst du die biologische Möglichkeit, dass es solche Wesen geben könnte?
Denn eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Als großer Freund der Hard Science-Fiction gebe ich mir größte Mühe, alles so realistisch und plausibel wie möglich zu entwickeln und zu schreiben.