Betont wird immer die vorletzte Silbe (wenn sie lang ist); sonst die drittletzte Silbe, wenn die vorletzte kurz ist.
Bei possîmus ist laut Grammatik das i lang, deswegen wird hier betont.
Bei temporibus hingegen ist das i kurz, deswegen fällt die Betonung eine Silbe zurück.
Das Wesen der Enklitika besteht ja darin, dass sie mit dem Stützwort eine Worteinheit bilden und so die Akzentstelle des Stützwortes beeinflussen.
Die letzte Silbe des Stützwortes gerät durch das Enklitikon in Paenultima-Position, und das bedeutet, dass sie (gemäß Paenultima-Regel) den Akzent trägt, wenn sie langvokalisch oder geschlossen ist. So auch in den von dir angeführten Fällen distinguīque und amplificarīque.
Strittig ist die Frage, was im Fall einer kurzvokalischen, offenen, letzten Silbe des Stützwortes geschieht. Nach dem Zeugnis des spätantiken Grammatikers Martianus Capella* verhält es sich so, wie Ailurofilos sagt, dass der Akzent grundsätzlich auf der letzten Silbe des Stüzwortes liegt.
Berücksichtigt man hingegen, dass im Hexameter die letzten beiden Hebungen in der Regel mit dem Akzent der Wörter zusammenfallen, so kann man anhand von Beispielen wie
... Laviníaque venit | litora (Verg. Aen. 1, 2)
... Tiberínaque longe | ostia (Verg. Aen. 1, 13)
... ármaque fixit (Verg. Aen. 1, 248) etc. pp.
zu dem Schluss kommen, dass auch in solchen Fällen die Paenultima-Regel gilt und der Akzent auf der (einschließlich des Enklitikons) drittletzten Silbe liegt.
Vgl. W. Sidney Allen, Vox Latina, Cambridge ²1978, S. 87 f.