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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3 (1094 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 07.12.2023 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Platz für neue Fälle.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 08.12.2023 um 00:02 Uhr (Zitieren)
Missverstehen Sie mich richtig!

(Piet Klocke; YouTube, aufgerufen am 19.12.2022)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 09.12.2023 um 15:18 Uhr (Zitieren)
In gewissen Fällen von Pleonasmen stellt sich nicht semantische Redundanz ein, sondern unmittelbar der Verdacht, dass sie tatsächlich das Gegenteil bedeuten: z.B. Gratisgeschenk.

———
Rückverweise auf die Vorgängerthreads #1 & #2:

https://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=302

https://www.albertmartin.de/altgriechisch/forum/?view=5181

Archivierst du die Sammlung nach wie vor offline?
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 09.12.2023 um 15:32 Uhr (Zitieren)
Archivierst du die Sammlung nach wie vor offline?

Ja - obgleich das Buch dazu ja im Februar 2023 erschienen ist. Ich sammele weiter. Ich könnte die Datei zum Verschicken anbieten, aber da sie auch zahlreiche Bilder enthält, die hier nicht vorkommen, umfaßt sie inzwischen 50 MB, und da weiß ich nicht recht, wie man das als E-Mail-Anhang verschicken kann.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 09.12.2023 um 15:41 Uhr (Zitieren)
Dafür könntest du dich z.B. eines Dienstes wie https://wetransfer.com/ bedienen. Dort lädst du die Datei hoch, der angegebene Empfänger erhält nur den Downloadlink zum (bis zur Größe von 2 GB für beide kostenlosen) Upload. Die andere Überlegung wäre, die Sammlung in einer übersichtlicheren Form als hier anderswo online zu präsentieren.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 09.12.2023 um 17:08 Uhr (Zitieren)
Man kann sich damit beschäftigen, wenn jemand sein Interesse bekundet. Und auch wenn ich nicht gerne den Kauf meines Buches überflüssig machen möchte, wäre ich gerne bereit, filix, dem ich viel Hilfe verdanke, entgegenzukommen.

Mir ist aber noch eingefallen, daß ich damals in der Vorbereitung des Buches spezielle Dateien für die einzelnen Rubriken erstellt habe: Alltag, Antike, klassische Logik, Belletristik, Witze.
Diese Dateien sind kleineren Umfangs und als E-Mail-Anhang verschickbar, enthalten jedoch keine Bilder, weil die für das Buch nicht vorgesehen waren. Auch sie führe ich fort, d.h. aktualisiere sie immer wieder.

Auf das im Brill-Verlag neu erschienene Buch zum Thema habe ich schon aufmerksam gemacht, auch auf den Preis von 79 Euro für einen Pappband. Dieses Buch befaßt sich allerdings ausschließlich mit den klassischen logischen Paradoxien, die ich die akademischen nenne.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 09.12.2023 um 23:51 Uhr (Zitieren)
Dir Leser abspenstig machen wollte ich natürlich nicht, lediglich wissen, ob, was viele, du allen voran, hier zusammengetragen haben, wenigstens einigermaßen sicher vor der damnatio memoriae digitalis, die vielleicht nur einen Festplattencrash oder Serverausfall entfernt ist, verwahrt wird. Spinnen wir also diesen Faden weiter.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 10.12.2023 um 00:13 Uhr (Zitieren)
Gespeichert habe ich alles. Und wenn es für irgendjemanden ein Interesse oder ein Zugangsproblem gibt, können wir darüber reden.

Was ich mir schonmal bewußt mache, ist etwas anderes: Wenn bzw. falls der Webmaster diesen Laden hier einmal schließt, dann bricht damit jeder Kontakt unter uns ab - auch wenn er schon seit etlichen Jahren besteht.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 12.12.2023 um 17:49 Uhr (Zitieren)
Gore Vidal läßt in seinem Julian-Roman den Priscus über Julians Sparsamkeit bei den Staatsausgaben sagen, das sei "ein tugendhaftes Laster".
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 13.12.2023 um 13:32 Uhr (Zitieren)
Aus wachsender Gleichberechtigung folgt also nicht, dass Männer und Frauen einander ähnlicher werden – im Gegenteil. Dieser Zusammenhang wurde inzwischen in einer ganzen Reihe von Studien belegt. Nur warum?

https://www.spektrum.de/news/geschlechterunterschiede-das-paradox-der-gleichberechtigung/2071002
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Udo schrieb am 14.12.2023 um 09:10 Uhr (Zitieren)
Mich würde mal die Qualität solcher Studien interessieren? Wie objektiv sind sie?
Wie aussagekräftig sind die Kriterien?
Wo ist der Haken?
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 19.12.2023 um 00:33 Uhr (Zitieren)
"Überwinder des Unüberwindlichen" nannte Heinrich von Kleist den Erzherzog Karl nach dessen Sieg über Napoleon bei Aspern am 21./22.5.1809.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 04.01.2024 um 21:34 Uhr (Zitieren)
Von der oratio (iusti) (d.h. dem Gebet des Gerechten) hieß es auch einmal, dass es vincit invincibilem, ligat omnipotentem. Meist Bernhard von Clairvaux zugeschrieben.


———

Bemerkung eines älteren Zaungastes einer hitzigen Diskussion über von der Gen Z ungebetenerweise an die Millennials erteilte Erziehungsratschläge:

Die besten Eltern waren schon immer die kinderlosen.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 05.01.2024 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Damals kannte ich [sc. der Ich-Erzähler Cyrus] Mardonius so gut, daß ich ihn, in einem gewissen Sinn, überhaupt nicht richtig kannte. Niemals studierte ich seinen Charakter, wie man es bei einem neuen Bekannten tut – oder bei jenen wichtigen Persönlichkeiten, die man aus einiger Entfernung beobachten darf.

(Gore Vidal: Ich, Cyrus, Enkel des Zarathustra. Hamburg 1986, S. 123)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 08.01.2024 um 18:50 Uhr (Zitieren)
Aus aktuellem Anlaß ein Beckenbauer-Zitat:
Ja gut, es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage.

(Bildschirmtext der ARD)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Aurora schrieb am 09.01.2024 um 07:27 Uhr (Zitieren)
Weitere mögliche und unmögliche Sprüche des Kaisers:

https://fcbayern.com/en/news/2015/09/franz-beckenbauers-best-quotes-110915
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 12.01.2024 um 16:11 Uhr (Zitieren)
In dem historischen Roman „Ich, Cyrus, Enkel des Zarathustra“ wird Cyrus vom persischen Großkönig Dareios I. nach Indien geschickt, um dort Handelsverbindungen zu knüpfen und die Chancen für einen persischen Angriff zu sondieren. Cyrus lernt aber auch die dortigen Religionen kennen und diskutiert mit deren Vertretern, in diesem Falle zwei Buddhisten.
„Der Weise Herr [sc. Ahura Mazda] ist der einzige Gott“, sagte ich.
„Auch wir haben einzige Götter. Nicht wahr, Sariputra?“
„In Menge, mein Lieber.“
[...]
„Ich finde, das ist ein Widerspruch“, sagte ich steif.
„Wir haben solche auch“, beharrte König Pasenadi freundlich.
„Es ist ja das Leben selbst ein Widerspruch, wenn auch nur, weil –“ Sariputra ließ eine Art Kichern hören. „- die Geburt ausnahmslos die direkte Ursache des Todes ist.“
Die beiden alten Männer lachten zufrieden.

(Gore Vidal: Ich, Cyrus, Enkel des Zarathustra. Hamburg 1986, S. 262)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 20.01.2024 um 15:38 Uhr (Zitieren)
„Ein persischer Edelmann lügt nicht“, sagte Mardonius, ohne zu lächeln. „Nicht einmal dann“, fügte er hinzu, „wenn er’s tut.“

[Gore Vidal: Ich, Cyrus, Enkel des Zarathustra. Hamburg 1986, S. 343]
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 20.01.2024 um 15:38 Uhr (Zitieren)
Wenn man unter Natur die vom Menschen nicht beeinflußte und bestimmte Welt versteht: Renaturieren.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Udo schrieb am 20.01.2024 um 16:15 Uhr (Zitieren)
„Ein persischer Edelmann lügt nicht“, sagte Mardonius, ohne zu lächeln. „Nicht einmal dann“, fügte er hinzu, „wenn er’s tut.“


Was ist, wenn er eine Lüge ankündigt, die wirklich eine ist?

Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 20.01.2024 um 17:25 Uhr (Zitieren)
Das wäre, so wie ich es verstehe, unehrenhaft - das tut er nicht. In Vidals Roman wird das mehrfach betont, daß die Perser bei Lügen besonders empfindlich sind.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Johannes schrieb am 20.01.2024 um 18:06 Uhr (Zitieren)
Interessant in diesem Kontext:
Dareios und die Lügenkönige:
https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCgenk%C3%B6nige
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 21.01.2024 um 19:38 Uhr (Zitieren)
Aus den FAQ eines Stundenhotels:


Diskretion ist in unserem Hause oberstes Gebot. Jeder Gast betritt das Hotel zum ersten Mal, egal wie oft er bereits hier war.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Udo schrieb am 22.01.2024 um 11:42 Uhr (Zitieren)
Jeder Gast betritt das Hotel zum ersten Mal,
Wie ist das in diesem Kontext zu verstehen?

Meine Deutung: Jeder Gast ist immer so zu behandeln, als käme er zum ersten Mal.
Und jeder Gast soll andere Gäste auch so behandeln.

Man stelle sich vor:
Die Dame an der Rezeption sagt: Hallo, Herr X.,
schön, dass Sie uns wieder beehrt haben.
Dann bis nächste Woche!

Insofern liegt kein Paradoxon vor, sondern eine
Metonymie.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 22.01.2024 um 13:20 Uhr (Zitieren)
Die soziale Verabredung, so zu tun und jemanden zu behandeln, als kenne man ihn nicht, obwohl man sehr genau weiß, wer er ist, verwandt meines Erachtens mit dem zeremoniellen oder diplomatischen Inkognito, erzeugt allemal einen Widerspruch, der einen Eintrag hier rechtfertigt.

Der wird, wenngleich in dem Kontext wohl verhältnismäßig schwach, auch als kognitive Dissonanz erlebt.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 22.01.2024 um 13:25 Uhr (Zitieren)
Übrigens gilt hier im Forum, einem Stundenhotel des Geistes, eine verwandte Regel, behandeln doch die einen Habitués die anderen immer wieder so, als kennte man sie nicht längst.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Andreas schrieb am 22.01.2024 um 14:34 Uhr (Zitieren)
Es gibt zwei Ebenen: eine sprachliche und eine inhaltliche.
Auf ersterer ist es paradox, auf letzterer in meinen Augen nicht.
Die Botschaft ist klar und auf die kommt es endlich an.
Für mich schwingt da eine schmunzelnde Ironie mit.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 22.01.2024 um 15:02 Uhr (Zitieren)
Was du beschreibst, ist die Hegung der kognitiven Dissonanz, die durch so einen erlebten und in Sprachhandlungen ausagierten Widerspruch entsteht, weil man in diesem Fall voraussetzen kann, dass alle bei diesem Spiel über Regeln und Rollen Bescheid wissen und die Gründe dafür kennen, nicht seine Aufhebung. Mit ihr würde auch, worauf es manchem Gast ganz unironisch ankommen dürfte, fallen, das Gefühl nämlich, anonym seinem Vergnügen nachgehen zu können. Die Paradoxie besteht also durchaus in dem Konsum einer psychologischen Illusion, von der alle wissen, dass es eine ist.



Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 22.01.2024 um 16:44 Uhr (Zitieren)
Das mit der fingierten Anonymität verstehe ich, der Vergleich mit diesem Forum als "Stundenhotel des Geistes" aber kommt mir schief vor: Hier sind eigentlich alle anonym, mit mir als einziger Ausnahme; Stundenhotels hingegen werden m.W. gerne von Liebespaaren frequentiert, die anderweitig verheiratet sind, also nicht anonym. Und Prostituierte tun's für Geld, wovon man hier ebenfalls nicht reden kann.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 22.01.2024 um 17:22 Uhr (Zitieren)
Nun, die meisten checken hier stundenweise ein, um anonym ihrem, nehme ich mal an, intellektuellen Vergnügen nachzugehen, sie lassen dabei vordergründig sowohl den Betreiber als auch die anderen Gäste darüber mehr oder minder im Unklaren darüber, welche Motive und anderweitigen Bindungen (an die Thematiken oder Bildungseinrichtungen aller Art) sie haben. Gleichzeitig wird doch sehr viel Persönliches, ja Intimes kommuniziert. Wenn es um bezahlte Dienste geht, war man bei mir auch schon einmal an der richtigen Adresse.

Das scheint mir für einen Vergleich nach wie vor ausreichend, worauf ich aber eigentlich hinauswollte, war das merkwürdige Spiel, das seit Jahren hier läuft, bei dem innerhalb dieser Anonymität durch den ständigen Wechsel des Pseudonyms Anspruch auf eine Behandlung gemacht wird, wie das Stundenhotel im Ausgangsposting sie verheißt, dass nämlich jedem jedes Mal so begegnet wird, als wäre er zum ersten Mal da.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 22.01.2024 um 17:30 Uhr (Zitieren)
Übrigens gibt es Paare, die in Stundenhotels gehen, nicht, weil sie tatsächlich jemanden betrügen wollen, sondern um sich durch den Ort die erregende Illusion zu verschaffen, sie täten es.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 22.01.2024 um 17:39 Uhr (Zitieren)
Ich trug mich schon vorher mit dem Gedanken, über die Kommunikation hier unter dem Mantel der Anonymität und was sie bei mir auslöst, etwas zu schreiben.
Vielleicht tue ich das in Kürze auch.
Dabei ist für mich bestimmend aber nicht der Wechsel des Pseudonyms (den ich gar nicht beobachte: Bukolos bleibt Bukolos, filix filix, Johannes Johannes usw.), sondern etwas anderes:
- daß man überhaupt nichts über den Hintergrund der Person erfährt, mit der man kommuniziert;
- daß man jederzeit mit dem plötzlichen, unerwarteten Verstummen eines langjährigen Teilnehmers rechnen muß (Dipsaleos, Sappho, Philomathes usw.).
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 22.01.2024 um 17:44 Uhr (Zitieren)
Hier gibt es noch den Sonderfall, daß niemand irgendeinen Kontakt zum Webmaster hat, von dem die Existenz dieses Forums abhängt. Eines Morgens wacht man auf, und er hat den Laden dichtgemacht. Damit ist auch alles, was man ja als ein Archiv ansehen kann, weg.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 31.01.2024 um 10:28 Uhr (Zitieren)
Die Paradoxie zum Auftragen: Das No-Makeup-Makeup, i.e. eine Schminkprozedur, deren Ziel es ist, ungeschminkt schön auszusehen.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 31.01.2024 um 14:41 Uhr (Zitieren)
Gut, erinnert mich an die Barfußschuhe.
Menschen, die anderen Menschen ständig den Dunning-Kruger-Effekt unter die Nase reiben, erliegen dem Dunning-Kruger-Effekt.

(von mir)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 04.02.2024 um 18:00 Uhr (Zitieren)
ἀποικία übersetzt Kitto als "das Zuhause in der Fremde".
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 04.03.2024 um 22:16 Uhr (Zitieren)
Heute hat die GDL unangekündigte Streiks angekündigt.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 20.03.2024 um 17:32 Uhr (Zitieren)
Als die Dichterin Gertrude Stein auf dem Sterbebett lag, lehnte sich ihre Lebensgefährtin Alice B. Toklas zu ihr herab und flüsterte: "Wie lautet die Antwort, Gertrude?" Darauf Gertrude Stein: "Wie lautet die Frage?"

(Thomas Cathcart & Daniel Klein: Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar ... Philosophie verstehen durch Witze. München 2008, S. 161)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Bukolos schrieb am 20.03.2024 um 21:19 Uhr (Zitieren)
Bei der Gelegenheit sei auch Steins Autobiography of Alice B. Toklas in diesem Thread erwähnt.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 21.03.2024 um 16:22 Uhr (Zitieren)
Ich legte damals keinen Wert auf einen besonders guten Ruf und tat alles, was mir gefiel, nur daß mir das, was ich tat, nicht wirklich gefiel. Das war der Haken bei der Sache.

(Marlen Haushofer: Die Mansarde. Berlin 42011, S. 80)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Bukolos schrieb am 27.03.2024 um 11:16 Uhr (Zitieren)
Bedeutende Menschen nennen mich ein Kind, und ich wäre unartig, wenn ich das nicht auch selber glaubte. Freilich macht mich dieser Glauben oft ganz schwach. Ich dachte so ganz anders von mir. Uebrigens kann ich mich ja noch entwickeln.

Robert Walser, Mikrogramme 1925 (II) hg. Grossenbacher u. a., Basel 2021 (= KWA VI, 3), S. 13 (Mkg. 498r).
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 01.04.2024 um 04:59 Uhr (Zitieren)
Es ist ein Mandat. Ich kann meiner Natur nach nur ein Mandat übernehmen, das niemand mir gegeben hat.


Franz Kafka: Zur Frage der Gesetze und andere Schriften aus dem Nachlass, Frankfurt am Main 1994, S. 144
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Bukolos schrieb am 19.04.2024 um 15:21 Uhr (Zitieren)
After a little while I murmured to Picasso that I like his portrait of Gertrude Stein. Yes, he said, everybody says that she does not look like it but that does not make any difference, she will, he said.

[Gertrude Stein:] The Autobiography of Alice B. Toklas, New York 1933, S. 14.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 19.04.2024 um 23:23 Uhr (Zitieren)
Das erinnert mich an eine von Brechts "Geschichten vom Herrn Keuner":
Wenn Herr K. einen Menschen liebte

„Was tun Sie“, wurde Herr K. gefragt, „wenn Sie einen Menschen lieben?“ „Ich mache einen Entwurf von ihm“, sagte Herr K., „und sorge dafür, daß er ihm ähnlich wird.“ „Wer? Der Entwurf?“ „Nein“, sagte Herr K., „der Mensch.“

Aber das ist nicht paradox, sondern manipulativ.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 22.04.2024 um 23:58 Uhr (Zitieren)
Allein, wo gehen der Kot und die Abfälle hin? Was ist ihre letzte Bestimmung, wenn der Deckel wieder auf der Tonne liegt und die Spülung gezogen ist?

Wir wissen es nicht, zumindest nicht so genau, und dieses Unwissen enthält schon in nuce ein irritierendes Paradox der Moderne: Keine Zeit vor uns war so sauber, ja, so besessen von Sauberkeit, wie wir es sind. Die Dinge glänzen und duften, sind glatt und rein, wollen klar und eindeutig sein.

Zugleich gilt: Keine Zeit vor uns war so dreckig. Nicht nur stopfen wir alle Täler und jeden versteckten Winkel der Landschaft mit Abfall voll. Nein, der Müll ist inzwischen wirklich überall. Die fernsten Gletscher des Himalayas schwitzen Quecksilber und Pestizide aus, in Luft, Boden und Meeren verteilt sich das Mikroplastik über den gesamten Erdball und jedes Neugeborene hat schon im Mutterleib seine Giftdosis abbekommen.


Oliver Schlaudt: Zugemüllt. Eine müllphilosophische Deutschlandreise. München 2024, S. 7
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 23.04.2024 um 12:36 Uhr (Zitieren)
Hübsch. Was man vermeiden will, verschwindet ja nicht einfach.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 23.04.2024 um 12:37 Uhr (Zitieren)
Das [sc. die Reichsbürger] sind keine netten Onkels, die irgendwelche komischen Ideen haben. Im Grundsatz handelt es sich um Leute, die der Auffassung sind, dass es die Bundesrepublik nicht gibt und dass man sich gegen sie wenden muss.

(Andreas Singer, Präsident des Stuttgarter Oberlandesgerichts; zitiert nach Frankfurter Allgemeine vom 22. April 2024)
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 25.04.2024 um 00:24 Uhr (Zitieren)
Ich möchte Ihnen auf diesem Wege, mit diesen um Äonen verspäteten Zeilen danken, aufrichtig danken dafür, dass Sie meine unausrottbare Undankbarkeit all die Jahre so geduldig ertragen haben. Wenn Ihnen dies paradox erscheint, ausgezeichnet, so nähern Sie sich nur dem Wesen meiner Undankbarkeit, die doch in Wahrheit nur bis zur Unaussprechlichkeit tiefe Dankbarkeit für all die unvergoltenen Dienste, die Sie mir erwiesen haben, ist. Mir scheint solches Ungenügen der Wörter nämlich der schlimmste Betrug an der Sache, die auszudrücken sie nicht vermögen, was natürlich augenblicklich auf dieses Schreiben zurückfällt, das ich nicht anders als weiteres Beispiel meines groben und unentschuldbaren Undanks auffassen kann. Er ist doch, wie der Mörder Dmitri in der Schulzeit Jesu sagt, eine schreckliche Sünde, ja, die schlimmste überhaupt.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 25.04.2024 um 12:34 Uhr (Zitieren)
Von wem stammt das?
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
filix schrieb am 25.04.2024 um 20:14 Uhr (Zitieren)
Das stammt von mir (einschließlich der Schlamperei: … nicht anders denn als weiteres Beispiel …).
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Marcella schrieb am 27.04.2024 um 18:43 Uhr (Zitieren)
War das schon da? Kater Hinze in "Der gestiefelte Kater" von Tieck spricht plötzlich elaboriert. Hinze erklärt (I,1) :

Was muß der Hund nicht alles tun und lernen! Wie wird das Pferd gemartert! Es sind dumme Tiere, daß sie sich ihren Verstand merken lassen, sie müssen ihrer Eitelkeit durchaus nachgeben; aber wir Katzen sind noch immer das freieste Geschlecht, weil wir uns bei aller unsrer Geschicklichkeit so ungeschickt anzustellen wissen, daß es der Mensch ganz aufgibt, uns zu erziehen.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Γραικύλος schrieb am 27.04.2024 um 22:57 Uhr (Zitieren)
Nein, das gab's noch nicht, kannte ich auch nicht.
Re: Paradoxien, nicht nur aus der Antike #3
Marcella schrieb am 28.04.2024 um 15:52 Uhr (Zitieren)
Irgendwo gab´s auch die Kurzfassung des Kater-Dictums (Den Ort finde ich gerade nicht): "Was sind doch die Pferde so dumm, dass sie so klug sind."

Wäre das nicht das passende Motto für das kommende Aaachener Springreitertunier CHIO?
 
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